Da waren wir gerade aus dem stressigen Innenstadtverkehr von Launceston rausgefahren und auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, der Cataract Schlucht, als auf der Fahrt berghoch auf einmal das ABS anging. Das Zeichen leuchtete und Rojo gab ein schrilles Piepen von sich, dass schon in den Ohren weh tat. Wir wussten nicht was wir tun sollten, schließlich kennen wir uns nicht wirklich mit Autos aus. Auf dem Parkplatz warf Daniel einen Blick in den Motorraum und wir fragten Google. Beides half uns nicht wirklich weiter. So entschlossen wir uns dann erst einmal in die Schlucht hinunter zu laufen und dabei über eine Lösung nachzudenken.
Als wir wieder kamen war der nervige Piepton immer noch da. Wir wollten also den Berg runter in die Stadt zu einer Werkstatt fahren. Als Daniel ausparkte merkte er, dass die Bremse sich komisch verhielt. Er fuhr ein kurzes Stück, aber es war uns nicht geheuer mit einer nicht komplett funktionierenden Bremse diesen steilen Berg runter zu fahren. So riefen wir den Pannendienst, den RAC. Bei diesem sind wir Mitglied und er ist vergleichbar mit dem ADAC.
Wir warteten bis ein netter Mitarbeiter vorbei kam. Dieser suchte eine Weile und fand das Problem. Ein Kabel am ABS-System war schon älter und irgendwie rausgerutscht. Er empfahl uns zu einer Werkstatt zu fahren, versicherte uns aber auch, dass es sicher war weiter zu fahren. Wir fuhren zu mehreren Werkstätten, immer mit dem gleichen Ergebnis. Alle waren mindestens drei Wochen ausgebucht, eine sogar sechs Wochen! So lange wollten wir natürlich nicht in der Stadt bleiben. Wir fuhren einkaufen und es passierte schon wieder. Daniel, der sich das Ganze hatte zeigen lassen, tat irgendwas und es war wieder normal. Dann fuhren wir tanken. Kurz nach der Tankstelle ging die Leuchte wieder an und auch das Warnsignal setzte wieder ein. Da wir uns auf einer Schnellstraße befanden konnten wir nirgends anhalten.
Als dann endlich eine Parkbucht am Rande der Straße auftauchte, fuhr Daniel hinein und stellte mit Entsetzen fest, dass die Bremse nahezu nicht mehr funktionstüchtig war. So kamen wir erst kurz vor Ende der Bucht zum Stehen. Wieder riefen wir den Pannendienst. Daniel wurde mit dem Mitarbeiter, der uns kurz vorher geholfen hatte verbunden. Es wurde beschlossen, dass Rojo abgeschleppt werden musste. Das Problem war, dass keine Werkstatt Kapazitäten hatte, also dauerte es noch mindestens eine halbe Stunde bis eine Werkstatt gefunden war und erst dann wurde das Abschleppunternehmen benachrichtigt.
Mit dem Abschlepper fuhren wir wieder in die Stadt. Dank unserer Mitgliedschaft beim Pannendienst mussten wir das Abschleppen nicht bezahlen. Bei der Werkstatt angekommen wurde uns mitgeteilt, dass sie erst am 9. Februar einen Termin für uns hatten. Das Auto wurde am 2. Februar abgeschleppt. Wir durften das Auto so lange bei ihnen stehen lassen und sie würden uns irgendwo dazwischen schieben, falls jemand absagen würde.
So wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt und wussten erstmal nicht weiter. Zeit zum Nachdenken blieb auch keine, da es zehn vor fünf war und die Werkstatt um fünf zumachen würde. Rojo würde dann also hinter einem Zaun unerreichbar für uns stehen. Dort bleiben ging natürlich auch nicht. Die Lösungsansätze waren Rojo direkt vor der Werkstatt auf der Straße zu parken — das wollte ich nicht, da die Bremsen ja nicht funktionierten — oder freundlicherweise ein Auto von der Werkstatt benutzen zu können, um unseren Kram dort rein zu laden, allerdings wären wir dafür verantwortlich gewesen, wenn mit dem Werkstattauto irgendetwas gewesen wäre. So packten wir in Windeseile unsere sieben Sachen.
Wir machten uns zu Fuß auf die Suche nach einer Unterkunft. Das erste Hotel vermietete zu dem Zeitpunkt keine Zimmer. Im nächsten Hostel warteten wir zehn Minuten, ohne dass jemand an der Rezeption auftauchte und es liefen viele betrunkene Menschen rum. Letztendlich fanden wir ein Hotel über Booking.com und liefen dort hin. Vor Ort erfuhren wir dann, dass der Preis höher wäre und buchten an der Rezeption stehend über besagtes Internetportal. Während wir noch auf die Bestätigung warteten fand der Schichtwechsel statt. Die neue Rezeptionistin überbrückte die Wartezeit mit einem Gespräch. Dabei erzählte ich ihr, dass unser Auto gerade kaputt gegangen war. Daraufhin gab sie uns sogar noch ein Upgrade. Dies war wirklich nett von ihr.
Wir bekamen ein kleines Apartment mit Bad, Schlafzimmer und Küche, Wohn- und Esszimmer in einem. Wir überlegten, wie wir weiter vorgehen sollten. Dieses Apartment hätten wir mieten können bis unser Auto fertig gewesen wäre, hatte uns die Rezeptionistin versichert. Allerding hatten wir das Problem, dass wir am 7. Februar den Three Capes Track machen würden. Dieser befindet sich am anderen Ende der Insel. Also entschlossen wir uns die Stadt zu verlassen und nur mit Rucksäcken zu reisen.
Am vierten bekamen wir den Anruf von der Werkstatt, dass unser Auto repariert sei. Irgendetwas im ABS sei verstopft gewesen. Das Kabel hatten sie wieder eingebaut. Das war eine große Erleichterung, allerdings hatten wir erst die Möglichkeit das Auto abzuholen, nachdem wir den Three Capes Track beendet hatten.
Bis jetzt fährt das Auto wieder wie vorher und hat noch keine Zicken gemacht (an dieser Stelle klopfe ich mal auf Holz). Jetzt versuchen wir uns die Kosten ebenfalls von der Pannenhilfe erstatten zu lassen, da wir das Premiumpaket gekauft haben. Allerdings dauern diese Dinge immer eine Weile. Verkompliziert wird das Ganze dadurch, dass wir Mitglied bei der Pannenhilfe in Westaustralien sind, uns hier aber die tasmanische Pannenhilfe geholfen hat. Die gehören alle zum RAC, aber jeder Bundesstaat hat hier seinen eigenen RAC. Funktioniert hat es bis jetzt, also hoffen wir mal, dass der Papierkram auch glatt läuft.
~ Jenny