Hintergrund
Drei Wochen vor unserer Hochzeit mussten wir einiges aushalten. So kam es bei uns zu einem Autoeinbruch am Tag bevor wir wieder zur Arbeit fliegen mussten. Dies war eines der schlimmsten Erlebnisse für uns. Obwohl wir davon ausgingen, dass uns das irgendwann passieren würde, wegen unseres Reiselebens, traf es uns sehr unerwartet, weil wir nicht dachten, dass es in Australien passieren würde. Dieses Horrorerlebnis wird uns noch lange begleiten, aber wir haben auch lehren daraus gezogen.
Ein verflixte Woche
In der Woche, wo der Autoeinbruch passierte, lief alles schief. Dass jemand in unser Zuhause eingedrungen ist, war die Spitze vom Eisberg. Mitten in der Woche fanden wir Ölspuren an einer Felge. Wir riefen den RAC (australischer ADAC) an und uns wurde gesagt, dass wir nur noch zur nächsten Werkstatt fahren sollten. Zu dem Zeitpunkt waren wir in Rockingham. Dort fanden wir einen Mechaniker, der sich Rojo anschaute und feststellte, dass es ein „großer Job“ sei. Da er keine Kapazität für so einen Job hatte, schickte er uns nach Perth. Die Fahrt dauerte lange, weil wir nur langsam fuhren und der Tag war gelaufen.
Am nächsten Tag reparierte der Mechaniker das Auto und stellte fest, dass es länger dauern würde als erwartet. Weil du in Perth ohne Auto stundenlang mit Bus und Bahn unterwegs bist, blieben wir den gesamten Tag in der Nähe. Nach einer teuren Reparatur waren wir erst einmal erleichtert, dass unser Auto wieder fuhr.
Am Sonntag nahm ich an einer geführten Vogelbeobachtung teil. Danach wollten wir zum Strand frühstücken. Auf dem Weg fing das Auto an laute Geräusche von sich zu geben. Am Boden zerstört riefen wir wieder den RAC an und parkten am Strand. Dieses Mal hieß es, dass wir uns sogar abschleppen lassen sollten. An einem Sonntag hat nur leider nichts offen. Da dachten wir schon, dass wir in der Scheiße wären. Noch einmal atmeten wir tief durch und nahmen den Rückschlag an und schmiedeten einen Plan.
Statt Volleyball am Nachmittag, würden wir am Strand bleiben und dort, trotz Verbot, übernachten. Außerdem riefen wir bei uns auf der Arbeit an und verlegten meinen Flug. Wenn du in der FIFO-Industrie arbeitest ist der Weg zur Arbeit durch die Flüge schon vorherbestimmt. Begeistert war keiner auf der Arbeit, aber was ein musste musste sein. Schließlich rafften wir uns zusammen und nahmen uns vor einen schönen Tag am Strand zu haben. Der Parkplatz wurde zu unserem Wohnzimmer und wir machten es uns gemütlich mit leckeren Pfannkuchen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir für jedes Problem eine Lösung gefunden.
Der Schock
Nach einer Zeit auf dem Parkplatz, die besser war als ich es erwartet hatte, wollten wir noch eine Runde spazieren gehen. Der Sonnenuntergang stand bevor, außerdem hörten wir Livemusik aus der Ferne. Zunächst hörten wir der Musik eine Weile zu, danach spazierten wir am Strand entlang. Schließlich legten wir uns auf Liegebänke für den Sonnenuntergang hin. Kurz bevor die Sonne am Horizont verschwand, kriegte ich eine Benachrichtigung auf mein Handy. Dies war eine Benachrichtigung, dass ich gerade etwas bezahlt hätte. Wir rätselten wo dies her kam und dann kam noch eine und wir wurden unruhig. Ich sperrte meine Karte sofort und wir machten uns auf den Weg zurück zum Auto. Erneut kam eine Benachrichtigung, also musste es Jennys Karte sein. Ihr Handy lag im Auto. So rannten wir los und am Auto dann der komplette Schock, die Scheibe auf der Beifahrerseite war kaputt und Jennys Rucksack war weg
Jenny sperrte ihre Karte sofort und bis dahin wurden 200 AUD ausgegeben. Glücklicherweise wurde das Handy nicht geklaut und bevor wir losgegangen sind hatte Jenny mich erinnert meine Wertsachen weg zu schließen. Ihre waren nur nicht eingeschlossen, weil wir zuvor alles für die Arbeit gepackt hatten. Nichts außer diese Tasche fehlte, es sah sehr gezielt aus. Jenny rief die Polizei an, welche nicht einmal sich die Mühe machte los zu fahren. In der Zeit lief ich über den Parkplatz und fragte herum, ob jemand etwas gesehen hätte.
Aus der Befragung ergab sich nur, dass die Täterin uns vorher beobachtet haben musste. Außerdem sei dieser Parkplatz wohl häufiger ein Problemort. Nach der Polizei mussten wir unsere Flüge auf der Arbeit auf ungewisse Zeit verschieben. Dafür rief Jenny sogar den Manager nach seiner Arbeitszeit an. Schließlich lief ich den Ort von oben bis unten ab, um vielleicht die Tasche zu entdecken. Leider ohne Erfolg. In der Tasche waren Jennys Portmonee, alle ihre Dokumente und Notizbücher mit wertvollen Inhalten. So standen wir an einem Sonntagabend dar mit einem Auto, was abgeschleppt werden musste und ein kaputtes Fenster hatte, einer Bankkarte die gesperrt wurde und an einem Ort wo wir uns unsicher fühlten.
Die Lösung für den Abend
Am selben Abend telefonierten wir Freunde und Bekannte in der Stadt ab. Jeder war bereit zu helfen, aber alle Lösungen waren nicht passend. Perth ist so groß, dass jeder Weg über 30 Minuten gedauert hätte und unser Auto hätten wir definitiv nicht mit einer zerschlagenen Scheibe zurückgelassen. Selbst fremde Passanten halfen uns, ein Paar gab uns sogar Bargeld. Die Situation war verzweifelt und während wir nach einer Lösung suchten, entdeckte ich eine Gruppe von vier Menschen, dessen Auto eine leere Batterie hatte. Da wir eh feststeckten, bot ich unsere Hilfe an, weil wir ein Starterkabel haben. Wir halfen ihnen und am Ende hatten wir Glück, weil die die Mutter von einer der Personen nur fünf Minuten entfernt lebte. Am Ende konnten wir dort auf dem Grundstück parken und übernachten. Die kurze Fahrt schaffte das Auto. Lustigerweise kam jene Mutter aus Deutschland. Am nächsten Tag planten wir uns abschleppen zu lassen. Wir sind sehr dankbar dafür, dass die Australier in Notsituationen immer bereit sind zu helfen.
Die Folgen
Am nächsten Morgen standen wir früh auf und riefen den Abschleppdienst als erstes an. Dieser sollte den halben Tag brauchen. Zum Glück hatte unser Mechaniker noch Kapazität. Nur standen wir sehr unter Druck. So mussten wir so schnell wie möglich zur Bank, um Zugang zu unserem Konto zu kriegen und den Diebstahl zu melden, zur Polizei für die Anzeige, zur Botschaft für neue Dokumente und alles am besten so, dass wir zeitnah zurück zur Arbeit konnten. Im Hintergrund fühlte ich auch viel Druck wegen der Tatsache, dass ich in der nächsten Woche einen Roadtrip mit meiner Mama machen wollte. Kurz vor unserer Hochzeit hatten wir einen sehr großen Berg voller Arbeit vor uns.
Unser Auto konnte zum Glück zeitnah repariert werden, sogar bis zum Ende des nächsten Tages. An jenem Tag kam noch eine Freundin vorbeigefahren und half uns, weil wir uns ohne Auto durch Perth bewegen mussten. Sie brachte uns noch zu unterschiedlichen Stellen, jedoch war unsere Zeit beschränkt weil alles um 16 oder 17 Uhr zumachte. Bei der Bank bekamen wir Zugang zu unseren neuen Bankkarten. So konnten wir sie auf dem Handy registrieren. Jedoch war alles ein langsamer und mühsamer Prozess.
Durch die Meldung des Diebstahls bekamen wir die Möglichkeit unser Geld wieder zu kriegen. Doch da fing der Telefonhotlinespaß an. Diese Meldung ging nur über die Hotline, nicht in der Bank, und die Hotline war überhaupt nicht hilfreich. Zusätzlich mussten wir für die Polizei die genauen Zeiten der Kreditkartennutzung raus kriegen. Erst nach unterschiedlichen Menschen am Schalter, bekamen wir diese Zeiten. Zum Glück war ein Kompetenter Arbeiter Vorort. Ab fünf war die Zeit für den Tag abgelaufen und wir hatten nicht mehr die Möglichkeit etwas zu machen. Unsere Freundin brachte uns zu dem Airbnb, welches wir spontan gebucht hatten. Zufälligerweise war es die andere Haushälfte von dem Airbnb, wo wir eine Woche später mit unserer Familie einziehen sollten.
Ein Tag zum vergessen
Am nächsten Tag stand uns ein riesiger Berg Arbeit bevor. Nach einem sehr schönen Morgen, machte Jennys sich auf den Weg zum deutschen Konsulat in Perth. Schon der Anfang verriet, dass dieser Tag kein guter werden würde. Auf dem Weg zur Bushaltestelle fiel Jenny auf, dass sie die Passbilder vergessen hatte. Diese brachte ich ihr noch. Ich blieb im Airbnb und versuchte online Sachen zu regeln und machte zwei Lasagnen für den Abend und die ersten Tage auf der Arbeit. Eigentlich dachten wir, dass Jenny nur paar Stunden unterwegs sein würde. Am Ende war es von morgens bis abends. Währenddessen mussten wir permanent Entscheidungen treffen.
Auch an diesem Tag schloss alles um 17 Uhr und weil nicht alles glatt verlief, kamen wir unter Druck. Mit viel Mühe schaffte Jenny unterwegs das meiste für den Tag. Sie konnte sogar unser Auto nach der Öffnungszeit abholen. Die Schwierigkeit waren lange Wege und Wartezeiten und dass wir nur ein Handy mit einem Internetpaket haben. Vom Airbnb war ich ziemlich machtlos und so war der ganze Tag für mich voller Telefonate und für Jenny komplett abgehetzt. Nachmittags stand dann auch fest, dass wir am nächsten Tag zur Arbeit fliegen würden. Das schlimmste hatten wir hinter uns, aber bis heute hin haben wir noch mit diesem Vorfall zu tun.
Polizei
Überraschenderweise war die Polizei bei dem Autoeinbruch überhaupt keine Hilfe. Am Tag des Geschehens fuhren sie nicht einmal raus. Nachdem ich früher von der Arbeit wieder kam, fuhr ich alle Orte ab, wo mit unserer Karte bezahlt wurde (Zwei Tankstellen). Zuvor hatten wir schon mit den Managern der Tankstellen telefoniert, jedoch hatte niemand unsere Tasche gefunden. Als ich vorbei fuhr, traf ich den Manager von einer der Tankstellen an. Dieser erzählte mir, dass er das Überwachungskameramaterial gesehen hätte und die Person mit unserer Karte drauf gewesen sei. Über diese Nachricht freute ich mich sehr, jedoch erfuhr ich auch, dass die Polizei sich dort nicht blicken lassen hatte, obwohl sie alle Daten des Vorfalls hatten.
Folglich schrieb ich eine Email und bat die Polizei sich das Videomaterial an zu schauen. Zwei Tage später kam die Mail, dass sie auf dem Video eine Person feststellen konnten. Top Job! Von Ende Februar bis Mitte April dauerte es diese Person zu befragen. Das Ergebnis ließ uns ungläubig zurück. Die Täterin musste nur behaupten, dass ihr jemand die Bankkarte gegeben hätte und das reichte. Die Polizei rief uns an und sagte, dass sie nichts mehr tun könnten, weil es kein Video gebe wie sie in das Auto einbreche. So einfach kommst du hier davon.
Versicherung
Nach dem Autoeinbruch atmete ich auf als ich realisiert hatte, dass wir eine Versicherung für genau diesen Fall abgeschlossen hatten. Zu früh gefreut! Bis heute telefonieren wir regelmäßig mit unserer Versicherung, weil sie sich entweder blöd stellen oder einfach blöd sind. Die Reparatur am Fenster und Jennys neuen Reisepass hatten wir zunächst selbst bezahlt, aber wir haben einen Anspruch auf eine Rückerstattung. Zusätzlich kriegen wir noch Geld für alle geklauten Inhalte. Dafür mussten wir alle Sachen Online finden und eine Liste erstellen mit allen Inhalten und Preisen. Zwei Mal sendeten wir diese Liste schon an unsere Versicherung, aber viel weiter sind wir noch nicht. In der nächsten Zeit werden wir eine dritte Liste diesbezüglich verschicken. Wir sind gespannt wie lange wir noch mit dem Thema kämpfen werden.
Fazit
So einen Autoeinbruch können wir nicht empfehlen, es ist kein Spaß! Eigentlich bin ich im Nachhinein sehr froh, dass wir viel Glück im Unglück hatten. Uns wurde viel wertvollen genommen, aber vieles war sicher verschlossen und alles mit emotionalem Wert ist auch noch da. Am schlimmsten waren die ersten paar Tage, weil auf uns ein richtig großer Haufen Scheiße losgelassen wurde und das kurz vor unserer Hochzeit. Außerdem schmerzt es immer noch, dass die Notizbücher weg sind, weil dort viele Listen, Gedanken und Projekte von uns drin waren. Dennoch schafften wir es uns auch aus dieser Lage wieder raus zu hieven und wir haben einiges daraus gelernt.
~ Daniel