Hintergrund
Im Februar fingen wir eine Ausbildung zum Safariguide an und schlossen diese im Juni ab. Seit Mitte Juni sind wir in unserem Praktikumsbereich. Jedoch fängt unsere richtige Stelle erst im August an und um die Zeit zu überbrücken sind wir bei unserer Ausbildungsfirma geblieben. Jenny erledigt Aufgaben rund ums Camp und ich bin zuständig für Media (Fotos und Videos). Eines Morgens ging ich mit auf einen Gamedrive von der Gruppe, die im Camp war und diese Fahrt hatte es in sich. Wir vollbrachten das Kunststück die Big 5 in one Drive zu sichten, also Elefanten, Büffel, Nashörner, Leoparden, Löwen in einer einzigen Fahrt zu sehen.
Der Anfang
Wir fuhren morgens um 6.30 Uhr los und bereits der Start war ein Erfolg. Kurze Zeit später sichteten wir einen Martial Eagle (Kampfadler) auf einem Baum. Die Raubvögel in Südafrika sind echt spannend und faszinierend. Der Martial Eagle ist mit in der ewigen Diskussion des größten Raubvogels. Eine beachtliche Flügelspannweite von 1.9–2.4 Metern und der Fakt, dass dieser Vogel kleine Antilopen und Schakale frisst, beeindrucken mich jedesmal. Während unserer Fahrt zu einem benachbarten Reservat sah ich Green wood hoopoes (Grünbaumhopf) und ich freute mich über das gute Omen für die Fahrt. Manche Kulturen in Südafrika glauben daran, dass wenn ein Green wood hoopoe deinen Weg kreuzt, dann werden dir gefährliche Tiere in den nächsten 24 Stunden begegnen, perfekt für eine ereignisreiche Fahrt.
Wild Dog
Im anderen Reservat sahen wir einen Wildhund auf dem Weg. Wildhunde sind unglaublich schöne, aber auch verrückte Tiere. Sie haben weder Angst vor Elefanten noch ist ihnen die Dimension ihrer Beute ein Hindernis, wir hatten sie schon mal Giraffen jagen sehen. Der Wildhund bewegte ich erst relativ entspannt auf das Fahrzeug zu und plötzlich sprang er mit voller Dynamik in die Gräser und lief los. Auf diese Aktion folgte eine Reaktion der Impalas, die wir vorher nicht gesehen hatten. Diese flohen mit all ihrer Athletik von dem Wildhund. Wir versuchten über die Wege des Reservats die Verfolgung aufzunehmen, aber wir verloren ihn. Folglich änderten wir den Plan, da wir relativ nah an einem Damm waren, wo sich ein Leopard häufig rumtreibt.
Leopard
Leoparden sind normalerweise schwierig zu finden und wenn man sie findet, dann verschwinden sie im Dickicht. Der berüchtigte Leopard am Damm ist dagegen ziemlich entspannt und gut zu beobachten. Wir sahen ihn erst perfekt an einer offenen Lichtung stehen. Manchmal fehlen mir die Worte, wenn ich die unglaublichen Lebewesen dieses Planeten sehe. Die Schönheit des gepunkteten Musters, der perfekte Körperbau für die Jagd und die Fähigkeit Beute mit dem selben Gewicht in einen Baum zu hieven, das ist einfach Perfektion. Wir fuhren weiter um den Leoparden aus der Nähe zu sehen und wir hielten einige Meter entfernt. Eine Weile passiert nichts und irgendwann ging er gemächlich in die Drainageline. Dies war der erste der Big 5 in one Drive.
Löwin
Nachdem wir den Damm verlassen hatten fuhren wir die naheliegenden Wege ab mit der Hoffnung den Wildhund wieder zu finden. Stattdessen fanden wir frische Spuren von einem Nashorn. Ich konnte es kaum glauben und meine Aufregung stieg durch die Decke. Für mich ist es nicht erklärbar, aber zu machen Tieren habe ich eine besondere Verbindung. Jede Nashornsichtung ging mir sehr nah, weil jedes Reservat unterschiedlich ist, hatte ich mit Nashörnern abgeschlossen, da die Chancen für Nashörner in diesem Reservat sehr gering sind. Nun folgten wir den Spuren und entschieden nach einer Weile eine Kaffeepause einzulegen.
Nach der Kaffeepause fuhren wir weiter, die Spuren verschwanden im Grass. Wir entschieden den Block abzufahren und vorher am Zaun des Reservats nach einer Löwin zu checken, die sich dort häufiger aufhält. Wir fanden sie und so unsere zweite Begegnung mit einem der Big five Tiere. Leider war diese Sichtung eher traurig als schön. Die Löwin lief den Zaun rauf und runter ab, zwischendurch zu nah und dabei erhielt sie einen Stromschlag. Es ist nicht unüblich, dass Tiere durch die Zäune in benachbarte Reservate ausbrechen. Ein Teil des Löwenrudels ist ausgebrochen und der Zaun wurde danach repariert und verstärkt. Dementsprechend versuchte die Löwin irgendwie zu dem Rest zu gelangen, jedoch war der Zaun im Weg. Dies war eher eine traurige Erfahrung, weil die Grenzen der Menschen, die durch zum Beispiel Zäune gezogen werden, das natürliche Verhalten und die Routen der Tiere stören.
Nashorn
Wir ließen die Löwin zurück und kontaktierten den Ward des Reservats, damit dieser an einer Lösung für die Situation arbeiten konnte. Kurze Zeit später fanden wir wieder Spuren von dem Nashorn und dieses Mal fanden wir auch das Nashorn. Es war auf einer Mission und mit einem ziemlich flotten Tempo unterwegs. Wir versuchten zu folgen und als er in die tiefere Grasfläche verschwand, taten wir es ihm gleich. Die Fahrt durch das grasige Gelände war holprig, aber wir blieben eine lange Zeit in Sichtweite. Schließlich antizipierten wir seinen Weg und fuhren zur Grenze eines anliegenden Reservats. Jetzt hieß es warten und hoffen, dass das Nashorn seinen Weg in diese Richtung fortsetzen würde. Das Glück war auf unserer Seite und wir sahen ihn in seiner vollen Pracht. Er setzte seinen Weg fort und wir unseren, immerhin war es schon 10:30 Uhr und Frühstückszeit war um 10 Uhr.
Elefanten und Büffel
Nachdem Nashorn fingen die ersten Stimmen an durchs Fahrzeug zu wandern. Der Glaube war nun da, dass wir alle von der Big five in einer Fahrt sehen könnten. Elefanten und Büffel sind am einfachsten zu finden in diesem Reservat. Auf unserem Rückweg sahen wir mehrfach Bachelorgroups (Zusammenschluss von männlichen Elefanten) von Elefanten. Einer der Schüler bot nun der Instruktorin all seine Snacks an, wenn wir die Büffel auch finden würden.
Mit Adlersaugen fuhren wir zurück zum Camp. Jede Antilope und jeder Elefant ließ eine Welle von Aufregung durchs Fahrzeug wandern, jedes Mal mit der Hoffnung, dass es Büffel seien. Die Euphorie schwand, als der Damm des Camps am Horizont auftauchte und auch dort keine Herde von Büffeln ein Bad nahm. Plötzlich sichtete ein Schüler ein Tier in der Ferne auf einer der abgehenden Wege und tatsächlich stand dort ein Büffel. Wir fuhren hin und fanden zur allgemeinen Freude die ganze Herde. Statt eines Bades war nun Siesta Zeit für die Herde und die meisten Tiere lagen im Gras oder snackten gemütlich das Gras. Das Kunststück war vollbracht, die Big 5 in one Drive!
Fazit
Diese Fahrt war sehr aufregend und wir wurden zu Zuschauern eines spannenden Spielfilms. All diese Ereignisse werden in meiner Erinnerung bleiben, aber die Big 5 in one Drive wird niemals mein Startziel einer Buschfahrt werden. Manchmal fallen alle Steine günstig auf einander, aber meistens siehst du lange nicht die „ spektakulären” Tiere. Mein Ziel wird weiterhin bleiben in den Busch zu fahren und die Natur so zu genießen wie sie ist, ohne jedes Mal auf der Jagd nach den großen Tieren zu sein. Letztendlich ist der Busch voller Wunder von Mistkäfern bis hin zu spannenden Verhaltensweisen von Vögeln. An manchen Tagen gibt’s die aufregenden und schnellen Abenteuer und an anderen sollte die Ruhe und Schönheit der Natur das Abenteuer sein. Ich bin einfach sehr dankbar diese Erfahrung einmal gemacht zu haben.
~ Daniel