Hier oben im Norden von Australien kommen wir immer weiter zur tropischen Zone, da sind Unwetter oder Zyklone nicht unüblich, vor allem in der Zyklonsaison. Hier will ich aber von unserem ersten Unwetter in Port Hedland berichten, dass uns heimsuchte noch bevor der erste Zyklon der Saison prognostiziert worden war. Laut der Mama einer unserer Aupairfamilien sollte es aber ganz sicher einen Zyklon vor Weihnachten geben … kleiner Spoiler, den gab es nicht.
Der Sturm
Es war circa zwei Wochen vor Weihnachten, als uns ein tropical Low diagnostiziert wurde. Es hieß, dass es sich dabei lediglich um starken Wind und etwas Regen handeln sollte. Wir dachten uns erst einmal nichts dabei. Regen ist hier sehr willkommen, da es, wie uns gesagt wurde, nur etwa viermal im Jahr regnet. (Nicht vier Tage, sondern vier Phasen.) Wir freuten uns also auf den Regen und hofften, dass er etwas Abkühlung bringen würde, da es die Zeit vor dem Unwetter im um die 38 Grad Celsius waren.
Mittwoch
Am Mittwoch waren wir nachmittags mit dem Jungen und den Mädchen auf dem Cemetery Beach Spielplatz. Dort bemerkten wir schon, dass es sehr windig war und sich der Himmel zuzog. Das Wetter war aber dadurch sehr angenehm. Wir blieben wachsam und verbrachten einen schönen Nachmittag auf dem Spielplatz. Abends waren wir zum Weihnachtskonzert der Kinder eingeladen. Dieses wurde von der Schule veranstaltet und jede Klasse sag zwei oder drei Weihnachtslieder vor.
Als wir dann wieder zuhause waren fing es später am Abend sehr heftig an zu regnen. Das Ganze wurde lautstärkemäßig noch verstärkt durch das, aus Metallplatten bestehende, Dach. Es war wirklich laut. Eine Weile schauten wir dem Regen zu und stellten zu unserem Erschrecken fest, dass das Wasser nicht ablief, es staute sich einfach auf dem Innenhof. Eine leichte Panik stieg in mir auf, die mich so hibbelig und nervös machte, dass ich nicht schlafen konnte. Erst fing ich an unser Zimmer aufzuräumen, gegen zehn oder elf Uhr abends, dann lief ich wie ein aufgescheuchtes Huhn durch unser Zimmer. Ich konnte einfach nicht still sitzen oder liegen. Ich hatte Angst, wovor genau wusste ich nicht. Irgendwann schaffte ich es aber doch zu schlafen, als der Regen allmählich leiser wurde.
Donnerstag
Am Donnerstag waren viele Straßen nass, es gab unglaublich viele Pfützen. Erst da fiel uns auf, dass es keine Gullys gab. Das Wasser konnte nicht ablaufen. Später erfuhren wir, dass es hier in der Umgebung sehr viele unterirdische Flüsse gibt, die die Straßen dann noch mehr fluten würden. Am Donnerstag passierte nicht mehr viel, außer dass es immer wieder regnete und der Himmel zugezogen war.
Freitag
Am Freitag regnete es wirklich heftig. Wir brachten die Kinder zur Schule. Der Parkplatz ist circa 100 Meter von der Schule entfernt. Als wir diesen überquert hatten und im Gebäude waren, waren wir alle klitsch nass, obwohl wir über den Parkplatz sprinteten. Für die Kinder war das alles ein großer Spaß. Immerhin hatten sie Wechselsachen in ihren Taschen, der kleine Junge sogar zwei Mal. Später wussten wir auch warum…
Daniel und ich mussten den ganzen Weg zum Auto auch wieder zurück. Wir waren so nass, dass wir einfach noch zum Strand gefahren sind. Als uns kalt wurde und sich ein Gewitter ankündigte fuhren wir nach Hause. Dort legten wir uns vorerst trocken. Vorher versuchten wir noch einen Schlüssel abzuholen, leider vergebens. Nachdem wir etwa eine Stunde im Trockenen saßen musste Daniel wieder raus ins Nasse, um noch einen Versuch zu starten den Schlüssel abzuholen. Die Dame, bei der er ihn abholen sollte war nämlich erst beim Zahnarzt gewesen und kurz danach musste Daniel dann dorthin, weil sie aufgrund des schlechten Wetters eher zu machten.
Etwa zur gleichen Zeit informierte uns auch eine Mama, dass wir die Kinder auch aus der Schule holen durften, da niemand wusste, wie sich das Wetter entwickeln würde. Die Schule stellte es den Eltern also frei. Da nur eine der beiden Mamas uns geschrieben hatte entschlossen wir uns die Kinder in der Schule zu lassen. Es regnete nun schon einige Stunden. Etwa gegen Mittag hörte es dann wieder auf zu regnen und die Sonne kam sogar raus.
Fazit
Dieses Unwetter war schlimmer, als der Zyklon, der vor Weihnachten prognostiziert war. Wir wussten ja schon, dass es hier in Australien sehr heftig regnen kann, da wir dies einige Male auf der Milchfarm und unterwegs erlebt hatten. Es war für mich nur ein Problem, dass es so plötzlich anfing zu regnen und dass es so unglaublich laut war. Dass das Wasser nicht ablief verursachte Panik bei mir.
Es war sogar so viel Wasser, dass die Highways nach Karratha und Broome gesperrt wurden. Die Straße nach Marble Bar, die heißeste Stadt Australiens, wurde sogar mehrere Tage lang komplett gesperrt und nur nach und nach freigegeben. Erst durften LKWs die Straße wieder befahren, dann vierradbetriebene Fahrzeuge und etwa eine Woche später dann alle Fahrzeuge. Es erzeugte in mir eine gewisse Enge zu wissen, dass die einzigen Straßen, über die man die Stadt verlassen kann überflutet waren und wir dementsprechend feststeckten. Zum Glück hatten wir einen Ort an dem wir bleiben konnten und mussten nirgendwo außerhalb der Stadt hin. Was eine Erfahrung.
~ Jenny