Hintergrund
Auf Tasmanien versuchen wir so viele Nationalparks wie möglich zu erkunden. Besonders reizen uns immer Capes (Landeszipfel) oder Summits (Höchster Punkt eines Berges). Auch habe ich eine leichte Obsession mit Orten, die so nördlich, südlich, westlich oder östlich wie nur möglich liegen. So war es auch selbstverständlich, dass wir in den Southwest Nationalpark mussten. Dort absolvierten wir die Wanderung zur South Cape Bay oder wie es sich für uns anfühlte zum Ende der Welt.
Die Eckdaten zur Wanderung
Die Wanderung zum Ende der Welt ist in Summe ungefähr 18 Kilometer lang und dauert zwischen vier und fünf Stunden. Hinter dem Cockle Creek Campground gibt es einen Bereich mit Klos und Informationen zu den umliegenden Wanderungen, von dort aus Startet diese Wanderung. Die Besonderheit des Weges zur South Cape Bay ist, dass es auf einer größeren Wanderroute liegt. Folglich bekamen wir einen kleinen Einblick auf die Berühmte Wanderung „South Coast Track“, welche sich über sechs bis acht Tage erstreckt und echt ein harter Brocken ist. Diese Wanderung trauten wir uns noch nicht zu, weil sie ziemlich wild sein soll und wir noch nicht auf dem Niveau unterwegs sind. Mit der Wanderung zum Ende der Welt sahen wir aber schon die Schönheit dieses Weges.
Warum das Ende der Welt?
Das Ende der Welt war mal Australien für uns, doch Australien ist extrem groß. Diese Wanderung führt zu einer der südlichsten Buchten von Tasmanien und südlich von Tasmanien kommt nur noch die Antarktis. Egal wie weit wir schon gefahren oder gewandert sind, aber der Ort, wo wir hin wanderten, war für uns in dem Moment das absolute Limit, weiter runter ging es für uns nicht. Außerdem hatte die Bucht eine ganz eigene Atmosphäre, mitten in der Natur ohne jegliche Spuren vom Menschen, das war das Ende der Welt für uns.
Der Weg
Der Wanderweg zum Ende der Welt überraschte uns ein Wenig. Vor diesem Nationalpark lag nicht weit zurück unser Abenteuer auf Bruny Island. Dort lernten wir, warum es Buschwanderung heißt. Kurz gesagt, wir waren auf eine Wanderung komplett durch die Büsche eingestellt, also so viel Gebüsch, dass du den Weg unter deinen eigenen Füßen nicht sehen kannst. Doch der Weg war nur phasenweise so. Die meiste Zeit waren wir von Büschen umgeben, aber der Weg war noch relativ gut sichtbar.
Der Weg lässt sich gut in vier Bereiche einteilen. Du startest mit einem Bereich, welcher einem Wald ähnelt. Alles relativ dunkel, da sehr viele Bäume wenig Sonnenlicht durchlassen. Danach kommst du auf eine offene Lichtung. Dort ist es ziemlich buschig, aber es gibt einen ziemlich guten Überblick über die Landschaft. Schließlich wird der Weg wieder ziemlich ähnlich wie am Anfang. Im letzten Bereich kommst du am Ende der Welt an, der South Cape Bay. Dort gibt es Felsen und einen Weg runter zum Strand.
Das Feeling
Tasmanien hat dafür gesorgt, dass ich meine Lieblingsfarbe noch mehr liebe. Der einfache Grund dafür sind die Grüntöne der Natur von Tasmanien. So war es auch die meiste Zeit während der Wanderung. Das strahlende Grün war einfach unbeschreiblich schön. Dadurch, dass der Weg ziemlich wenig Steigung hatte, konnten wir auch die Wanderung, trotz der Distanz, sehr genießen. Während der Wanderungen flogen unzählige Gedanken durch den Kopf. Dies passiert meistens an Orten, die unsere Inspiration wecken. Dieser Weg ist besonders und es wird schwierig sein die Wanderwege Tasmaniens zu beschreiben, weil es Orte gibt, die man erlebt haben muss, um sie zu verstehen. Der Weg war einfach episch.
Das Gefühl beim Erreichen der South Cape Bay war noch besser. Da lag der wilde Ozean, fernab von jeglicher menschlicher Seele vor uns. Passend zum Ende der Welt, entwickelte sich das Wetter. Der Wind tobte, kalter Regen nieselte auf uns herab und riesengroße Wellen rollten an die Küste. Hier waren wir, an dem Punkt, wo es für uns nicht mehr südlicher ging. Wir liefen zum Strand runter, machten Bilder und feierten den Ort, als hätten wir einen Meilenstein erreicht.
Die Wanderung war nicht schwer, aber wir konnten nicht fassen, wo uns unser Leben hingebracht hatte. Nie hätten wir erahnt, dass wir 18 Kilometer durch den Busch stampfen würden, um an einem der südlichsten Buchten Australiens das Ende der Welt zu bestaunen. Früher hätten wir uns nicht einmal in den Busch getraut und das nasse Wetter wäre auch eine Hürde gewesen. Doch an diesem Tag hielt uns nichts auf, wir waren frei von alten Ängsten und frei von eigener Eingeschränktheit. Vielleicht war die Wanderung kein schwerer Weg, aber unser Weg bis zu diesem Ort war ein wilder Ritt. Für mich war es ein Moment für die Ewigkeit. Mich im kalten Regen über einen Strand zu freuen, der machte, dass ich mich klein neben den Wellen und den Felsen fühlte. Was für ein Abenteuer!
Fazit
Der Weg zur South Cape Bay machte unglaublichen Spaß. Trotz einer hohen Zahl in der Distanz war die Wanderung nicht all zu schwierig. Immerhin ging es für uns danach auf eine weitere Wanderung. Am Ende hinterließ das Ende der Welt einen bleibenden Eindruck bei uns und wir können jedem empfehlen diesen Weg zu machen. Der Southwest National Park ist ein sehr grüner und wilder Ort. Der große South Coast Track ist mit diesem Vorgeschmack definitiv auf unserer Bucketliste gelandet.
~ Daniel