Wie du vielleicht weißt, haben wir für unser zweites Visum von Juni bis September auf einer Milchfarm unsere Farmarbeit verrichtet. Wir mussten 89 Tage für unser zweites Visum arbeiten. Dieser Text wird jetzt wieder aktuell, da wir bald anfangen sechs Monate auf einer anderen Milchfarm zu arbeiten für unser drittes Working Holiday Visum.
Hier wollen wir jetzt ein Fazit schreiben zu unserer letzten Milchfarm. Ich muss sagen, dass die Erfahrungen nicht die Besten waren. Kurz zusammen gefasst lässt sich sagen, dass wir eine Chefin hatten, die persönliche Probleme hatte und in der Zeit, wo wir dort gearbeitet haben gekündigt hat. In ihrem letzten Monat hat sie sich nicht mehr um die Farm gekümmert, das heißt die Backpacker die dort arbeiteten haben eine wirklich große Farm geleitet. Natürlich lief dabei nicht alles glatt. Die Chefin drohte zusätzlich an uns zu feuern, wenn wir nicht einen Tag an unserem Wochenende arbeiten würden. Da zu dieser Zeit Corona noch voll im Gange war und die Jobsituation wirklich schlecht, blieb uns leider nichts anderes übrig.
Die Backpacker
Zusätzlich waren einige Backpacker nicht die Motiviertesten, sie kamen zu spät zur Arbeit oder verschliefen sogar so lange, dass der ganze Ablauf erst eine Stunde später begonnen werden konnte. Ein anderer Backpacker spielte sich als ziemlich wichtig auf, ja er machte seine Arbeit immer gut und ordentlich, aber er war nicht unser Chef. Ich frage eine andere Backpackerin, ob es noch etwas zu tun gebe. Sie sagte nein. Etwa fünf Minuten danach schrie besagter Backpacker Daniel und mich an, wie ich noch nie angeschrien worden bin. Ich ging so lange nicht auf den Inhalt ein, bis er wieder vernünftig mit mir sprach und auch dann war eine Konversation sinnlos. Er beharrte auf seiner Meinung, also redete ich nur noch das Nötigste mit ihm.
Das Übergangsmanagement
Nachdem die Chefin dann weg war bekamen wir ein Übergangsmanagement. Dieses versuchte die Farm, die anscheinend über Jahre nicht richtig geführt worden war, wieder in Ordnung zu bringen. Das erzeugte natürlich noch mehr Chaos. Dazu waren wir auch noch unterbesetzt eine Zeit lang, so dass alle Überstunden machten. Durch technische Defekte und Weiteres führte dies häufig zu zwölf bis vierzehn Stunden Arbeit am Tag. Unser Limit erreichten wir, als wir fast siebzehn Stunden an einem Tag gearbeitet hatten.
Gegen Ende unserer Farmzeit wurde ich ziemlich krank, so krank, dass ich ins Krankenhaus musste. Mir wurde leider nicht die Zeit gegeben mich komplett auszukurieren. Ich musste noch einige Tage arbeiten, um meine Tage für das Visum voll zu bekommen. Sie hatten aber für den Zeitpunkt, an dem wir die Farm verlassen wollten, schon neue Leute angestellt. So blieb mir nur die Wahl sehr krank zu arbeiten oder meine Tage nicht zu bekommen. Zu einen Kompromiss war das Management nicht bereit.
Wir sind die Neuen!
Uns wurde auch von Anfang an unter die Nase gehalten, dass wir die Neuen sind. Lange Zeit nach uns wurde niemand angestellt. So blieben wir die Neuen. Die Aufgaben waren verteilt und wir bekamen den Rest. Wir durften ausschließlich melken und bekamen weniger Schichten. Wir bekamen die Schichten, die übrig blieben. Alle arbeiteten mehr als wir.
Uns war zugesichert worden, sobald wir melken könnten würden wir neue beziehungsweise auch andere Arbeiten bekommen. Leider wurde daraus eher nichts. Einmal fragte ich, ob ich mit den Kälbern helfen könnte. Die Backpackerin, die sich um diese kümmerte sagte, dass es wirklich viel Arbeit wäre. Das Ende vom Lied war dann, dass ich drei Stunden lang das Auto von der Chefin putzen durfte… Ich fragte natürlich nicht mehr nach anderen Aufgaben.
Daniel fragte auch. Nach vielem hin und her durfte er dann eine neue Aufgabe lernen. Leider kam es nie dazu, dass er diese Aufgabe alleine durchführen durfte. Er bekam die Chance reinzuschnuppern nur, damit Daniel ruhig ist. Gebracht hat es niemandem etwas, denn selbst als das Übergangsmanagement übernahm, war Daniel nur zum Melken eingeteilt.
Ich durfte beim Übergangsmangement dann doch mit den Kälbern arbeiten, aber nur weil eine der Backpackerinnen, die sich vorher um sie gekümmert hatte, gegangen war. Letztendlich hatte ich zweieinhalb Tage mit den Kälbern und Daniel zwei. Danach wurde ich krank und die Kälber unter Quarantäne gestellt. Vermutlich hatte ich mich bei ihnen angesteckt. Eines der Tiere, das ich gefüttert hatte war auf dem Weg der Besserung, wurde aber am nächsten Tag umgebracht.
Die Unterkunft
Generell haben wir die ganzen drei Monate in einem Container gewohnt, der zu allem Übel noch nicht einmal richtig dicht war und keinen Blitzableiter hatte. Natürlich sehr vorteilhaft, wenn es im Winter dort fast immer regnet und es oft Gewitter gibt. Es gab auch eine Küche im Container. Das Bad in der Küche nutzten die anderen Backpacker, die im Container wohnten als Ablageraum für ihre Arbeitssachen. Dementsprechend angenehm roch es dann auch immer, wenn man in die Küche kam. Eine Spüle gab es dort nicht. Zum spülen mussten wir immer rüber ins Haus, wo sich zehn bis zwölf Backpacker eine Küche und eine Waschmaschine teilen mussten… Als ich krank wurde ist auf wundersame Weise die Mikrowelle aus der Küche im Container verschwunden. Der arme Daniel musste dann nachts oder im Regen oder beidem rüber zum Haus laufen, um mir ein Wärmekissen zu machen.
Fazit
Letztendlich haben wir entschieden, dass uns auf dieser Farm weder der Umgang mit den Tieren, noch mit den Menschen gefallen hat. Wir würden zu 99 Prozent auch nicht noch einmal für ein Unternehmen arbeiten, viel lieber für ein Familienunternehmen. Ich denke, dass man da auch mehr Sicherheit hat. Als das Übergangsmanagement kam war auch nicht sicher, ob wir unsere Jobs behalten könnten. Auf den anderen Farmen, die zu diesem Unternehmen gehörten wurden nämlich ausschließlich Australier/innen beschäftigt. Wir freuen uns auf unseren neuen Job, sind aber auch dankbar, dass wir niemals zu unserem Alten zurückkehren müssen.
~ Jenny