Das Experiment
Ich hatte mir vorgenommen vom 24 November bis zum 24 Dezember auf Fleisch zu verzichten. Meine mir selbst auferlegte Aufgabe war es zum einen zu schauen, wie vielfältig das Angebot ohne Fleisch ist. Zum anderen, ob es eine langfristige Option für mich werden könnte. Besonders war ich darauf gespannt, wie man eine solche Lebensweise mit dem Reisen verbinden kann.
Mein Beweggrund
Bereits in Adelaide stieß ich auf ein neues Verhältnis zwischen Mensch und Tier bei unserem ersten Farmjob. Der Farmer inspirierte mich mit seinem Verhältnis zu seinen Hühnern und Kühen, denn er behandelte sie wie Freunde, er kannte ihre Persönlichkeiten und ihre individuellen Eigenschaften. Für mich stellte sich die Frage in wie weit der Mensch es sich anmassen darf Individuen als Produkte zu behandeln. Als Konsument sah ich mich ebenfalls, zwar passiv, aber ebenfalls in der Rolle eines solchen Menschen. Je länger ich in Australien war, desto verbundener fühlte ich mich mit der Natur und den Lebewesen und auch dort fing ich an zu zweifeln, ob meine Ernährung berechtigt sei.
Auf Kangaroo Island hatte ich dann zum ersten mal die Idee, mit meiner Ernährung in der Zukunft zu experimentieren. Am Ende führten zwei Schlüsselerlebnisse dazu, dass ich das Experiment machen wollte: Auf dem Rückweg von Kangaroo Island sahen wir einen überfüllten Tiertransporter mit Schafen. Die Schafe kämpfen teilweise damit überhaupt stehen bleiben zu können, eines lag in einer Ecke, während die anderen, aufgrund des Platzmangels, darauf herumtrampelten. Es war ein schrecklicher Anblick und mir wurde zum ersten mal wirklich bewusst, wie scheußlich die Tiere behandelt werden.
Am selben Tag sahen wir einen weiteren überfüllten Tiertransporter, dieses mal mit Kühen. Die Kühe waren so beunruhigt, dass sie immer wieder gegen den Transporter stießen. Die Folge war, dass der Fahrer einen Elektroschocker gegen die Kühe verwendet hatte, wodurch sie nur noch aufgewühlter waren. Diese Erlebnisse machten mir klar, dass ich nicht weiß, wie die Tiere behandelt werden, die meine Ernährung ausmachen und so wollte ich zumindest durch das Einsparen des Fleisches meinen Teil dazu beitragen. Natürlich gibt es auch noch Milch- und andere Produkte die kritisch sind, doch auf unserer Reise wollte ich erstmal einen Schritt gehen.
Verlauf
Als ich mit dem Experiment anfing, da waren wir in Melbourne. In einer Großstadt gibt es mehr Möglichkeiten einzukaufen, daher holte ich zunächst häufig Sachen aus der Tiefkühltruhe wie Tintenfischringe. Mir fiel die Umstellung am Anfang überraschend leicht, mit fehlte das Fleisch nicht einmal. Statt Speck auf dem Toast gab es Erdnussbutter oder Honig, statt Fleisch gab es Fisch oder Fleischersatzprodute, die ich quer durchprobiert habe. Was mich ebenfalls sehr überraschte war die breite Auswahl an Ersatzprodukten in den normalen Supermärkten, es gab alles von Speck bis zur Bratwurst.
Das Experiment verlief reibungslos und es ermöglichte mir, mich gesünder zu ernähren, denn große Salate wurden immer regelmäßiger gegessen. Im Alltag merkte ich die Umstellung nur beim Einkaufen, aber grundsätzlich war der Verzicht auf Fleisch kein Verlust für mich. Die wohl größte Herausforderung war der Umgang mit den Lebensmitteln, die wir gekauft hatten. Jenny aß Fleisch und ich den Ersatz und wir stellten fest, dass die Portionen meistens nicht auf Einzelpersonen ausgelegt waren. Trotz dessen, dass wir keine permanenten Kühlungsmöglichkeiten hatten, gelang uns es mit der Zeit immer besser unseren Einkauf gut zu verteilen ohne, dass das Essen weggeschmissen werden musste.
Der Fleischersatz schmeckte mir sehr unterschiedlich, oft war der Geschmack nicht mit Fleisch zu vergleichen, aber dies fehlte mir auch nicht. Letztendlich würde ich sagen, dass mir 50% der Sachen schmeckten und dass die anderen 50% einfach nur widerlich waren, wenn jeder sagt, dass Tofu abartig schmeckt, dann sollte man dies als Warnsignal auffassen. Grundsätzlich fand ich für mich die Mischung aus Fisch, Spinat-Wraps mit Tomatensoße, Nüssen und Feta, der Ersatzbratwurst und großen Salaten. Die Qualität und Vielfältigkeit meiner Ernährung stieg so insgesamt.
Es gab einen Moment, wo ich das Fleisch tatsächlich vermisst habe: Als wir bei einer Dönerbude waren… Ich musste, um das Experiment zu bestehen, einen Döner ohne Fleisch nehmen, ich fühlte mich in dem Moment wie ein Karnickel! Das war der einzig kontroverse Moment bei dieser Ernährung.
Fazit und Zukunft
Die Idee sich ohne Fleisch zu ernähren hat sich für mich bewährt. Im Alltag ist dies kein großes Problem, selbst beim Reisen findet man genug Lebensmittel, die man essen kann. Folglich wird es mein Ziel sein Fleisch aus dem Alltag zu verbannen. Doch ich werde es, zumindest vorläufig, mit bewussten Ausnahmen angehen. Manche Gerichte oder Feste sind für mich noch schwierig vorstellbar ohne Fleisch. Dementsprechend versuche ich eine gesunde Mischung zu finden, um meinen kleinen Teil gegen die schreckliche Behandlung von Tieren zu leisten. Außerdem werde ich in weiteren Experimenten zukünftig forschen, wie ich mich besser ernähren kann. Auch ohne, dass Tiere dafür schlimme Umstände erleiden müssen. Das Experiment ist für mich ein großer Erfolg und ich freue mich auf weitere Experimente, die meinen Lebensstil verbessern können.
~Daniel