Wenn es dich allgemein interessiert, wie ein Walk mit einem Pangolin aussieht, dann empfehle ich dir erst diesen Text zu lesen. Ein Tag im Leben eines Pangolinwalkers kann das schönste Erlebnis auf Erden sein oder der schlimmste Tag deines Lebens, aber meistens ist es ganz gut.
Heute Morgen
Heute Morgen war mein Pangolin früher wach als gestern, also übernahm meine Chefin das Aus-der-Box holen, das morgendliche Wiegen und die ersten paar Minuten des Walks, während ich meine sieben Sachen in meinen Rucksack schmiss.
Dann löste ich sie ab und erhielt alle wichtigen Infos für den Morgen: Sein Gewicht, dass er heute Morgen nicht zugefüttert wurde und dass er sein großes Geschäft schon in seiner Box erledigt hatte.
Dann ging es für uns beide los.
Der Walk
Ich war ganz happy, dass mein Pangolin heute relativ früh wach war, da es ziemlich warm werden sollte. Über 30 Grad Celsius für ein nachtaktives Tier sind schon ziemlich warm.
Heute entschied er sich nicht, wie jeden Morgen, einen bestimmten Termitenhügel aufzusuchen, sondern ging direkt Richtung des Ortes, wo wir gestern aufgehört hatten. Das sollte mir Recht sein, da hatte ich heute sowieso anfangen wollen, weil er dort gestern sehr gut gegessen hatte. Ein Tag im Leben eines Pangolinwalkers ist nie wie der Letzte oder der Nächste, nichts kannst du planen.
Natürlich nahmen wir nicht den direkten Weg und der Mister hatte nicht wirklich Lust zu Essen, also liefen wir erst eine Weile. Dann fing er an, immer Mal wieder zu graben. Hier und dort Mal für kurze Zeiten zu essen. Nachdem wir eine ziemlich lange Strecke und einige Snacks absolviert hatten (er, nicht ich), gab ich ihm etwas zu Trinken, woran er roch und nur minimal trank. Den Rest des Wassers verwende ich dann, um ihn zu wässern, also seinen Körper abzukühlen. Das ist vor allem bei diesen hohen Temperaturen wichtig.
Es ging noch ein bisschen weiter, er wollte mich ärgern. Versuchte also immer wieder die Straße zu überqueren, also ließ ich ihn, nachdem er wieder gegessen hatte. Du wirst es nicht glauben, aber Pangolins können verdammt schnell sein, wenn sie wollen. Wir liefen also an einem Hügel hinauf. Dort stellte ich mich vor eine Höhle, damit er gar nicht erst auf dumme Gedanken kam. Er wollte wieder in das Gebiet, wo wir nicht hingehen, weil es zu dicht ist, als dass ich wüsste, wo es dort Höhlen gibt.
Also hob ich ihn auf, ging den Weg zurück, den wir gekommen waren und setzte ihn auf der anderen Straßenseite wieder ab. Dort ging es dann weiter und ab in die Drainageline. Dort wurde dann an einem Baum hochgeklettert, so dass mein Pangolin aufrecht stand. Dann schob er seine Zunge in einen Hohlraum zwischen Rinde und Holz. Irgendwann muss er dabei wohl nicht aufgepasst haben, denn er fiel einfach um. Das ist nichts ungewöhnliches, es passiert häufiger, dass Pangolins abgelenkt sind und irgendwo runterfallen. Das Essen war so anstrengend gewesen und es war so warm, dass er sich für einen Mittagsschlaf entschied. Weil er noch so klein ist, darf er während der Spaziergänge bis zu 45 Minuten am Stück schlafen. Ich machte es mir bequem. Ein Tag im Leben eines Pangolinwalkers kann auch bedeuten einfach nur zu warten.
Er schlief circa 20 Minuten, bevor er sich kurz umpositionierte und weiterschlief. Nach weiteren 10 Minuten begann er sich wieder zu entrollen. Ich gab ihm etwas Wasser und schüttete den Rest über ihn. Danach ging es weiter. Wir überquerten die Straße erneut, aber dieses Mal überraschte mich mein Pangolin. Direkt einen Meter neben der Straße fand er ein riesiges Ameisennest und begann sein Festmahl. Wir verbrachten dort mindestens eine weitere Stunde. Danach versuchte er natürlich wieder den Weg zu gehen, den er nicht gehen soll. Wir wiederholten also das Manöver von vorher und ich brachte ihn an die Stelle, wo er am Vortag so gut gegessen hatte. Dort grub er Mal hier und da, aß ein wenig und entschied sich für einen weiteren Nap.
Nach einiger Zeit “duschte” ich ihn und weiter ging es. Wir hatten mittlerweile die fünf Stunden Marke geknackt. Ich ließ ihn seinen Weg gehen. Dann wollte er wieder über die Straße und durch den Zaun. Zum Glück passt er da nicht durch. So endete unser Walk. Er aß und suchte nicht mehr, sondern wollte einfach, dickköpfig wie er ist, durch den Zaun. So hob ich ihn auf und wir liefen zurück. Bevor es ins Bettchen ging, wog ich meinen Pangolin noch. Wir hatten ein Plus von 220g erzielt. Das ist ein Riesenerfolg!
Ab ins Bettchen und auf ein Neues am nächsten Morgen.
~ Jenny