You are currently viewing Fifo

Fifo

Wir bere­its angekündigt haben wir einen neuen Job. Dieser ist hier ganz nor­mal, aber für Europäer ein wenig unver­ständlich. Fifo ste­ht näm­lich für “Fly in Fly out”, was heißt, dass wir zur Arbeit fliegen und wieder zurück. Um das Ganze mal in ein Gesamt­bild zu set­zen: Aus­tralien ist so groß, dass wir zu der Mine, wo wir arbeit­en, cir­ca 16 bis 20 Stun­den fahren müssten, also zwei Tage für nur einen Weg. Da die Minenin­dus­trie in Aus­tralien groß ist gibt es einige Fifo Jobs.

Unser Job

Fifo bedeutet, dass wir für zwei Wochen zur Arbeit fliegen. Für diese zwei Wochen arbeit­en wir jeden Tag 12 Stun­den mit ein­er Stunde Mit­tagspause und zwei 20 Minuten Pausen (das hängt ein biss­chen vom Job ab). Danach haben wir eine Woche frei. Während unser­er Fifo Arbeit­szeit wer­den uns Essen und Unterkun­ft gestellt, sowie einige Kleinigkeit­en wie Handtüch­er, Seife, Waschmas­chine, Trock­n­er, Wasch­pul­ver… Die Flüge bezahlt die Fir­ma ebenfalls.

Wir arbeit­en als Dien­stleis­ter. Je nach dem, wo wir gebraucht wer­den arbeit­en wir. Das heißt, dass wir nicht immer am gle­ichen Ort arbeit­en und nicht immer den gle­ichen Job machen. Die Orte, wo wir arbeit­en umfasst die Minen der Fir­ma, wo wir arbeit­en. Die Jobs, die wir machen vari­ieren. In unserem Reper­toire sind Zim­mer machen (House­keep­ing), Bar, Shop, Küchen­hil­fe und in der Mine putzen (Mine­site clean­ing). Je nach Job gibt es sowohl Tag- als auch Nachtschicht.

Housekeeping

Ich habe in meinem ersten Fifo Swing (so wird die Arbeitspe­ri­ode beze­ich­net) im House­keep­ing gear­beit­et. Je nach Mine gibt es unter­schiedlich viele Zim­mer. Die Mine auf der wir ange­fan­gen haben hat cir­ca 1200 bis 1500 Leute, die dort arbeit­en. Ich schätze 98 Prozent davon haben ein Einzelz­im­mer. Wir putzen die Zim­mer, wenn die Per­son die Mine wieder ver­lässt und je nach Nach­frage auch in der Mitte des Swings, also nach ein­er Woche. Dabei wird bei­de Male die Bet­twäsche getauscht, das Bad gemacht, die Flächen abgewis­cht und der Boden gewis­cht. Wenn die Per­son die Mine ver­lässt wird außer­dem der Kühlschrank geputzt und der Duschvorhang gewech­selt. Das war jet­zt die vere­in­fachte Version.

Für das Putzen nach ein­er Woche haben wir 15 Minuten pro Zim­mer, für das Andere 20. Als erfahren­er House­keep­er sind 25 bis 30 Räume pro Tag nor­mal. Es gibt Tage, an denen weniger Räume zu tun sind, aber Arbeit gibt es immer! An diesen Tagen räu­men wir auf, machen sauber und verteilen die frische Bet­twäsche. Weit­er­hin wer­den “Packs” gepackt, also ein Set an Bet­twäsche, was du dann ein­fach mit­nehmen kannst, wenn du das Zim­mer machst.

Küche

An meinem ersten Tag (Daniel) arbeit­ete ich zunächst in die Küche. Dort lief alles sehr chao­tisch und schnell ab. Die Küche war größer als erwartet, immer­hin haben sie ein großes Team aus Köchen, und über­all liefen die Men­schen kreuz und quer durch die Gegend. An diesem ersten Tag half ich dabei benutzte Kochuten­silien und Bleche zu spülen. Diese wer­den erst in ein­er speziellen Spül­mas­chine gewaschen und schließlich wieder an ihren Platz gebracht. Mein Prob­lem war nur, dass ich wed­er den richti­gen Platz kan­nte, noch erkan­nte ich die richti­gen Größen. Dies spielte eine große Rolle, weil die Bleche min­i­male Größe­nun­ter­schiede aufwiesen und sich nur entsprechende Größen auf einan­der stapeln ließen. Mit­ten im Chaos wurde mir irgend­wann mit­geteilt, dass ich nicht zu Ende arbeit­en müsste, weil ich am näch­sten Tag ins Mine­site Clean­ing gehen würde.

Minesite Cleaning

Jen­er Job war für mich am ersten Tag ein Schock. Mit Autos fuhren wir raus aus dem Dorf und steuerten unter­schiedliche Büros, kleine Küchen (Cribs) und Toi­let­ten an. Ein­er­seits war es span­nend die Mine zu sehen, die großen Maschi­nen und die unendlich lan­gen Züge, die wir schon aus Port Hed­land kan­nten, aber auf der anderen Seite war es auch sehr anstren­gend. Außer­dem stellte ich fest, dass dieser Job sehr gut und schnell erledigt wer­den kann und den Rest der Zeit hängt man im Auto oder in einem Büro am Handy rum. Dies mochte ich gar nicht, lernte es aber in den näch­sten Tagen zu schätzen, weil ich ein­fach mein Buch mitnahm.

In mein­er ersten Woche hat­te ich viel Glück, weil ich gute Teams hat­te und Leute die es mir sehr gut beibracht­en. Außer­dem lernte ich Michael Jack­son ken­nen, einen älteren Mann, der wirk­lich so heißt und gerne Eisen­erz sam­melt. Wenn wir Zeit über hat­ten, wurde das Auto im Nir­gend­wo geparkt und ich kam mit, um die Land­schaft zu erkunden.

In Summe ist der Job hart und an vie­len Stellen eklig (Klobürsten und Män­ner find­en ein­fach nicht zusam­men), aber wenn du schnell arbeitest und ein gutes Team hast, dann hast du viel bezahlte Freizeit, zumin­d­est inoffiziell.

Retail

Darunter wird alles zusam­menge­fasst, was die all­ge­meinen Gebäude bet­rifft: Büros, öffentlich Toi­let­ten und Pausen­räume. Diese wer­den sauber gemacht. Weit­er­hin sind dies die Per­so­n­en, die den Shop betreiben und in der Bar arbeit­en. Im Shop bedi­enen wir Kun­den, machen Kaf­fee, fällen die Regale, den Kühlraum und die Getränke auf. Außer­dem wir hier und in der Bar eben­falls sauber gemacht. In der Bar verkaufen wir Getränke, sowie Piz­za. Da die Fir­ma für die wir arbeit­en strenge Regeln Alko­hol betr­e­f­fend hat, bekommt jede Per­son nur eine lim­i­tierte Anzahl an Drinks. Entwed­er vier Biere oder Spir­i­tu­osen, zwei der Besagten und ein winziges Fläschchen Wein oder nur zwei winzige Weine. Um das ganze nachvol­lziehen zu kön­nen bekommt nie­mand Getränke ohne Ausweis. Es gibt ein Sys­tem, bei dem die Arbeit­sausweise der Leute gele­sen wer­den, so dass es alles ziem­lich schnell geht.

Die Anreise

Da wir vor dem Arbeits­be­ginn noch ein Hous­esit­ting hat­ten, das eine Stunde vom Flughafen ent­fer­nt lag, begann unser Tag sehr früh. Wir hat­ten zwar am Vortag schon alles erledigt, aber hin­fahren mussten wir trotz­dem noch. Also klin­gelte der Weck­er um zwei Uhr mor­gens. Die Nacht war ziem­lich kurz, vor allem weil wir nicht schlafen kon­nten und wenn dann sehr unruhig. Nach mehr oder weniger vier Stun­den Schlaf mussten wir also wieder auf­ste­hen. Wir füt­terten noch die Hunde, pack­ten den let­zten Rest, schmis­sen uns in unsere Uni­form und schon ging es los.

Wie gesagt fuhren wir eine Stunde zum Flughafen. Dort angekom­men woll­ten wir durch die Schranke an unserem gebucht­en Langzeit­park­platz. Das Sys­tem erkan­nte allerd­ings unser Num­mern­schild nicht. Also warteten wir auf den Sup­port. Danach begann die Park­platz­suche. Denn obwohl wir einen Park­platz bezahlt und gebucht hat­ten war es so voll, dass wir schon Angst beka­men. Manche Autos waren ein­fach irgend­wo geparkt wor­den… Schließlich fan­den wir einen Park­platz, aber es war sehr eng.

Am Flughafen

Nach­dem wir dann endlich auf dem Weg waren sahen wir ger­ade noch den Shut­tle­bus weg­fahren. Nach ein­er Vier­tel­stunde kam dann endlich der Näch­ste. Am Flughafen angekom­men liefen wir ein­fach allen anderen hin­ter­her, die Uni­form tru­gen. Wir ließen uns das Eincheck­en an den Auto­mat­en und die selb­st­ständi­ge Gepäck­auf­gabe erk­lären. Dort stell­ten wir fest, dass unsere Ruck­säcke eigentlich ein biss­chen zu schw­er waren. Auf dem Hin­flug dür­fen sie bis zu 23 Kilo­gramm wiegen, das passte also. Für den Rück­flug sind allerd­ings nicht mehr als 10 Kilo­gramm pro Gepäck­stück zuläs­sig. Darum woll­ten wir uns später kümmern.

Als endlich alles erledigt war rutschte uns beim Anblick der Check­in­schlange das Herz in die Hose. Trotz der frühen Uhrzeit war es brechend voll. Wir beka­men Angst unseren Flug zu ver­passen. Wir ent­deck­ten jeman­den ein ganzes Stück weit­er hin­ten in der Schlage, der eben­falls mit uns fliegen würde, was die Angst ein biss­chen bess­er machte. Der Checkin an sich ging schnell, war aber nervig, da wir jede Menge Zeug in den Hosen­taschen hat­ten, einen Gür­tel in der Hose und die Stahlkap­pen­schuhe ausziehen mussten.

Danach mussten wir unser Gate find­en. Es war das vor­let­zte am Ende des Gangs. Dort saßen wir eine Weile herum. Es war ziem­lich voll. Das Board­ing verzögerte sich, so dass sich let­z­tendlich der ganze Flug ver­spätete, weil ein Crewmit­glied erkrankt war. Daniel und ich saßen hin­tere­inan­der und Plätze zu tauschen war nicht möglich. Dann flo­gen wir irgend­wann los und es war kein angenehmer Flug. Es war kalt, jed­er machte ziem­lich schnell nach­dem wir in der Luft waren die Fen­ster­laden zu und irgend­wann wurde auch die Innen­beleuch­tung im Flugzeug ged­immt, so dass ich nicht ein­mal mehr lesen kon­nte. Die Per­so­n­en neben mir schliefen und/oder hat­ten Kopfhör­er in den Ohren. Es war ziem­lich laut.

Die Lan­dung war rel­a­tiv angenehm, vor allem ver­glichen mit der Let­zten, die wir hat­ten. Danach stiegen wir aus und mussten zu Fuß vom Flugzeug über den Asphalt zu den Con­tain­ern laufen, die das Flughafenge­bäude darstell­ten. Dort saß ein Haufen Men­schen, die auf ihren Rück­flug warteten. Dort ging ich schnell aufs Klo. Wir wussten nicht recht, was als näch­stes passieren würde, also holten wir unsere Ruck­säcke. Danach fan­gen wir unsere Ansprech­part­ner­in und sie lot­ste uns zum Bus. Wir luden unser Zeug ein und sucht­en uns einen Platz. Ich stellte rel­a­tiv schnell fest, dass ich einen mein­er Arbeit­shand­schuhe ver­loren hat­te. Also suchte ich kurz danach, kon­nte ihn aber nicht find­en. Fun­fact: Ich fand ihn unter meinem Ruck­sack im Gepäck­raum des Bus­es wieder.

Die Site

Die Site war deut­lich größer als wir erwartet hat­ten. Alleine hät­ten wir uns niemals dort zurecht gefun­den, aber dank ein­er Führung und mein­er Tätigkeit als House­keep­er lern­ten wir ziem­lich schnell einen großen Teil des Camps ken­nen. Es wird Camp oder auch Vil­lage, also Dorf, genan­nt. Dabei han­delt es sich um ein Dorf, was aus Con­tain­ern errichtet wurde. Jed­er Mitar­beit­er bekommt ein Zim­mer mit Bad zugewiesen.

Es gibt die Küche und den Speis­esaal, die Rezep­tion und die San­itätssta­tion. Je nach Site gibt es auch noch ein oder mehrere Fit­nessstu­dios, Pools, Pausen­räume, einen Shop und eine Bar. Da wir auf ein­er größeren Site gelandet waren hat­ten wir alles. Nur um mal einen Ein­blick in die Dimen­sio­nen zu geben: Von einem Ende des Camps bis zum anderen war ich gut 15 Minuten zu Fuß unter­wegs. Von meinem Zim­mer zum Speis­esaal und wieder zurück waren es 1,5 Kilo­me­ter Fußweg. Jet­zt kannst du dir bes­timmt vorstellen, wie viele Kilo­me­ter ich jeden Tag zu Fuß unter­wegs war… und das in neuen, noch nicht einge­tra­ge­nen Strahlkappenschuhen…

Softlanding

Um uns den Ein­stieg in den Fifo Job zu vere­in­fachen haben wir eine Soft­land­ing bekom­men, beziehungsweise nur ich. Daniel wurde direkt ins kalte Wass­er geschmis­sen. Ich habe die ersten drei Tage nur 8 Stun­den gear­beit­et, wurde aber für 11 bezahlt. Danach zwei Tage zehn Stun­den und schließlich für die restlichen zwei Tage 12 Stun­den. Eine 12 Stun­den Schicht bein­hal­tet eine unbezahlte Stunde Mit­tagspause und zwei bezahlte Zwanzig­minuten­pausen. Dann waren wir auch schon fer­tig mit unserem ersten Fifo Swing, denn dieser dauerte nur eine Woche. Diese Woche war aber auch anstren­gend genug.

Roll out

Sowohl Daniels Abteilung als auch meine hat­ten im Laufe der Woche in der Arbeit­szeit einen Fit­nesskurs an dem wir teil­nah­men. Dabei han­delte es sich um eine halbe Stunde Übun­gen mit der Faszien­rolle. Dies war sehr drin­gend notwendig bei der ganzen Laufer­ei. Es tat so weh, war aber ziem­lich gut.

Das Essen

Unser High­light war der Fish and Chips Fri­day, da gab es für uns zumin­d­est Pommes. Son­st war das Essen eher mäßig, vor allem für mich. Daniel hat­te eine gute Auswahl an Frücht­en und Salat. Lei­der stand an den Gericht­en nie dran, ob diese veg­an sind oder nicht. Ich gab online Feed­back dazu. Die Antwort, die ich bekam war: Das machen wir nicht mehr, du musst die Leute in der Küche fra­gen. Nur sind diese Leute meis­tens beschäftigt oder wis­sen es eben selb­st nicht…

Tool Box

Dies ist eine Ver­anstal­tung am Son­ntag, wo sich alle Mitar­beit­er der Tagschicht der Dien­stleis­tungs­fir­ma, für die wir arbeit­en, tre­f­fen. Erst wird eine Präsen­ta­tion vor­ge­tra­gen mit einem bes­timmten Fokus­the­ma. Diese umfasst zudem alle “Unfall­berichte”, um alle Anwe­senden auf die Gefahren aufmerk­sam zu machen. Die Chefs nominieren ihre Mitar­beit­er. Zu unser­er Über­raschung hat­te Daniels Chef ihn für seine gute Arbeit nominiert. Die Nominierten wur­den aufgerufen, um nach vorne zu kom­men. Dort hat besagte Per­son dann an einem Glück­srad gedreht. Daniel dachte, dass es um Kugelschreiber oder so etwas geht und hat wenig motiviert am Glück­srad gedreht, was einige Lach­er her­vorgerufen hat. Doch ganz schnell fol­gte der Auf­schrei, denn er hat­te tat­säch­lich den Haupt­preis abgeräumt, 200 Dollar!

Stretching

Auch ein sehr wichtiger Tage­spunkt. Täglich wurde sich zwei Mal gestretcht, ein­mal mor­gens nach der ersten Besprechung und ein­mal nach der Besprechung, die im Anschluss an die Mit­tagspause stat­tfind­et. Dabei über­nahm meis­tens ein­er aus dem Team den Part des Vor­ma­chens. Ich mochte das Stretch­ing immer, zumin­d­est solange diese Per­son es gemacht hat. Es kann aber auch dur­chaus unmo­tiviert ablaufen, dann macht es keinen Spaß.

Der Rückflug

Am Mon­tag­mor­gen fuhren wir nach dem Früh­stück mit dem Bus um sieben Uhr wieder zu dem kleinen Flughafen. Die Fahrt dauert keine zehn Minuten. Dort check­ten wir ein und gaben unser Gepäck auf. Wir hat­ten die Dinge etwas anders verteilt und gaben ein Gepäck­stück mehr auf. Dann hieß es warten. Schließlich startete das Board­ing. Dies ging rel­a­tiv schnell und lief sehr gesit­tet ab. Lei­der saßen Daniel und ich wieder nicht nebeneinan­der. Ich glaube auch nicht, dass das noch passieren wird. Daniel saß wieder hin­ter mir. Meine einzige Hoff­nung beste­ht noch auf einen Fen­ster­platz. Ich schlief fast den ganzen Flug. Dieses Mal war ich bess­er vor­bere­it­et und hat­te einen Pullover dabei.

Fazit

Unser erster Swing Fifo war ziem­lich erfol­gre­ich, auch wenn er für Daniel recht chao­tisch ange­fan­gen hat. Wir bei­de mögen unsere jew­eili­gen Jobs, nur das Essen müsste etwas bess­er sein beziehungsweise mehr veg­anes Zeug. Den Pool haben wir schon aus­pro­biert und das Fit­nessstu­dio aus­führlich genutzt. Schauen wir mal, wie es wird, wenn wir zwei Wochen am Stück arbeit­en müssen, denn anstren­gend war die Fifo  Arbeit schon.

 

~ Jen­ny

Click to rate this post!
[Total: 1 Aver­age: 5]

Schreibe einen Kommentar