Koalas sind die Patienten im Koalahospital. Als wir vor Kurzem endlich im Koalakrankenhaus in Port Macquarie waren, haben wir die Chance bekommen mit Astrid, einer der Tierärztinnen, vor Ort ein Interview zu führen.
D: Worum geht es beim Koala Krankenhaus?
A: Die Hauptaufgabe des Koala Krankenhauses ist es Koalas zu aus gefährlichen Situationen zu retten, wenn sie verletzt oder krank sind. Dann zu diagnostizieren, was mit ihnen nicht stimmt und ihnen eine Behandlung zur Verfügung stellen. Schließlich kümmern wir uns um ihre Erholung und wenn sie fit genug sind bringen wir sie wieder zurück in die Wildnis dort, wo wir sie fanden.
D: Wie geht ihr vor, wenn ein Koala in der Wildnis, zum Beispiel verletzt gefunden wird?
A: Es hängt ganz von der Situation ab. Wenn es ein Koala in einer gefährlichen Situation ist, dann wird ein Rettungsteam los geschickt. Sie versuchen es zu fangen. Wenn der Koala in Ordnung aussieht, dann wird er in ein sichereres Gebiet gebracht. Wenn sich das Rettungsteam nicht ganz sicher ist, dann wird er hier her gebracht und wir untersuchen ihn. Sollte es dem Koala gut gehen, dann wird dieser innerhalb von 24 Stunden in eine sichere Gegend so nah wie möglich am Fundort gebracht. Wenn der Koala krank ist, dann bleibt dieser hier und wird von uns behandelt.
D: Wie sieht deine tägliche Routine aus?
A: In meiner Rolle als Tierärztin gehe ich ins Krankenhaus und schaue mir alle Tiere dort an, auch die, die draußen zur Besichtigung für Besucher leben. Ich stelle sicher, dass alles in Ordnung ist, dass sie alle genug gegessen haben und dass die Werte passen. Sobald dies erledigt ist unterhalte ich mich mit dem Team. Dabei checke ich bei den Pflegern ob ihnen etwas besonderes aufgefallen ist, ob ein Tier besondere Aufmerksamkeit braucht. Sollte ein neuer Koala reingebracht werden, dann untersuche ich diesen.
Momentan kommen aber eher weniger Tiere rein, leider ist die Zahl der Koalas gesunken. Wir sehen weniger Koalas als gewöhnlich, weil sie bedroht sind. Also wenn ein Koala reinkommt führe ich eine Untersuchung durch, wenn nicht, dann arbeite ich anderen Sachen. Meine Rolle hier ist sehr vielfaltig. Neben den Koalas, um die ich mich kümmere, arbeite ich mit Forschern. Das Koala Krankenhaus führt eigene Forschungen durch. Außerdem bauen wir eine Zuchtstation auf. Damit gibt es viel Arbeit wie die Planung des Vorgehens, Arbeit mit Lizenzen und die Suche nach Freiwilligen.
D: Welchen Bedrohungen muss sich der Koala stellen und welche Ursachen führen dazu, dass sie hier gepflegt werden müssen?
A: Da gibt es unterschiedliche Faktoren. Es gibt die Chlamydien Infektion, deswegen landen Koalas häufig hier. Die Straßen sind ein anderer Faktor, es gibt viele Unfälle mit Fahrzeugen. Außerdem werden Koalas häufig von Hunden attackiert. Eine andere Bedrohung, eine große Bedrohung, ist der Verlust des Lebensraumes. Koalas haben ein Heimatgebiet, wo sie bleiben. Sie leben nicht miteinander, sondern neben einander. Selbst wenn sie in dem selben Heimatgebiet leben, leben sie als Nachbarn nebeneinander und ihre Verteilung hat eine ganz eigne Struktur. Durch den Verlust des Lebensraumes wird das Gebiet kleiner und sie haben nicht genug Platz um zu leben.
Sobald Koalababys alt genug sind, um die Mütter zu verlassen, suchen sie nach einem eigenen Heimatgebiet. Weil deren Lebensraum so fragmentiert ist müssen sie auf der Suche über Straßen hinweg gehen. Außerdem haben sie eine lange Reise, um noch geeignete Gebiete zu finden. Dadurch kommen viele Unfälle mit Autos oder Hunden zustande. Wenn es zu wenig Lebensraum gibt und sie nicht ihr Heimatgebiet verlassen können, dann bleiben sie in der selben Gemeinschaft, was zur Inzucht führt. Statt, dass sie ihre Gene in eine andere Umgebung bringen, bleibt der Genpool am selben Ort, was zu Gendefekten führt. Hier in Port Macquarie ist es kein großes Problem, aber in Victoria gibt es viele Inzuchtsprobleme und dadurch gesundheitliche Probleme.
D: Und dies passiert, weil der Mensch ihnen den Lebensraum stiehlt?
A: Ja, aufgrund von Wohnsiedlungen, die gebaut werden. Wenn du nach Lake Cathie gehst, was nur 20 Minuten von hier entfernt ist, dann siehst du Wohnsiedlungen. Ursprünglich war es voller Regenwälder, die für die Häuser abgeholzt wurden. Jährlich geht Lebensraum hektarweise verloren.
D: Gibt es etwas, was der Mensch dagegen tun kann?
A: Ja, ich vergas vorher zu erwähnen, dass Koalas auch von Buschfeuern bedroht werden. Offensichtlich gibt es jetzt gerade keine Feuer dieses Jahr, aber das gab es in der Vergangenheit und das wird es wieder geben. Das ist eine andere Herausforderung. Menschen können vieles tun, um Koalas zu helfen. Als erstes hilft alles, was du gegen die globale Erwärmung tun kannst. Einsparungen der Energie oder weniger Erzeugung von Müll, all diese Sachen.
Wenn du Hundebesitzer in einer Koalagegend bist, dann lass deinen Hund an der Leine. Wenn ein Koala beim Spaziergang auf dem Boden ist, dann greift der Hund an und tötet den Koala. Halte dein Hund an der Leine und lass deinen Hund nachts im Haus, weil zu dieser Zeit die meisten Unfälle passieren. Für den Verlust des Lebensraumes frag den Stadtrat. Frag den Rat, damit sie weniger Raum für den Bau der Häuser nutzen. Die Hauskrise betrifft nicht nur die Koalas, uns alle, sie sind kaum noch bezahlbar. Viele Häuser werden für andere Zwecke wie Investment oder Urlaube genutzt. Das ist ein großes Problem. Und du kannst (Eukalyptus)Bäume in deinen Garten pflanzen. Ernsthaft du kannst sie pflanzen oder den Rat fragen sie in deiner Gegend zu pflanzen.
D: Noch mal zu deinem Beruf. Wie kam es eigentlich dazu, dass du zur Koala-Ärztin wurdest, immerhin ist es ein sehr spezieller Fachbereich?
A: Sehr glücklich, ich habe die richtige Möglichkeit zur richtigen Zeit bekommen. Es gibt keine spezielle Ausbildung, wenn du versuchst ein Wildtier-Vet zu werden. Tierärzte haben eine normales Studium. Danach gibt es die Wahl bei der Spezialisierung auf Kleintiere, Großtiere oder Wildtiere in meinem Fall. Irgendwann bekam ich die Möglichkeit und von so etwas träumte ich schon, weil es so bedeutungsvoll ist.
D: Im Vorgespräch sagtest du, dass du 2019 hierher kamst. Warst du hier bei den großen Buschfeuern in dem Jahr?
A: Ich war hier (Australien) während der Buschfeuer, aber ich war noch nicht in Port Macquarie. Damals war ich noch in Coffs Harbour. Zu dem Zeitpunkt arbeitete ich noch an meiner Arbeitserfahrung.
D: Wie glaubst du wird sich die Situation für die Koalas weiter entwickeln. Glaubst, dass eure Arbeit dies in eine andere Richtung bringen kann?
A: Die Koalas stehen vor großen Herausforderung. Wie schon gesagt ist die Anzahl deutlich geringer, als sie es noch vor einer Weile war. Deren Zukunft sieht nicht gut aus, aber weil wir dieses Zuchtprogramm aufbauen, hoffen wir, dass wir viele Koalas in die Wildnis bringen können. Hoffentlich werden sich die Dinge zum Guten wenden. Aber wenn wir national nicht mehr für Koalas tun, dann wird es nicht gut ausgehen für sie.
D: Vielen Dank für deine Zeit und deine Antworten.
A: Es war mir eine Freude.