Hintergrund
Der Karinjini Nationalpark ist einer der größten und spektakulärsten Nationalparks in Western Australia. Da wir unsere Aupairzeit in Port Hedland verbrachten, war der Weg zu dem berühmten Nationalpark auch nicht mehr weit. Lange konnten wir nicht fernbleiben. Folglich brachen wir für drei Tage auf, um einen ersten Eindruck von diesem gigantischem Nationalpark zu bekommen. Früh in unserer Planung bemerkten wir, dass es dort zu viel zu sehen gibt für einen Ausflug. Dementsprechend suchten wir uns eine Hand voll an Zielen aus, die wir an den drei Tagen unsicher machen würden.
Fahrt
Von Port Hedland zum Karijini Nationalpark dauerte es ungefähr dreieinhalb Stunden. Doch die Strecke war für uns nicht ganz ohne, weil sie voller Roadtrains ist, die bis zu 60 Meter lang sein können. So kam es auch einige Male vor, dass wir über längere Distanzen recht schleppend vorankamen. Einen besonderen Moment hatte diese Fahrt. Aus dem Nichts lief ein Dingo erst neben der Straße, dann hinter unserem Auto her. Wir hatten zuvor noch nie einen der australischen Wildhunde gesehen. Schon die Fahrt hatte sich damit ausgezahlt. Kurz vor dem Karijini Nationalpark machten wir noch einen Halt bei einem Lookout, wo man schon große Gebirge sehen konnte.
Dales Gorge und Fern Pool
Unsere erste Station im Karijini Nationalpark war die Dales Gorge und die dazugehörige Umgebung. Zuvor machten wir einen Abstecher zum Visitor Center, wo wir uns eine Nacht auf einem Campingplatz in der Nähe gebucht hatten.
An unserem ersten Tag erkundeten wir die Gegend, machten eine kleine Wanderung und bestaunten zahlreiche Lookouts, die einem eine atemberaubende Schlucht zeigten. Einige Pools waren leider geschlossen, aufgrund von losen Gebirgsteilen. Glücklicherweise gab es zwei Orte an denen wir schwimmen konnten. Als erstes marschierten wir durch zum Fern Pool. Auf dem Weg bemerkten wir viele Fledermäuse in den Bäumen. Teilweise sah es so aus, als wären die Bäume mit schwarz überzogen. Der Fern Pool ist ein Traum von einem Ort. Eine kleine Wasserstelle, wo du durch einen Wasserfall in eine kleine Höhle gelangen kannst. Außerdem gibt es dort Fische, die an deinen Füßen knabbern, wenn du die ins Wasser steckst.
Dies war einer der fantastischsten Orte im Karijini Nationalpark. Wir verbrachten dort eine längere Zeit. Das Wasser war im Verhältnis zum heißen Wetter erfrischend kühl. Es machte einfach Spaß zu schwimmen, zu erkunden und einfach frei zu sein. Unglaublich wie viele Bilderbuchorte es einfach gibt. Immerhin ist der Karijini Nationalpark im Inland. Eigentlich sollte man dort nichts außer rote Erde und ein paar Büschen erwarten, doch aus dem Nichts kommt solch ein Wunder, eine Oase und ein magischer Ort. Wie viele von diesen Orten hat die Welt noch zu bieten?
Fortescue Falls
Der Fern Pool und die Fortescue Falls sind nicht sonderlich weit von einander entfernt. Diesen großen Wasserfall hatten wir schon auf dem Hinweg gesehen und er imponierte uns so sehr, dass wir uns schon darauf freuten. Als Erstes hatten wir jedoch das Glück, dass uns ein Waran über den Weg lief. So kam erst ein kleines Fotoshooting zwischen uns und dem Wasserfall. Dem letzten Waran, welchen wir das letzte Mal begegnet sind, war, meiner Erinnerung nach, auf Kangaroo Island, am Anfang unserer Reise. Fasziniert bestaunten wir seine Haut. Diese sah einfach so unnatürlich aus, obwohl gerade das Natur pur war. Nach einer Weile schafften wir es uns wieder auf den Weg zu machen.
Die Fortescue Falls sind fürs Auge ein Spektakel, doch zum schwimmen nicht so perfekt wie der Fern Pool. Du kannst dir einen stufenartigen Weg aus Steinen zum Wasser vorstellen. Dort kletterst du über nasse Steinplatten ins Wasser. Das Problem, die Steine sind rutschig. Es war schon ein Akt ins Wasser zu kommen ohne sich etwas zu brechen. Das Wasser selbst ist nicht so tief und nicht so klar. Das Schwimmerlebnis war in Ordnung, aber ins Besondere der Anblick war eine Pracht. Von unten sah es so aus, als wärst du vor einer Tribüne aus Stein oder in einem Theater irgendwo im Nirgendwo. Der Höhepunkt, ein Wasserfall, der diesen erstaunlichen Anblick komplettiert. Zu dieser gewaltigen Atmosphäre kommen noch knallrote Libellen dazu, wie die Kirsche auf der Torte. Allein die Ästhetik dieses Ortes hat sich für uns ausgezahlt.
Dales Campground
Der Dales Campground war mal wieder ein Vorzeigecampingplatz im Nationalpark. Eine große Fläche für uns zum Parken, saubere Toiletten und eine romantische Stimmung, weil es einfach mitten in der Natur war. Das Ganze wurde von nicht vorhandenem Netz gekrönt. Dies ist nicht einmal ironisch gemeint, denn ohne Netz spielt das Handy gar keine Rolle. Hin uns wieder ist es einfach schön für sich zu sein und keinen Zugang zum Rest der Welt zu haben. Für Notfälle lag unser Satellitentelefon bereit.
Der erste Abend verlief sehr schön. Ein Abendessen mit einem Sonnenuntergang und eine entspannte Stimmung. Doch es gab auch einen kleinen Schockmoment. Beim umbauen des Autos, wurde Jenny am Fuß leicht gebissen. Da es schon dunkel war, mussten sich meine Augen auf eine kleine Taschenlampe verlassen. Einen kurzen Blick erhaschte ich auf das Tier, doch für mich sah es aus wie eine kleine Echse ohne Arme, die sich wie eine Schlange schlängelte. Im ersten Moment erschreckten wir uns sehr, doch Jenny hatte keine weiteren Schmerzen oder Symptome, so dass wir ins Bett gehen konnten. Sehnlichst erwarteten wir den nächsten Tag, denn da wollten wir den nächsten Berg besteigen. Die Nacht war einfach klasse. Seit Monaten kannten wir nur noch Hitze, jedoch kühlt es im Inland über Nacht ab. So hatten wir morgens wieder echte frische Luft.
Mount Bruce
Am nächsten Morgen standen wir sehr früh auf, weil wir den Mount Bruce besteigen wollten. Die gesamte Wanderung sollte neun Kilometer lang sein. Motiviert legten wir los und liefen eine Weile entspannt die Strecke ab. Es gab einen tollen Rundumblick. Bereits nach einigen Minuten änderte sich der Schwierigkeitsgrad der Strecke von sehr leicht bis hin zu dem schwierigsten Grad. Aus einer Laufstrecke wurde eine Kletterstrecke. Sobald wir eine Höhe erreicht hatten konnten wir die ganze Strecke sehen, die noch vor uns lag inklusive dem Mount Bruce. Doch dieser Berg hatte viele Spitzen und wir wussten nicht so recht, wie weit diese Wanderung gehen würde. Der fantastische Ausblick und die Herausforderung spornten uns an. Wir nahmen es mit der Strecke auf. Nach einigem auf und ab standen wir vor einem Berg, wo wir quasi einfach nach oben gucken konnten. Ab dieser Stelle fing wohl das anstrengendste Klettern der Strecke an.
Der Weg nach oben hatte es echt in sich. Immer wieder mussten wir anhalten, um was zu trinken oder uns zu helfen. Wir kämpften uns mit all unserem Siegeswillen durch die einzelnen Stationen. Tatsächlich schafften wir es bis an die Spitze, doch ein Blick nach vorne schockierte uns. Die Wanderung schien noch lang nicht vorbei gewesen zu sein, denn es ging einfach immer weiter. Jenny suchte sich einen Schattenplatz und ich versuchte die Wanderung zu beenden, doch sie schien endlos zu sein. Nach drei weiteren An- und Abstiegen machte ich mich auch auf den Rückweg.
Erst war es frustrierend. Noch nie hatten wir in Australien eine Wanderung nicht geschafft. Die Gipfelwanderungen sind unser besonderer Stolz, weil wir zahlreiche Gipfel gemeistert hatten. Von dem Gipfel bei dem Flinders Ranges Nationalpark bis hin zum höchsten Berg auf australischen Festland. Um so mehr ärgerte es uns, dass wir an dem Mount Bruce im Karijini Nationalpark scheiterten. Doch im Endeffekt war es nicht so schlimm auch mal an seine Grenzen zu kommen. Nur durch Niederlagen und Rückschläge kommt man weiter. Deswegen werden wir eines Tages wieder kommen und diesen Gipfel besteigen. Insgesamt hatte sich die Wanderung alleine für zahlreichen unvergessliche Ausblicke gelohnt.
Hancock Gorge, Spider Walk & Kermit’s Pool
Nachdem wir die Wanderung am Mount Bruce beendet hatten, war es erst mittags. Trotz der Erschöpfung packte uns die Abenteuerlust und so fuhren wir zur Hancock Gorge und dem berühmten Spider Walk. Der Weg dorthin war eine Katastrophe, wir fuhren über zehn Kilometer auf einer unbefestigten Straße. Der Weg zum Ziel lohnte sich jedoch.
Mit kaputten Beinen von der Wanderung, kletterten wir in die Schlucht. Dort sollte ein nicht allzu langer Weg, uns zu einem Pool in der Schlucht führen. Der Weg dorthin war atemberaubend. Rechts und Links von roten Wänden umgeben. Leider war der Weg ziemlich ausgetrocknet. Folglich gab es an einigen Stellen weniger Kletteraktion. Der Spider Walk besteht aus einem Pfad, wo die Wände der Schlucht so eng beieinander sind, dass man rechts und links mit Händen und Füßen an den Wänden entlang klettern muss. Normalerweise befindet sich unter einem das Wasser, doch in unserem Fall war kaum welches da. Dennoch hatten wir viel Spaß.
Am Ende des Weges kamen wir beim Kermit’s Pool an. Eine kleine Wasserquelle mit in der Schlucht. Die größte Überraschung war, wie unglaublich kalt das Wasser dieses Pools war. Es war eine unbeschreibliche Erfrischung für unsere, vom Klettern geplagten, Körper. Schließlich nahmen wir uns die Zeit, um den Ort und das Wasser zu genießen. Dabei redeten wir eine Weile und machten viele Bilder. Nach einer sehr schönen Zeit am Pool und in der Schlucht machten wir uns auf den Rückweg. Von der Erfrischung des Pools war am Auto nichts mehr zu spüren. Die Hitze in Australien ist einfach unglaublich. Am Ende des Tages war es ein sehr abenteuerlicher Tag im Karijini Nationalapark und wir fuhren wieder zurück auf den Campingplatz vom Vortag.
Letzter Ausflug vor der Abfahrt
An unserem letzten Tag im Karijini Nationalpark wollten wir nochmal zum Fern Pool. Wir nahmen uns den Morgen und den Vormittag, um dort ein paar schöne Bilder zu machen und noch mal das kühle Wasser zu genießen. So konnten wir noch einige schöne Aufnahmen vom Wasserfall und den Fledermäusen machen. Leider wurde, insbesondere Jenny, von Beißfliegen belästigt. Dementsprechend verewigten wir uns dort nicht und traten danach die Rückfahrt nach Port Hedland an.
Fazit
Der Karijini Nationalpark ist auf jeden Fall eine Station die man in Western Australia nicht verpassen sollte. Wir sahen bei Weitem noch nicht alles, aber das, was wir sahen, hatte gereicht, um uns von diesem Ort zu begeistern. Dieser Nationalpark ist einfach Natur pur.
~ Daniel
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