Auf unserer Reise in Australien haben wir uns auch in den tropischen Norden begeben, dem Zuhause der Krokodile. Ich muss sagen, dass wir am Anfang echte Schissebüxen waren, vielleicht auch, weil wir nicht wussten, was uns erwarten würde. Aber wie bei allem, vor dem du Angst hast wird es besser, je mehr du darüber lernst. Deshalb wollten wir gerne eine Krokotour machen, um Krokodile zu sehen.
Snapping Tours
Beim Touranbieter war uns sehr wichtig, dass es eine Tour ist, die die Krokodile nicht anfüttert. Dementsprechend gibt es auch keine Sichtungsgarantie, aber es gibt auch allerhand anderes zu sehen. Die Tour für die wir uns letztendlich entschieden haben war gut bewertet, im Vergleich zu anderen Touren relativ günstig und fand in Innisfail statt. Snapping Tours bietet eine zweistündige Bootstour für 40 Dollar pro Person an.
Vor der Tour
Die Kommunikation mit dem Anbieter war einwandfrei und schnell, sie waren so flexibel und entgegenkommend wie möglich. Wir hatten ein paar zeitliche Probleme, weil ich mich beim Tauchkurs auf Magnetic Island erkältet hatte und wir so noch einige Zeit in Townsville bleiben mussten, damit ich mich auskurieren konnte.
Wir erhielten klare Anweisungen, wo wir am Morgen erscheinen sollten. Es gibt dort freie Parkplätze. Als wir ankamen war weit und breit nichts und niemand zu sehen. Wir checkten noch einmal, ob wir richtig waren, aber ja. Also hieß es warten. Nach kurzer Zeit kam die kleine Crew und das Boot in Sicht.
Das Boot
Sagen wir mal so, es hat seinen Grund, warum ich es Boot nenne und nicht Schiff. Das sagt vermutlich schon alles aus. Für meinen Geschmack war das Boot definitiv zu nah am Wasser, zumindest mit dem Wissen, dass sich darin Krokodile befinden. Wir waren eine kleine Gruppe mit ungefähr 15 Personen, so dass jeder einen Sitzplatz hatte.
Los gehts
Der Besitzer stellte sich vor, er war auch derjenige, der die Tour moderierte. Es gab ihn und den Skipper. Die Familie des Besitzers war ebenfalls dabei. Das Boot fuhr los. Es gab eine Regel: Keine Körperteile durften außerhalb des Bootes sein. Erst fuhren wir den Fluss in die eine Richtung ab, dann in die andere. Währenddessen wurde ein Getränk verteilt, dass im Tourpreis inbegriffen ist. Auf dem Hinweg sichteten wir schon das erste Krokodil des Tages.
Im Gewinnspiel hat übrigens keiner gewonnen. Es gibt bei dieser Tour das spaßige Gewinnspiel, dass wenn ein Teilnehmer ein Krokodil vor dem Skipper sieht, dass der- oder diejenige dann eine Kleinigkeit gewinnt.
Das erste Krokodil
Das erste Krokodil war, trotzdessen dass es außerhalb des Wassers lag, nicht leicht zu sehen. Wir konnten relativ nah ranfahren, da die Krokodile Boote auf dem Fluss gewöhnt waren. Das Krokodil lag ganz still, ohne sich zu bewegen, am Rand des Flusses auf der Erde, also einer Erhöhung außerhalb des Wassers. Es sah trotz der vielen Zähne und des Psycholächelns ziemlich friedlich aus… Was eine Täuschung. Es tat zwar nichts, auch als wir auf dem Rückweg wieder an ihm vorbei kamen, aber näher ranwagen würde ich mich nicht.
Weitere Krokodile
Auf dem weiteren Verlauf der Tour fanden wir zwei weitere Krokodile, die aber kleiner waren, als das erste. Diese waren nur circa 1,5 bis 2 Meter lang, das Erste eher 3 bis 4. Eines davon sahen wir ebenfalls am Rand des Flusses, allerdings noch halb im Wasser liegend. Das Dritte hatte es sich auf dem unteren Rand einer privaten Bootsrampe bequem gemacht. Als Besitzer denkst du dir nichts böses, willst dein Boot ins Wasser lassen und auf einmal liegt da so ein “kleines” Krokodil rum, eine schöne Überraschung…
Auf der Tour haben wir noch die verschiedensten Vögel gesehen und beobachtet, aber das Highlight waren natürlich die Krokodile. Auch die Landschaften sahen ganz nett aus, vor allem ein Haus sah sehr schön aus.
Krokodilfakten
Hier kommt jetzt das geballte Wissen über Krokodile, dass uns auf der Tour vermittelt wurde. (Diese Fakten haben wir uns gemerkt, die historischen Dinge habe ich schon wieder vergessen.)
Bei den im Johnson River ansässigen Krokodilen handelt es sich um Salzwasserkrokodile, also die agressivere und größere Art der beiden in Australien vorkommenden Krokodilarten. Sie können bis zu 9 Meter lang werden. Im Johnson River lebt ein sechs Meter Exemplar. Dieses lebt in unmittelbarer Nähe zu einer Farm, wo es regelmäßig Schafe jagt. Der Farmer sieht es so: Besser ein sechs Meter Exemplar als mehrere drei Meter Krokodile.
Krokodile haben eine einzigartige Unterseite, dies ist quasi wie der Fingerabdruck des Menschen, so können sie voneinander unterschieden werden. Entgegen der allgemeinen Annahme können Krokodile nicht auf Bäume klettern. Wenn sie mal höher in einem Baum gesichtet werden hat dies den Grund, dass sie es sich dort bequem gemacht haben, als der Wasserstand durch die Flut bedingt deutlich höher war. Auch rennen Krokodile normalerweise nicht. Dies ist dem Notfall des Überlebens vorbehalten und nicht der Jagd.
Eine Studie der James Cook University hat ergeben, dass etwas alle sechs Kilometer ein Krokodil sein Territorium hat. Sie können auch auf bis zu 250 Kilometer Entfernung ihr eigenes Territorium wiederfinden, weshalb es so schwierig ist sie umzusiedeln.
Die Anzahl der Krokodile ist wieder auf ihrem ursprünglichen Stand. Nur circa 15 Prozent der 60 bis 80 Eier, also des NAchwuchses, überleben. Die Babys bleiben drei Monate bei der Mama. Das Krokodil hat sich seit Millionen von Jahren nicht verändert, so gut ist es angepasst. Es hat einige ziemlich interessante Merkmale und Fähigkeiten. Sie können über ihre Zunge ihre Körpertemperatur regulieren. Wenn es zu warm wird verbringen sie den Großteil ihrer Zeit im Wasser, wo sie bis zu sechs Stunden komplett abtauchen können.
Im gegenteiligen Fall, also wenn es zu kalt wird, verbringen sie ihre Zeit lieber an Land. Ihr Rücken weist neben den ungeraden Linien und Farbverläufen auch Huggel auf. Die Linien und Farbverläufe dienen der Tarnung, wohingegen die Huggel die Rückenoberfläche des Krokodils vergrößern, so dass es noch mehr Sonnenwärme aufnehmen kann. Krokodile können ihren Herzschlag auf einen Schlag alle 90 Sekunden reduzieren, also lasse dich niemals täuschen.
Krokodile fressen unter anderem auch Artgenossen. Sie haben unglaublich viele Muskeln, um den Kiefer zu schließen und eine erhebliche Bisskraft. Es ist nahezu unmöglich zu entkommen, sobald sich der Kiefer geschlossen hat. Klingt blöd, aber Krokodile können nicht abbeißen. sie reißen ihre NAhrung oder verstecken diese bis sie so weit zersetzt ist, dass sie sie in kleineren Stücken verspeisen können.
Die meisten Lebewesen sterben nicht, weil sie gebissen werden, sondern weil sich das Krokodil, dass unter der Wasseroberfläche auf seine Beute gewartet hat, mit einer Schnelligkeit vom Boden abstößt, seine Beute schnappt und bevor die Beute überhaupt versteht, was passiert, schon ins Wasser gezogen wird. Dort ertrinkt das Opfer meistens. So stark die Bisskraft auch ist und so viele Muskeln zum Schließen des Kiefers das Krokodil auch hat, so wenig hat es, um den Kiefer zu öffnen. Kleiner Funfact: Es reicht das Maul mit Panzerband zu umwickeln, um das Krokodil am Öffnen des Mauls zu hindern.
Die meisten Vorfälle mit Krokodilen ereignen sich übrigens nicht wegen der Krokodile, sondern wegen der Menschen. Menschen, die meinen es besser zu wissen oder die Warnhinweise ignorieren. Ich kann mir nicht erklären, warum ein Mensch es für eine gute Idee hält in einem Fluss, wo bekannterweise Salzwasserkrokodile drin leben, schwimmen zu gehen. Leider sind trotzdem immer die Tiere die Leidtragenden, wenn einem (dummen) Menschen etwas passiert. Die Krokodile werden umgesiedelt oder sogar erschossen.
Fazit
Die Tour hatte ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, die Mitarbeiter waren freundlich und vor allem der Moderator super kompetent. Die Sichtungen waren großartig. Es wurde unglaublich interessant gestaltet mit wissenswerten Informationen über die Krokodile, die Umgebung und etwas historisches Wissen. Wir können diese Tour nur empfehlen und vielleicht gewinnst du ja sogar was, wenn du es schaffst das Krokodil zuerst zu sehen.
An dieser Stelle bitte der Hinweis von Touren mit Fütterungen, Zoos und Besichtigungen von Krokodilfarmen abzusehen. Die Tiere müssen weder gefüttert, noch in Gefangenschaft gehalten werden. Die Bedingungen auf Krokodilfarmen sind noch schlimmer. Es ist immer lohnenswerter die Krokodile in der freien Wildbahn zu beobachten.
~ Jenny