Wie wahrscheinlich jeder — und wie wir auch sonst jedes Jahr — gibt es für den Silvesterabend immer eine Menge Pläne. Einige feiern ihn mit der Familie oder mit Freunden, manche feiern ihn gar nicht. Bei Daniel und mir ist es über die Jahre zur Tradition geworden zweisam einen entspannten Abend mit einem leckeren Essen zu genießen und das neue Jahr gemeinsam zu begrüßen, indem wir uns von drinnen das Feuerwerk draußen ansehen. Wir wussten, dass dieses Jahr anders laufen würde … aber es kam natürlich wieder einmal ganz anders als geplant.
Wir wollten den Tag frühzeitig starten, doch wir entschieden uns nach dem ersten Wecker dazu unseren Schlaf noch eine Weile fortzusetzen. Als wir aufstanden war unsere Aufgabenliste ziemlich lang, denn wir mussten einen langen Tag bestens vorbereiten. Zunächst frühstückten wir gemütlich, doch dann ging die produktive Phase los… Wir gingen mit unseren Hunden vom Housesitting raus und machten alles für sie fertig, damit sie den Tag ohne uns gut überstehen würden. Dies bedeutet Garten von Hundekot befreien, Futternäpfe voll machen und am wichtigsten frisches Wasser auffüllen, immerhin hatten wir über 40 Grad an diesem Tag. Schließlich packten wir zwei Taschen, für zwei Teile unseres Tages. Die erste Tasche war für den Strand, bei der Hitze wollten wir uns einen entspannten Tag machen, und die zweite für das Feuerwerk in der City, wofür wir uns extra günstige Karten geholt hatten. Vollständig ausgerüstet fuhren wir los zum Manly Beach.
Unser Plan war es mit dem Auto zum Strand zu fahren und später mit dem Bus in die Stadt. Am Strand gibt es einige kleine Parkmöglichkeiten, da wir schon paar mal da waren, wussten wir eigentlich wo wir hin wollten, doch ich habe es irgendwie verpeilt und dementsprechend sind wir in eine enge Sackgassenstraße eingebogen… Doch wir hatten Glück, es gab dort einen freien Parkplatz, denn wir uns sofort sicherten. Dann ging es endlich zum Strand, die Abkühlung war schon längst überfällig. Im Wasser hatten wir dann unseren Spaß mit dem besten Wellenbad der Welt. Die Wellen variierten zwischen sanft, groß, klein und bähm voll ins Gesicht. Besonders das Schwimmen mit den Wellen war ein Abenteuer, zwischenzeitlich wurden wir fast bis zum Strand gespült. Es folgte eine gemütliche Pause unter dem Sonnenschirm bis wir zur letzten Schwimmrunde kamen…
Jenny wollte nicht mehr und so ging ich alleine mit der neuen Schwimmbrille, die wir uns angeschafft hatten. Die Brille funktionierte super und so schwamm ich eine Weile im Meer. Schließlich wollte ich aus dem Wasser gehen, die Brille war beschlagen und so zog ich sie mir runter, in dem Moment kam eine große Welle auf mich zu und weg war die neue Brille. Das war ziemlich ärgerlich und so suchte erst ich und später Jenny danach, aber leider vergeblich. Mit dem Ärger vergaßen wir die Zeit und plötzlich wurde es ungemütlich, denn unser Bus würde bald kommen und wir mussten noch zum Auto rennen und die Taschen tauschen. Fast hätten wir unseren Bus verpasst, doch glücklicherweise kamen wir rechtzeitig an und unser Silvester Abenteuer konnte beginnen …
Nach der Busfahrt, die etwas über eine Stunde in Anspruch nahm, mussten wir noch zu unseren “Plätzen” laufen. Es war eigentlich nur eine eingegrenzte Fläche im Bradfield Park. Wir kamen ziemlich pünktlich an, denn unser Veranstalter hatte auf die Tickets geschrieben, dass der Einlass um 8 Uhr beginnen würde. Wir rechneten damit, dass viele Menschen kommen würden und wollten einen guten Platz ergattern. Die Schlange vor dem Klo war schon gigantisch, aber die vor dem Einlass nur um so mehr. Also warteten wir geduldig und zeigten unsere Tickets, unsere Reisepässe und unsere Taschen. Leider mussten wir das mitgebrachte Wasser wegschütten. In Australien herrscht an den meisten öffentlichen Plätzen ein striktes Alkohol- und Rauchverbot. Wir konnten unsere Flaschen aber drinnen wieder auffüllen.
Nachdem wir unsumgeschaut hatten staunten wir nicht schlecht, dass um viertel vor acht schon so viele Menschen anwesend waren. Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge und suchten uns einen Platz, wo wir uns hinsetzen und sowohl die Sydney Harbour Bridge, als auch das Operahouse sehen konnten. Dies gelang uns mehr oder weniger, denn wir ergatterten einen Platz auf einem abfallenden Hügel, so dass wir immer ein Stückchen hinunter rutschten …
Nach wenigen Minuten stellten wir fest, dass zwei Deutsche neben uns saßen und so starteten wir eine Konversation. Wir befürchteten schlimmes bei vier Stunden Wartezeit auf das Feuerwerk, doch die Zeit schritt durch die Gespräche ziemlich schnell voran und so kam schon das Familienfeuerwerk auf uns zu. So pünktlich wie die Deutsche Bahn, hatte auch das Feuerwerk Verspätung. An einem anderen Ort ging es schon los und so schauten wir uns schon mal an, was man durch die Hochhäuser von Sydney sehen konnte. Schließlich ging es auch bei uns los. Das Feuerwerk übertraf bereits unsere Erwartungen und doch war dies nur das Warmwerden für die eigentliche Show.
Als das erste Feuerwerk vorbei war, wollten die beiden Deutschen weiter runter, um an bessere Plätze zu kommen, also kamen wir mit… Eine absolute Fehlentscheidung. Wir fanden zwar eine kleine Fläche, wo genug Platz war, um sich hinzuquetschen. Die Menschen die unten saßen, wollten das auf gar keinen Fall zulassen. Wir wurden beleidigt, getreten und quasi vom Platz gefordert, das wollten wir uns nicht antun, weswegen wir wieder zurück gingen. Wahrscheinlich war der ein oder andere schon ein bisschen überbrutzelt, denn die meisten saßen seit morgens bei über 40 Grad in der Sonne auf diesen Plätzen. Natürlich waren unsere alten Plätzte weg und so suchten wir uns neue, die wenigstens komfortabler waren, so schlief der Hintern nicht alle 15, sondern alle 30 Minuten ein.
Bis zum Feuerwerk unterhielten wir uns weiter und aßen unsere Schokocroissants. Die Deutschen gingen jeweils einmal aufs Klo, weswegen wir uns in 2 Stunden die meiste Zeit nur mit dem unterhalten konnten, der gerade nicht in der Masse verschwunden war. Die Spannung stieg und wir kamen 2020 immer näher. Zehn Minuten vor dem Start standen alle auf. Unten war genug Platz, so dass wir uns in die erste Reihe stellen konnten — da hat das Treten und Beleidigen wohl doch nichts gebracht. Endlich ging der Countdown los und Sydney zählte runter: 5, 4, 3, 2, 1 …
Und dann startete das wohl spektakulärste Feuerwerk, dass wir in unserem ganzen Leben gesehen haben und wohl auch sehen werden. Links von uns gab es eines, auf dem Wasser, von der Oper und der Brücke aus und auf der rechten Seite. Alles wurde in bunte Farben getaucht und die unterschiedlichsten Formen erschienen am Himmel. Das Ganze erstreckte sich über etwa 15 Minuten. Immer wenn man dachte man hätte gerade den Höhepunkt erlebt, kam wieder ein neues Spektakel!
Als das Ganze dann leider vorbei war, wünschten wir uns allen gegenseitig ein frohes neues Jahr. Es wurden noch ein paar Fotos gemacht und Handynummern ausgetauscht, dann ging es auf den Rückweg. Wir hatten geplant spontan zu beschließen, was wir nach dem Feuerwerk machen wollen würden. Allerdings schienen nach dem Feuerwerk der Wind alle Menschen vom Platz gefegt zu haben. Es wurde immer leerer und alle verkrümmelten sich. Teuren Eintritt für irgendeinen Club wollten wir auch nicht mehr ausgeben, weshalb wir ebenfalls den Rückweg antraten. Wir entschieden uns dafür nicht die Haltestelle mitten im Trubel zu nehmen, sondern liefen ein ganzes Stück weiter. Dort waren die Busse zwar immer noch überfüllt, aber wir ergatterten zum Glück einen Sitzplatz. So ging es dann mit dem Bus zurück zum Strand, wo wir ja unser Auto hatten stehen lassen.
Am Ende stand nur noch der Rückweg an, wo wir beide mit schweren Augen zu kämpfen hatten. Wir schafften es sicher zu unserem Haus, wo wir gegen 3 Uhr ankamen. Wir vielen am Ende nur noch ins Bett und waren einfach glücklich.
Das Feuerwerk war ein Spektakel für sich, welches für immer unvergesslich bleibt. Wir haben nicht nur neue Leute kennengelernt, sondern wir sahen etwas, was nicht von dieser Welt war. An dieses Erlebnis werden wir noch lange mit einem riesen Lächeln zurück denken!
~ Daniel & Jenny