Unser nächster Kurs stand an “Tracks and Signs”. Nach dem Basic Birding sollte es dieses Mal also ums Spuren lesen und Tracking gehen. Manche Unternehmen haben neben einem Guide auch einen Tracker, der vorne auf dem Sitz auf der Motorhaube, dem Trackerseat, sitzt.
Gamedrives
Wir alle gingen davon aus, dass wir zu Fuß losziehen und uns Spuren anschauen würden. Das war nicht der Fall. Alle landeten in den zwei Gameviewern und los ging es. In der großen Gruppe von 18 Personen ging es zu einer offenen Fläche mit einem kleinen Wasserloch, wo wir uns nach Spuren umschauen. Das war wirklich eine der schlimmsten Aktivitäten für mich. Entweder stand ich hinten und konnte nichts sehen oder größere Personen, vor allem die Kerle, rückten mir auf die Pelle, um etwas sehen zu können. Nach mehrfacher Nachfrage einen größeren Kreis zu bilden und den persönlichen Space zu akzeptieren gab ich auf. Dies lag leider wieder an einem organisatorischen Fauxpas des Ausbilders.
Die darauffolgenden Gamedrives wurden besser. Oftmals fuhren wir in einer kleineren Gruppe an einen Ort, wo wir das Auto abstellten und uns die Spuren in dessen Nähe anschauten.
Welche Spur ist es?
Neben der Praxis hatten wir natürlich auch wieder Theorieunterricht. Dort lernten wir zwischen ähnlichen Spuren zu differenzieren, zum Beispiel zwischen den verschiedenen Antilopenarten. Generell ist es einfach zu sagen, von welcher Art von Tier die Spur ist. Die Spezies zu bestimmen wird dann der schwierige Teil. Dazu brauchst du erstmal eine klare Spur, denn oft ist nicht der ganze Abdruck zu sehen. Dann hat der Untergrund auch noch Einfluss auf die Größe der Spur. So sind die Abdrücke auf sandigen Untergrund kleiner, da der Sand nach der Drüberlaufen in den Abdruck zurück fällt.
Die nächsten Tage sahen so aus, dass wir täglich zwei Gamedrives absolvierten, bei denen wir ausstiegen. Im Umkreis wurden verschiedene Spuren eingekreist von unserem Instructor. Wir folgten einige Minuten später, schauten sie uns an und schrieben auf, um welches Tier es sich handelt. Nachdem alle durch waren, besprachen wir die Ergebnisse und uns wurde erklärt, worauf wir achten sollten. Nach und nach kamen mehr unterschiedliche Spuren dazu, es wurde schwieriger und es gab Fragen zu den Spuren.
Es wird schwerer…
Erst agierten wir im Team, dann alleine. Erst gab es nur die Frage: “Welches Tier ist hier her gelaufen?” Das Ganze wurde von Tag zu Tag gesteigert. Von wo kam das Tier und wohin ging es. Ist die die rechte Pfote oder die Linke? Männchen oder Weibchen? Ging das Tier, schlenderte es oder rannte es? Wie viele Tiere waren es? Wie alt ist die Spur?
Du merkst schon, dass das Thema sehr komplex wird, vor allem wenn Spuren eingekreist werden und die keine Anhaltspunkte dazu gegeben werden. Der einzige Tipp war, nie in der Sonne zu stehen, um keinen Schatten auf die Spuren zu werfen. Teilweise sah ich überhaupt nichts oder lief einige Male um die Spur herum, aber geholfen hat es ebenfalls nicht.
Daniel und ich waren okay, nicht besonders gut und häufig nicht abgrundtief schlecht. Dann kamen außerdem die Signs also weitere Spuren hinzu, die keine Abdrücke sind. Dazu gehören Spuren auf der Erde, wo sich zum Beispiel ein Gnu gewälzt hat oder territoriale Spuren von einem Nashorn, umgeknickte Äste oder platt getretenes Gras.
Dann…
Meistens machte es Spaß, aber oft waren es lange Wartezeiten bis du selbst dran warst oder bis alle fertig waren. Dann wurde ich krank. Bei schönsten sommerlichen Temperaturen tagsüber und einer gefühlten Eiszeit nachts fühlte sich mein Körper absolut nicht wohl. Mich hatte eine fette Erkältung erwischt. Ich war nur froh, dass ich den ersten Teil des Kurses Tracks and Signs zuende gebracht hatte.
Trailing
Der zweite Teil von Tracks and Signs bestand dann wirklich aus Buschwalks. Das Thema war eine Spur zu finden, hauptsächlich von Nashörnern, und dieser zu folgen bis das Tier gefunden war. Hört sich einfach an, war es aber anscheinend nicht. Ich berufe mich hier auf Dinge, die Daniel und meine Mitschüler mir erzählt haben, da ich diese drei Tage aussetzen musste.
Meine Mitschüler lernten, worauf sie achten sollten, abgesehen von den großen Fußspuren von Nashörnern. Durch das sich ständig ändernde Terrain war es schwierig die Abdrücke immer zu finden. Hast du sie verloren gehst du an den Ort zurück, wo du sie zuletzt gesehen hast. Gibt es keine mehr versuchst du den Signs zu folgen. Manchmal hilft dir dein Wissen über die Umgebung und generelle Verhaltensweisen von Nashörnern. Wann gehen sie trinken, sind sie auf einem Rundgang, um ihr Territorium zu markieren?
Letztendlich waren sich alle einig: Nashörner können entweder fliegen oder haben ein unterirdisches Tunnelsystem, zu dem die Menschen keinen Zugang haben. Diese riesigen Tiere können einfach verschwinden…
Die Tracks and Signs Prüfung
Ich machte diese Prüfung mit, obwohl es mir nicht besonders gut ging. Ich wollte nicht, dass es umsonst war und wollte ebenfalls ein Tracker Level bekommen. Also fuhren wir morgens los. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass du erstens um dein Tracker Level zu bekommen auch deine Trailingprüfung bestehen musst und wir zweitens erst wieder zurückfahren würden, wenn diese Prüfung beendet war, was sich über Stunden zog. Ohne Frühstück waren wir bis zum Mittagessen draußen. Hätte ich diese Fakten vorher gekannt wäre ich definitiv nicht mitgekommen. Die ganze Zeit zog sich unendlich lang, da wir mehrere Orte aufsuchen mussten, dort musste der Instructor Spuren aussuchen. Dann dürften immer ein oder zwei Schüler sich die Spuren anschauen und mussten einzeln die Antwort dem Instructor geben. Wir mussten immer warten bis die anderen fertig waren. Das ganze Zeit durften wir nicht reden.
Das System gab Pluspunkte, aber auch Minuspunkte. Wie genau es funktionierte weiß ich leider nicht. Es sollte verhindert werden, dass du einfach mit Raten durchkommst. Es war heiß, hatte kein Frühstück gegeben und ich war krank. Wie du dir vermutlich vorstellen kannst war die Laune im Keller. Am Anfang gab ich mir große Mühe, hinterher entschied ich innerhalb weniger Sekunden, ob ich eine Ahnung hatte oder nicht. Es ging so weit, dass ich mich ins Auto legte oder halb sitzend auf der Erde lag.
Die Trailing Prüfung
Ich entschied mich diese Prüfung nicht zu machen, da ich es nie vorher gemacht hatte. Nicht, dass ich keine Übung hatte (die hatte ich zwar auch nicht), aber ich hatte Trailing nie zuvor gesehen oder erlebt. Daniel machte seine Prüfung und bestand sie. Obwohl es da auch einiges an Konfliktpotential gab. Es wurden Kandidaten ausgesucht, die auf diesem Walk ihre Prüfung machen sollten, aber dann fanden sie keine Spuren, es reichte den Ausbildern noch nicht oder das Licht war zu schlecht…
Abrechnung
Ich habe meinen Tracks and Signs Test zwar mit der untersten Prozentzahl bestanden, bin aber kein Tracker, weil ich das Trailing nicht gemacht habe.
Fazit
Diese Erkältung und das menschliche Miteinander während dieser Phase gingen gar nicht klar und auch das Management unseres Ausbilders trug nicht gerade zur Besserung dieser Situation bei.
Tracks and Signs ist etwas, was mir nicht liegt und wo mein Interesse mit dem Grundwissen absolut befriedigt ist.
~ Jenny