Hintergrund
Momentan arbeiten wir auf einer Milchfarm in Victoria, um unser nächstes Visum zu bekommen. Inzwischen haben wir schon Halbzeit und hatten daher die Möglichkeit ein wenig in Victoria zu reisen. An unseren Wochenenden versuchen wir immer mindestens einen Ausflug zu machen. Vor über einem Jahr bereisten wir Victoria bereits und wir waren tatsächlich nicht die größten Fans dieses Bundesstaates. Heute reisen wir anders als damals. Folglich hatten wir die Möglichkeit neue Eindrücke zu gewinnen. Vielleicht haben wir diesen Bundesstaat falsch eingeschätzt.
Die ersten Erfahrungen mit Victoria
Im Oktober 2019 kamen wir in Australien an und im November fuhren wir von Adelaide nach Victoria. Damals waren wir echt gespannt auf diesen Bundesstaat. Immerhin gibt es in Victoria die berühmte Great Ocean Road, einige fantastische Nationalparks und Melbourne. Wahrscheinlich waren wir vorher noch nie in einer größeren Stadt als Melbourne.
Als erstes kam die Great Ocean Road. Für das Auge, absolut magisch. So etwas schönes hatten wir vorher noch nie gesehen. Doch da kam auch schon das größte Problem mit Victoria. Der Bundesstaat ist einfach überfüllt mit Menschen. Zu der Zeit waren auch noch massenhaft Touristen unterwegs. Nicht einmal in Sydney hatte ich das Gefühl, dass es so dermaßen überlaufen war. Folglich fühlten wir uns nicht all zu wohl. Wenn die Schönheit der Natur von drängenden Menschenmassen überschattet wird, dann fühlt es sich nur noch künstlich und unharmonisch an. Vor allem die klischeehaften Reisegruppen, die uns teilweise echt grob für Fotos verdrängten, bekamen uns nicht gut.
Erstes Highlight in Victoria
Heute wie damals punktet Victoria bei uns mit der Natur. Bei unserem Trip entlang der Great Ocean Road, machten wir einen Abstecher zum Great Otway Nationalpark. Dies war wahrscheinlich eine unserer besten Entscheidungen. Dort fanden wir uns im grünen Herzen der Natur wieder. Traumhafte Wasserfälle, tolle Wanderwege und eine Schnabeltierbootstour, machten diesen Weg unbezahlbar. Leider gab es auch eine unangenehme Schlangenwanderung, aber daran waren eher wir schuld.
Melbourne zum Ersten
Nachdem wir die Great Ocean Road hinter uns hatten, kamen wir nach Melbourne. Schon im ersten Moment fühlte es sich so an, als würde uns diese Stadt fressen. Riesen Hochhäuser, viel Verkehr und noch mehr Menschen. Wenn du einmal falsch abbiegst, dann fährst du mindestens eine halbe Stunde länger. Wir planten zwei Wochen in Melbourne ein, aber zogen nach einer schon weiter. Einige Shoppingcentren, Strände, der Judoclub und der botanische Garten, waren ganz schön, aber der Stress im Verkehr und mit den Menschenmassen überwog. Ehrlich gesagt waren wir froh, als unsere Reise weiterging.
Phillip Island und Lakes Nationalpark
Nach Melbourne wurde es erst wieder besser. Phillip Island ist echt ein kleiner Schatz in Victoria. Eine kleine Insel mit vielen Abenteuern. Dort hatten wir eine schöne Zeit mit einigen außergewöhnlichen Wanderungen. Phillip Island überzeugte uns auch ohne die berühmte Pinguintour.
Schließlich ging es zum Lakes Nationalpark. Kurz und knackig, der Trip war ein Griff ins Klo. Der Nationalpark war nicht wirklich interessant und der Wanderweg eher trist und weniger gut ausgebaut. Dies war vorerst unsere letzte Station in Victoria. Unser Weg ging weiter Richtung Canberra.
Erster Eindruck
Wir verließen Victoria mit gemischten Gefühlen. Von der Great Ocean Road und Melbourne hatten wir uns mehr versprochen. Viele Orte verloren ihre Magie durch das sehr aufdringliche Verhalten der Touristen. Insgesamt war uns Victoria zu voll, dennoch waren wir von Phillip Island und dem Great Otway Nationalpark sehr positiv überrascht.
Im Verlauf unserer Reise sahen wir noch Canberra, Sydney, Perth und viele kleinere Städte. Nach unserer ersten Reise in Victoria stand der Bundesstaat relativ weit unten bei uns. Selbst Sydney hinterließ bei uns ein sehr schönes Gefühl, weil sich dort die Menge der Menschen anders anfühlte. Nur Canberra war schlechter bis dorthin.
Victoria zweite Chance
Überraschenderweise fanden wir unseren Weg wieder nach Victoria. Für unser drittes Jahr, zog es uns auf eine Farm. Dementsprechend sahen wir dies als Möglichkeit den Ort von einer neuen Seite zu erkunden. Unsere Farm liegt in der Umgebung von Cobram, im Norden von Victoria.
Bei unserer ersten Reise durch Victoria übersahen wir den Grampians Nationalpark. Deswegen wurde dies unser erstes Ziel. Dort fuhren wir noch vor der Farm hin, um ein paar Tage wandern zu gehen. Besser hätte ein Start nicht sein können. Der Nationalpark gewann sofort unser Herz und es war eine fantastische Zeit dort. Die Wanderungen waren klasse und führten zu unglaublichen Aussichten. Im Herzen der Natur lag ein kostenloser Campingplatz. Mitten in der Natur konnten wir in unserem Auto schlafen und Toiletten, Autoplätze und eine altmodische Eimerdusche waren mit drin. Wann immer uns die Natur ruft, ist Victoria ein super Ort. Auch viele Kängurus, Vögel und Emus konnten wir bei diesem Trip sichten.
Trips in der Umgebung
An unseren Wochenenden machten wir schon einige Trips in umliegende Städte. So waren wir schon in Echuca, Shepparton, Benalla, Yarrawonga, Wangaratta, Wodonga und natürlich Cobram selbst. Jede dieser Städte versprüht seinen ganz eigenen besondere Charme. Wir mochten besonders Märkte und Parks der Städte. Auf jeden Fall machte uns die Erkundung viel Freude.
Außerdem waren wir im Mount Buffalo Nationalpark und dem Warby-Ovens Nationalpark wandern. Beides waren super Erfahrungen mit tollen Landschaften und ganz besonderen Highlights. Im Winter hoffen wir auf einen Skiausflug in den australischen Alpen. Alleine durch unsere Zeit auf der Farm, konnten wir sehen wie viel mehr Victoria zu bieten hat und es sind weiterhin viele Ziele offen.
Melbourne blieb Melbourne
Auch Melbourne bekam noch eine Chance. Für unsere Autosuche mussten wir sowieso in diese Richtung fahren. Folglich wollten wir auch die Stadt neu entdecken. Aber egal wie oft wir dort waren, wir fanden nichts, was uns begeisterte. Der Ozean und die Shoppingmöglichkeiten waren gut, aber es entschädigte nicht all die Zeit, welche wir im Verkehr verloren hatten. Nachdem wir ein Auto gefunden hatten, reichte es uns mit Melbourne und so versuchen wir Trips in diese Richtung zu meiden.
Fazit
Habe ich mit meiner ursprünglichen Meinung bezüglich Victoria geirrt? Vielleicht ein wenig, weil es viel mehr gibt, als die zwei berühmtesten Orte des Bundesstaates. Wahrscheinlich wird Victoria nicht mehr mein Lieblingsbundesstaat, dafür gab es zu viele Enttäuschungen, aber es ist dennoch eine Reise wert. Ein Blick hinter das Cover lohnt sich. Die Städte im Norden sind spannend, teils historische Städte sind dabei, die Natur ist einmalig und vielfältig, es gibt Koalas und Schnabeltiere, außerdem ist der Murray River unglaublich sehenswert und auch die Menschen sind herzlicher als in der Großstadt. Insgesamt bin ich froh Victoria zwei Mal gesehen zu haben. So konnte ich auch mehr darüber lernen, wie und wo ich reisen will. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass manche Orte nicht ausschließlich nach ihren größten Sehenswürdigkeiten bewertet werden sollten.
~ Daniel