Hintergrund
Für unsere Second Year Visa, nahmen wir einen Job auf einer Milchfarm an. Dort arbeiteten wir ganze 3 Monate lang. Vorher konnten wir jedoch nicht ahnen, wie viele Höhen und Tiefen diese Zeit mit sich bringen würde. Besonders das Ende unserer Farmzeit stellte uns vor große Hürden.
Wechsel im Management
Ungefähr vier Wochen vor dem Ende unserer Farmzeit gab es große Veränderungen. Unsere Chefin verließ die Farm und ein neuer Manager sollte kommen. Zunächst fürchteten wir, dass ein neuer Manager das ganze Personal ersetzten könnte, denn die Konstellation auf unserer Farm war unüblich. Bei uns gab es überwiegend Backpacker, während andere Farmen eher auf einheimische Arbeitskräfte setzen. Die Sorge löste sich auf, sobald bekannt wurde, dass der neue Manager erst im Oktober eintrifft und bis dahin ein Übergangsmanagement übernimmt. Dieses teilte uns mit, dass viel Arbeit auf uns zu kommen würde. Dementsprechend waren wir sehr erleichtert, doch das wahre Chaos nahm an dieser Stelle erst seinen Anfang…
Der Karren muss aus dem Dreck gezogen werden!
Die Meisten von uns wussten, dass in den letzten Monaten einiges schief lief, doch das Ausmaß der Probleme war verheerend. Die neuen Chefs stellten fest, dass technisch vieles im Melkbetrieb, aber auch außerhalb komplett kaputt war. Zusätzlich gab es viele falsche Zuordnungen in den Herden und die Dokumentation im Büro war nahezu nicht vorhanden. Täglich wurden neue Probleme gefunden, eins wurde gelöst und drei Weitere kamen dazu. Selbst mit unserer Unterkunft tauchten Probleme auf, denn die Abflüsse waren nicht richtig zusammengebaut.
Das Ende unserer Farmzeit wurde sehr arbeitslastig. Durch die Probleme wurden die Tage extrem lang. So kam es dazu, dass wir zwischen 15 und 17 Stunden an manchen Tagen sammelten. Der neue Schichtplan entlastete uns zwar, dieser konnte jedoch nicht lange bestehen. Eigentlich sollten wir im Wechsel einen Tag arbeiten und einen Tag frei machen, doch nach einer Woche fiel das in sich zusammen, weil Leute ausfielen und andere Positionen durchgehend von den gleichen Personen besetzt wurden. So kam es auch dazu, dass wir zwei Tage mit über 15 Stunden hintereinander arbeiteten. Dies ging uns ziemlich auf die Knochen.
Zusätzlich nahm uns die Situation auch emotional stark mit, denn einige Fehler führten zu sehr schlimmen Folgen. Viele Tiere mussten unnötig sterben. Einige, weil sie falsch gefüttert wurden und dadurch eine Vergiftung bekamen und andere, weil die alte Chefin es versäumt hatte einen Schwangerschaftstest zu machen. Kühe, die schwanger sind werden mit Spritzten in die Zitzen „trocken“ gelegt. Folglich geben sie keine Milch mehr. Vorher muss ein Schwangerschaftstest von einem Veterinärmediziner gemacht werden. Eine nicht schwangere Kuh, die „trocken“ gelegt wird, kann nie wieder Milch produzieren. So wurden knapp 50 Kühe für die Farm untauglich. Die Folge ist der Tod von kerngesunden Tieren, was unsere Herzen bluten ließ.
Krankheit
Nach langen Tagen der Arbeit nahm alles kurz vor dem Ende unserer Farmzeit langsam Formen an. Die Stunden gingen auf 10–12 Stunden runter und es gab gute Arbeitspläne. Wir arbeiteten viel, aber im machbaren Bereich. Schließlich sollten wir eine neue Rolle erlernen, um andere Personen zu entlasten. Endlich durften wir etwas Neues lernen, aber es war Fluch und Segen zugleich.
An dem Tag, wo wir uns zusammen um die Kälber kümmerten lief alles glatt. Leider ging eine Krankheitswelle bei den Tieren herum. Am nächsten Tag hatte Jenny Fieber und es ging ihr nicht gut. Die Situation verschlimmerte sich und Durchfall kam noch oben drauf. An unserem freien Tag wollten wir zum Arzt, doch die Ärzte lehnten jeden mit Fieber ab. Selbstverständlich ist momentan jede Krankheit Corona. Dank unserer neuen Vorgesetzten, konnten wir ins Krankenhaus fahren. Die Kosten wurden von der Arbeit getragen und der Aufenthalt verlief reibungslos. Wahrscheinlich sorgten Viren für das Chaos mit Jennys Magen. Leider sollte das ganze 1 bis 2 Wochen dauern.
Wir hatten ordnungsgemäß unseren Abschied von der Farm zwei Wochen vorher angekündigt und für uns gab es bereits Ersatz. Maximal drei Tage länger hätten wir bleiben können. So kam das neue Problem. Würden drei Monate Arbeit wegen einer Woche Krankheit umsonst sein? Jenny fehlten die Stunden für das Visum und es blieben, nach einer Woche Ruhe und nur leichter Besserung, nur noch vier Tage.
Arbeitsmarathon
Glücklicherweise waren unsere Chefin und die Anderen auf der Farm sehr flexibel. Sie ermöglichten uns einen heftigen Marathon. Vier Tage arbeitete Jenny und ging dabei ziemlich auf dem Zahnfleisch. Zunächst arbeitete ich ebenfalls, doch nach zwei Tagen erwischte mich die Krankheit auch. In diesen Tagen bestand unser Leben aus arbeiten, schlafen und essen, wobei letzteres immer weniger wurde. Für uns Beide war die Situation ziemlich heikel. Jennys gesundheitlicher Zustand wurde wieder schlechter und ich war ziemlich ausgelastet mit der Arbeit, dem Haushalt und der Pflege. Dennoch kämpften wir uns durch diese Zeit und schafften diese harten vier Tage und somit auch die Stunden für das Visum.
Lichtblicke
Nach dem Marathon, nährte sich das Ende unserer Farmzeit. Jenny war komplett fertig und ich bekam noch eine Schicht nach unserem Wochenendtag. Nach der Farmzeit sollte es zurück in die Wohnung gehen, einen Ort, welchen wir mit Harmonie und Glück verbinden. Ich konnte in meiner freien Zeit nochmal durchatmen und mir ein kleinen Traum erfüllen. Ich packte meine Kamera ein und lief los für ein Fotoshooting. Während der Arbeit entdeckten wir eine ganz besondere Kuh, welche ich unbedingt fotografieren wollte. Sie sticht besonders hervor, weil sie graue Flecken hat. Neben einigen schönen Bildern von der grauen Kuh, durfte ich zum zweiten Mal Zeuge von einer Geburt werden. Ich blieb eine Weile auf den Feldern und konnte beobachten, wie das Kalb sich zu seinen ersten Schritten mühte. Dies war ein unvergesslicher Moment für mich.
Inzwischen sind wir wieder in Mandurah und erholen uns von einer sehr intensiven Zeit. Jenny ist zwar immer noch nicht ganz gesund, aber dieses Mal steht der Genesung nichts mehr im Weg. Sobald wir neue Kräfte gefasst haben, stürzen wir uns in die Planung von neuen Abenteuern.
~ Daniel