Das Abenteuer zieht uns an
Unserem Ausflug nach Kookynie ging eine große Neugier voraus. Bereits in Deutschland schauten wir uns Videos und Artikel zum Thema Geisterstädte in Australien an. Als wir herausfanden, dass eine dieser Geisterstädte in der Nähe unserer Reiseroute sei, war sofort klar das dies eines unserer Ziele sein wird. Das Abenteuer rief nach uns. Zahlreiche Vorstellungen und Fragen drängten sich uns auf. Lebt dort noch jemand? Gibt es verlassene Häuser? Wie konnte eine Stadt zu einer Geisterstadt werden? Es war ein spannendes Mysterium für uns, welches wir unbedingt lüften wollten. Einige Informationen lasen wir uns im vorhinein an. So fanden wir heraus, dass es dort genau ein aktives Hotel gibt. Dieses war unser Ziel Nummer eins, um der Geschichte von Kookynie näher zu kommen.
Google Maps vs. Navigation
Geisterstädte haben grundsätzlich für mich auch etwas komisches beziehungsweise gruseliges an sich. Unser Trip wurde schon komisch bevor es richtig losging…
Wir befanden uns in Kalgoorlie und Google Maps gab uns zwei Optionen: 1. 141 Kilometer auf einer unbefestigten Straße fahren 2. 274 Kilometer überwiegend auf einer befestigten Straße fahren. Auf gar keinen Fall wollten wir uns über 100 Kilometer auf unbefestigten Straßen aufhalten, aber bei der 2 Option waren wir uns nicht sicher, ob unsere Tankfüllung für die Route reicht. Schließlich gab es keine Tankstellen auf der Strecke. Die nächste Idee war es zu schauen, was das Navi uns für eine Route vorschlägt. Option 3: Knapp 170 Kilometer auf befestigter Straße und 15 Kilometer auf unbefestigter Straße. Beim vergleichen der Karten fiel uns auf, dass Navi und Google Maps Kookynie unterschiedlich verortet haben. Dennoch wollten wir unbedingt die Geisterstadt sehen. Deswegen entschieden wir uns für die Route des Navis. Mit dieser würde auch die Tankfüllung reichen. Also ließen wir uns überraschen und hofften, dass wir bei der Geisterstadt ankommen würden.
Ein Pferd? Ein Pferd!
Das Navi behielt recht und wir kamen in der Geisterstadt an. Zunächst kam uns ein Stadtschild entgegen, welches bereits nicht mehr komplett lesbar ist. Die Spannung stieg und die Faszination packte uns. Zunächst ging es eine Weile geradeaus, rechts und links nichts außer roter Boden. Es war wie eine beliebige Stelle im Outback. Irgendwann tauchte eine Informationstafel mit einem Klo auf und schließlich kam ein Kreisverkehr. Die Umgebung sah nach ziemlicher Leere aus, nur wenige Gebäude konnten wir sichten. Einmal nach links beim Kreisverkehr und schon fuhren wir auf das einzige Hotel beziehungsweise das einzig noch betriebene Geschäft in der ganzen Stadt zu. Das Grand Hotel Kookynie sah, im Vergleich zum Rest, sehr erfrischend und gut erhalten aus.
Beim Aussteigen aus dem Auto waren wir etwas verwirrt. Stand vor dem Eingang des Hotels ein Pferd? Erst dachte ich es wäre nicht echt, aber es stand tatsächlich ein Pferd vor der Tür. Diese kuriose Situation verwirrte uns. Wie sollten wir reinkommen? Wir nährten uns dem Eingang und das Pferd machte keine Anstallten sich zu bewegen. Also suchten wir eine Lücke und klopften an der Tür. Erst kam eine ältere Frau raus, jedoch wusste sie nicht was sie tun sollte. Schließlich schickte sie einen Mann raus, der das Pferd ein bisschen zur Seite quetschte.
Das Hotel sah von innen fast wie ein Museum aus. Ein Foto vom Gang durften wir machen. Beim Durchgehen bestaunten wir alte Gegenstände und Zeitungsartikel. Diese Stadt war lebendiger als man meinen könnte. Es gab Sportvereine, ein Schwimmbad und eine größere Straße mit einigen Geschäften. Als erstes wollten wir einen kleinen Rundgang durch die Stadt machen. Die Hotelbesitzerin hatte uns die Geschäftsstraße empfohlen. Schließlich machten wir uns auf, um die Stadt zu erkunden.
Eine Stadt verlassen und in Trümmern
Bereits beim Betreten der Straße stellten wir fest, dass von vielen Gebäuden nur noch Trümmerteile über geblieben sind. Vor jedem Trümmerhaufen stehen Schilder, die einem zeigen, was dort vor Jahren stand. Von Schild zu Schild gingen wir die Straße entlang und wir konnten kaum glauben, dass hier einst ein alltägliches Leben stattgefunden hatte. Nach einer Weile fanden wir die ersten größeren Überreste von ehemaligen Hotels und Läden. Teilweise konnten wir einzelne Möbel sehen.
Die Fliegen nervten uns extrem, doch wir entdeckten immer mehr unterschiedliche Gebäude oder Relikte, die uns tiefer in die Stadt zogen. Ganze Autos wurden sogar zurückgelassen. Die einzelnen Teile regten die Fantasie an und an vielen Stellen konnten wir uns vorstellen, wie das Leben hier gewesen sein muss. Es drängte sich die Frage auf, wie eine blühende Stadt fast aussterben kann. Es war auch beeindruckend, wie viel Zeug von den Menschen zurückgelassen wurde. Manche Flächen sahen aus, wie ein Schrottplatz. Gerne wären wir in ein vollständig erhaltenes Haus gegangen, doch das was noch in Gänze stand, sah so aus als könnte es jederzeit zusammenbrechen.
Schließlich kamen wir bei der alten Bergbaumine an. Ein gewaltiger zusammengeschütteter Haufen, welcher bereits von Pflanzen durchwachsen wird. Bei der Erkundung des Haufens fanden wir viele verschiedene Teile auf dem Boden. Fragen für Fragen kamen und es gab nur eine Möglichkeit ein bisschen mehr zu erfahren. Mit einem kalten Getränk im Hotel wollten wir ein bisschen mit der Besetzerin reden.
Der Fall einer blühenden Bergbaustadt
In der Kneipe vom Hotel, kauften wir uns eine Flasche Sprite und wir fingen an unsere brennenden Fragen zu stellen. Vor allem die Frage nach dem Wandel zur Geisterstadt beschäftigte uns sehr. Wir erfuhren, dass es zwei Faktoren für den Fall dieser Stadt gab. Zum einen gab es eine Überschwemmung bei der Bergbaumine, welche die Hauptarbeitsquelle war und zum anderen wurden die Männer der Stadt für den ersten Weltkrieg eingezogen. Die Überschwemmung wurde durch ein sehr hoches Grundwasservorkommen ausgelöst. Es wurde so tief gegraben, dass die Wasserpumpen das Wasser nicht mehr rauspumpen konnten. Durch den Verlust vieler Männer und dem Wegbrechen der Arbeitsplätze, sahen sich viele Bewohner gezwungen Kookynie zu verlassen. Heute leben nur noch 12 Menschen in der Stadt. Leider sollten wir nach einigen Fragen gehen, weil die Flasche zum Mitnehmen gedacht sei. Folglich waren wir bisschen enttäuscht, weil wir nicht mehr erfuhren.
Fazit
Es ist ein unglaubliches Abenteuer mit einer einmaligen Atmosphäre, wenn man durch Kookynie geht. Trotz dessen, dass die Stadt quasi tot ist, lebt die Geschichte weiter. Trotz der kleinen Enttäuschung in der Kneipe war es ein lohnenswerter Ausflug und eine spannende Zeitreise. Wir können es jedem empfehlen!
~ Daniel