Wir haben geheiratet! Exakt ein Jahr nach unserer Verlobung haben wir uns endlich das Ja-Wort gegeben. Natürlich lief auf unserer Hochzeit nicht alles wie geplant, tut es das jemals? Und hatten wir nicht schon gelernt, dass Pläne für uns nicht funktionieren? Ja, genau deswegen haben wir das Planen irgendwo im Prozess über Board geworfen. Eigentlich sollte es eine Sommerhochzeit im Juli 2024 in Deutschland werden… naja, es war zumindest noch irgendwie Sommer…
Strandhochzeit in Australien
Im Verlauf unserer Reise, entwickelte sich die Idee von der Strandhochzeit in Australien. Freunde von uns hatten davon erzählt und es ließ uns nicht mehr los. Zunächst war es eine unrealistische Wunschvorstellung, doch wie so häufig entschieden wir uns dazu auf unsere Herzen zu hören. Australien ist inzwischen unser Zuhause im Herzen und irgendwann erschien uns jede Idee, die nicht das Heiraten am Strand beinhaltete, nicht richtig für uns.
Das größte Problem für uns war der Wunsch, dass unsere Familie dabei ist. Nach langem hin und her, entschieden wir uns für Australien und zusätzlich eine Familienfeier in Deutschland ab zu halten. Nun mussten wir es nur noch mit unserer Familie teilen und ihre Reaktion stellte erneut alles auf den Kopf. Sie wollten für die Hochzeit nach Australien kommen, was uns natürlich sehr freute. Schließlich folgten nervige Monate des Planens, aber wir waren dabei unseren Traum von der australischen Hochzeit um zu setzten.
Kein Stress
Irgendwann waren wir jedoch so genervt, dass der Gedanke ans Heiraten uns mehr stresste, als uns glücklich zu machen. Als wir dies bemerkten, ließen wir von unserem Plan ab. Es wurde nur noch das Nötigste gemacht und das, was uns Freude machte. Schließlich hatten wir doch alles zusammen, was wir brauchten: Wir hatten uns, Klamotten, unsere Familien und unsere Zelebrantin! Ja, Ringe hatten wir auch. Also haben wir alles in einen Topf geschmissen, es ordentlich durchgeschüttelt und daraus entstanden ist diese Hochzeit:
Wir heiraten!
Wir hätten es uns und unserer Familie leicht machen können, aber wir folgen immer unseren bescheuerten Träumen, deswegen heirateten wir zum Sonnenaufgang. Dieser fand um kurz nach sechs statt, aber wir wollten früher da sein, um die schönen Farben des Himmels mit zu nehmen. Wer um sechs heiraten möchte, der muss um vier aufstehen. So fing unser Tag sehr früh an. Für mich war es sehr entspannt, ich zog meine Shorts und mein Hemd an und schon war ich fertig zum Heiraten. Dementsprechend ließ ich es sehr entspannt angehen, trank noch einen Kaffee und laß einige WhatsApps durch. Irgendwann schaute ich auf die Uhr und stellte fest, dass ich doch etwas zügiger losfahren sollte. Der Plan war es, dass ich am Strand unser kleines Setup, Campingstühle, Tisch und Wanderrucksäcke, aufbaue. Mit ein wenig mehr Schwung fuhr ich los, die Vorfreude stieg.
Währenddessen verbrachte ich erst einige Zeit mit meiner Mama vor dem Spiegel. Die Frisur war nach — ungelogen drei Stunden probieren am Vortag — innerhalb weniger Minuten fertig, danke Papa. Danach verbrachte ich entspannt noch einige Zeit im Bett, denn Daniel lief noch durch die Gegend. Als er dann endlich weg war, zog ich mich an, auch das Kleid war innerhalb weniger Minuten “angebracht” und fertig war ich. Ich wurde so häufig gefragt, wer denn Haare, Make-up und Nägel machen würde. Meine Antwort war immer, dass wir meine Haare selbst machen und ich den Rest nicht brauche, denn das bin nicht ich. Also ging es relativ schnell, ich packte noch ein paar Kleinigkeiten zusammen und half dann unseren Familien alles andere für den großen Tag einzupacken und zu verstauen, was nicht mehr viel war, denn sie hatten schon gute Vorarbeit geleistet! Danke!
Chaos
Als ich am Strand ankam fing das typische Chaos an. Unsere Zelebrantin hatte die Idee erst an einem Strand Bilder zu machen und dann an einem anderen Strand zu heiraten. Für die Bilder war der Strand perfekt, doch für die Zeremonie wäre es zu windig gewesen. Australische Spontanität, kein Problem, wir änderten den Ablauf. Der neue Plan war es Jenny das erste Mal im Kleid zu sehen, davon Bilder am schöneren Strand zu machen und dann rüber zu fahren und zu heiraten. Freundlicherweise bauten die Zelebrantin und eine Helferin das Setup am anderen Strand auf.
Kurze Zeit, nachdem der neue Plan stand, rief mich eine Freundin von uns an. Ich hatte schon ein komisches Gefühl und befürchtete, dass sie es nicht schaffen würde. Sie kündigte an, dass sie sich verspäten würde, weil ihr Freund ihren Autoschlüssel mit zur Arbeit genommen hatte, die Arbeit, welche wie bei uns irgendwo im australischen Outback liegt. Ein kleiner Haken an der Sache war, dass sie angeboten hatte Stühle für den Aufbau mit zu bringen. Aber auch das war nicht zu schlimm, immerhin hatten wir Zeit gewonnen durch das Fotoshooting am ersten Strand. Doch das Chaos ging weiter, unsere Fotografin schrieb mir, dass ihr Taxi sich verspätete. Am Ende wartete ich in unserem Auto und Jenny und die Familie im Mietwagen. Irgendwie alles ein wenig anders, aber die Aufregung über den besonderen Tag überwog.
Nach einem hektischen Anruf stimmte ich dem Chaosplan zu, was blieb mir auch sonst übrig? Also fuhren wir zum Strand. Nachdem dann endlich die Fotografin angekommen war und mit Daniel an den Strand ging, stieg auch ich aus. Der erste Schock, es war arschkalt… Ich ließ meine Jacke im Auto und ging an den Strand, wo Daniel mich das erste Mal sehen sollte. Es war ein bisschen komisch, nichts abgesprochen und dann so ein Chaos. Aber alles legte sich ganz schnell und dann waren es wieder nur wir beide am Strand. Es waren sogar zwei Pelikane zu unserer Hochzeit gekommen! Wir waren schon einige Male an dem Strand gewesen, aber nie zuvor hatten wir dort Pelikane gesehen. Ein gutes Zeichen! Nach einigen Fotos ging es dann zurück in die Autos, um nun wirklich zu heiraten, aber erst musste ich noch Mal aufs Klo.
Die Zeremonie
Am anderen Strand trafen wir dann auch unsere Freundin, sie hatte es rechtzeitig geschafft. Danach ging es für alle, außer Jenny und ihren Papa runter zum Strand. Der Weg war sehr steil und rutschig. Unten brachte sich jeder auf seine Position, die Fotografin bereitete sich auch vor und dann gaben wir ein Zeichen nach oben für den Start. Obwohl es sehr kalt war, war es perfekt. Eine Hochzeit im kleinen Kreis ohne große pompöse Dinge, simpel am wunderschönen Strand mit dem Himmel in fantastischen Farben geschmückt. Mein Herz schlug schneller und die Zeremonie ging endlich los.
Der Weg nach unten war ziemlich steil, aber darauf konnte ich mich gar nicht richtig konzentrieren, denn mitten auf den Weg nach unten fing Papa auf einmal aus dem Nichts an zu Schluchzen wie ein Schlosshund. Ich wusste gar nicht richtig, was passiert war, also nahm ich ihn einfach nur in den Arm. Er wusste es auch nicht und sagte einfach nur, dass er doch glücklich sei. Dann ging es weiter und kurz bevor wir an der Treppe nach unten ankamen rutschten wir beide weg… Immerhin hielten wir uns beide auf den Beinen, aber elegant sieht bestimmt anders aus… Nach einem kurzen Schrecken waren wir dann unten, wo ich bei Daniel vor versammelter Mannschaft abgegeben wurde.
Das Setup war perfekt. Links das Meer und die Zeremoniantin, dann Daniel und ich (wir standen in einem Herzen, das in den Sand gemalt wurde), unsere Gäste auf ihren Campingstühlen vor der Klippe und dahinter die Fotografin, die fleißig dabei war Fotos zu machen. Der Himmel hatte wunderschöne Farben. Daniel zitterte so unglaublich sehr…
Die meiste Zeit der Zeremonie erlebte ich in meiner eigenen Welt. Die Zelebrantin sprach den Text, den wir mit ihr abgestimmt hatten, aber das hörte ich nur so halb. Ich versuchte mein Zittern zu unterdrücken, aber am meisten war ich auf Jenny und den Moment fokussiert. Sie sah einfach unglaublich aus und ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich heiratete die Liebe meines Lebens am Ort meiner Träume und die Familie war mit dabei.
Wir trugen unsere Ehegelübbte vor. Ich began, denn Daniel wollte als Zweites. Also ließ ich ihn wissen, wie sehr ich ihn liebe, versprach besser kochen zu lernen und endete mit einem Scherz, der alle, aber vor allem Daniel zum Lachen brachte. Sein Zittern bereitete mir Sorgen, aber ich weiß, dass genau das passiert, wenn er super aufgeregt ist. Also war er dran. Danach wurden wir endlich gesetzlich verheratet und durften uns küssen.
Die kleinen Extras
Schließlich gab es eine kleine Wunschknoten Zeremonie. Dabei band jeder Gast einen Knoten an eine Schnur, die an unseren Händen befestigt war. Währenddessen sollten sie einen Wunsch für unsere Ehe äußern. Jeder war sehr emotional und es wurden auch einige Tränen vergossen. Als Nächstes machten wir ein kleines Sandritual, wo wir Sand in die Luft warfen so, dass sich der Sand im Flug vermischte. Beide Rituale waren sehr schön und ergänzten den unglaublichen Moment perfekt. Nun fehlten nur noch die Unterschriften auf der Heiratsurkunde. Wir und unsere Trauzeugen unterschrieben. Leider fiel uns erst später auf, dass Jennys Name falsch geschrieben wurde, aber das war nicht weiter tragisch.
Nach dem offiziellen Part machten wir noch Bilder an den beiden Stränden. Das kleine Fotoshooting machte unglaublich viel Spaß und die aufgehende Sonne wärmte uns schnell auf. Außerdem begegneten wir den beiden Pelikanen noch einmal und freuten uns unbeschreiblich sehr über unsere tolle Hochzeit. Ein großer Traum ging in Erfüllung, auf unsere ganz eigene Art und Weise. Die Pelikane waren für mich ein schönes Zeichen, weil wir uns sehr für die australischen Wildtiere begeistern. In Summe war es der perfekte Morgen und die perfekte Hochzeit für uns.
~ Daniel und Jenny