Hintergrund
Inzwischen sind wir auf der Milchfarm in Victoria angekommen. Hier wollen wir sechs Monate arbeiten, um uns für das nächste Visum zu qualifizieren. Der Job ist uns nicht unbekannt und trotz einiger Zweifel machen wir ihn erneut. Für diese Entscheidung gab es einige Gründe, doch die Entscheidung fiel hauptsächlich aus dem Bauchgefühl heraus. Nun haben wir die erste Arbeitswoche hinter uns und wir fühlen uns, als wäre dieser Job eine ganz neue Erfahrung. Alles ist anders vom Umgang untereinander bis hin zum Melkprozess. Irgendwie könnte man das Gefühl haben, dass es sehr unterschiedliche Jobs sind.
Chefin und Mitarbeiter
Besonders wegen unserer Mitmenschen waren wir sehr besorgt. Da unsere letzte Farmzeit nicht sonderlich gut verlief, waren wir sehr nervös. Schon vor der Ankunft zeigte sich jedoch, dass hier ein ganz anderer Umgang vorliegt. Auf unserer Reise von Port Hedland nach Victoria gab es viele Komplikationen. So mussten wir sogar einige Tage auf eine Sondergenehmigung warten, um durch South Australia fahren zu können. Die Komplikation entstand durch einen Lockdown in Perth, wo wir eigentlich zuerst hin wollten. Unabhängig davon, dass der Zeitpunkt unserer Ankunft ungewiss war, wurde uns gesagt, dass die Komplikationen unseren Job nicht betreffen. Folglich konnten wir sorgenfrei die Reise durchziehen.
Vor Ort lernten wir die Menschen kennen. Direkt vermittelten die Menschen hier ein sehr warmes Gefühl. So wurden zum Beispiel Möbel und einiges mehr für unser Haus organisiert und ein Mitarbeiter holte ein Bett nach seiner Schicht mit uns ab. Grundsätzlich ist der Umgang untereinander sehr freundlich und harmonisch. Selbst Kritik oder Anweisungen werden in einem normalen Ton vermittelt. Insbesondere beim Melkvorgang achtet die Chefin auf viele Genauigkeiten, die wichtig für die Gesundheit der Kühe und die Hygiene sind. Insgesamt sind wir nach der ersten Woche sehr zufrieden, wie die Zusammenarbeit hier läuft.
Unterkunft
Bisher hatten wir wenig Glück mit den Unterkünften bei unseren Jobs. Auf der Avocadofarm war es ein alter Caravan und auf der ersten Milchfarm ein kleiner und undichter Container. Hier treffen wir auf eine ganz andere Welt, denn wir haben ein ganzes Haus für uns alleine. Folglich haben wir sehr viel Platz und fühlen uns deutlich wohler hier. Die Unterkunft kann nach harten und langen Tagen einen großen Unterschied machen.
Anfangs war das Haus auf der neuen Farm ziemlich leer, doch innerhalb der ersten Woche besorgten wir alle Möbel, die wir brauchten. Für Australien war das Haus auch ziemlich sauber, in vielen Häusern herrscht Chaos, doch für uns gab es einiges zu tun, damit wir uns sehr wohl fühlen. Dementsprechend putzen wir das komplette Haus aus und inzwischen lässt es sich sehr gut leben. Der wohl einzige Nachteile ist die unmittelbare Nähe zur Farm und zu den Kühen. Kaum gehen wir aus dem Haus werden wir von den intensivsten Gerüchen und nervigen Fliegen begrüßt. Doch dieser kleine Makel steht in keinem Verhältnis zu einem Ort, welcher uns viele Möglichkeiten bietet.
Die Arbeit
Am Meisten verwundert uns das derselbe Job nicht unterschiedlicher ausgelegt sein könnte. Grundsätzlich gibt es einige spontane Aufgaben im Verlauf des Tages, aber es gibt einen vorhandenen Wochenplan für die Arbeit und mindestens eine Frühstücks- und Mittagspause. Allein das ist ein großer Fortschritt. Doch auch die Arbeit im Melkbetrieb ist sehr unterschiedlich. Die Plattform ist kleiner und läuft deutlich automatischer als die Letzte. Auf der einen Seite müssen wir weniger mit der Plattform arbeiten, aber dennoch sind unsere Aufgaben umfassender als vorher. Kuhmist soll so schnell wie möglich entfernt werden, dreckige Kuheuter werden vor dem Melken sauber gemacht, Kühe mit auffälligen Werten werden auf Mastitis getestet und vieles mehr.
Auf dieser Farm wird, wie bei der Letzten, zwei mal am Tag gemolken. Zwischen den Einheiten gibt es dennoch viel zu tun. Immerhin ist dies ein kleiner Familienbetrieb, deswegen fallen mehr Aufgaben für die Mitarbeiter an. Zuletzt umfassten unsere Aufgaben das Besprühen von Unkraut mit Pestiziden und das Wegräumen von Bäumen und Ästen auf den Weiden, da es vor unserer Ankunft einen großen Sturm gab. Insgesamt ist die Arbeit recht anstrengend, aber mit den Pausen und der Organisation kriegt man auch genug Erholungsphasen.
Die Hunde
Diesen Teil konnte ich nicht weglassen. Die Farm hat zwei Hunde und wir haben sie in unser Herz geschlossen. Dabei hat jeder von uns seinen eigenen Liebling. Die kleine Hündin möchte den ganzen Tag spielen. Wirklich den ganzen Tag ohne Ausnahmen. Meistens ist das ziemlich süß, doch während des Melkens über die Stöckchen von dem Hund zu stolpern ist einfach nicht cool. Umso lustiger wird es, wenn wir mit Hochdruckwasser den Hof von dem Betrieb säubern müssen. Die kleine Hündin versucht immer mit dem Wasser zu spielen. Dabei wird sie mit dem Wasser weggeschleudert, doch genau das macht ihr Spaß und sie macht es immer wieder. Der große Hund ist sehr angenehm, er braucht weniger Aufmerksamkeit, aber er macht insbesondere Jenny mit seiner Anwesenheit eine große Freude. Diese Hunde machen den Arbeitsalltag einfach schöner.
Fazit
Nach einer Woche kann man nicht sagen wie sich die nächsten sechs Monate entwickeln werden, aber der erste Eindruck stimmt uns sehr optimistisch. Wir freuen uns einfach sehr darüber auf einer Farm zu sein, wo mehr Wert auf einen guten Umgang untereinander gelegt wird. Trotz der Arbeit freuen wir uns auf die Zeit und besonders auf Victoria, denn Abenteuer gibt überall zu finden.
~ Daniel