Ob du es glaubst oder nicht — Daniel und ich haben beide ein Jahr lang vegetarisch gelebt. Ich bin sogar länger vegetarisch als Daniel, dafür lebt Daniel schon vegan. Mich hält nur noch mein Frischkäse davon ab vegan zu sein.
Aber wie kam es eigentlich dazu?
Auf unserer ersten Milchfarm haben wir selbst live vor Ort miterlebt, wie die armen Tiere dort behandelt werden. Dort taten sie uns schon leid, aber was genau wir dagegen tun konnten wussten wir nicht. Wir trösteten uns damit, dass wenn nicht wir diesen Job machen würden, es vielleicht jemand machen würde, der schlimmer mit den Tieren umgeht. Aber wir haben auch eine Person kennengelernt, die selbst mit den schwierigsten oder ängstlichsten Kühen umgehen konnte, ohne dass der Kuh schmerzhaft der Schwanz verborgen wurde. Das war wirklich erstaunlich. Zu dieser Zeit fing Daniel an Sojamilch zu trinken.
Fleisch
Mir persönlich ist bewusst, dass meine Ernährungsform noch nie die Beste war, denn ich esse kein Obst und Gemüse, mal abgesehen von Kartoffeln. Früher aß ich zu jeder Mahlzeit Fleisch oder Wurst und dachte mir noch nicht einmal was dabei. Irgendwann wurde mir bewusst, dass das ganz schön viel ist.
Nach der Erfahrung mit der Milchfarm reduzierten Daniel und ich unseren Fleischkonsum, abgesehen davon ist Fleisch hier in Australien auch teurer als in Deutschland. Wir beschäftigten uns immer weiter mit dem Thema, sahen verschiedene Dokumentationen und schreckliche Videos von gequälten Tieren. Da stand die Entscheidung dann, ab dem Jahr 2021 würden wir kein Fleisch mehr essen.
Der Anfang
Am ersten Tag aß Daniel noch etwas auf, dass sonst weggeschmissen worden wäre, deswegen bin ich länger vegetarisch als er. Doch dann rührten wir Fleisch nicht mehr an, auch wenn es vor allem mir am Anfang sehr schwer fiel. Ich hatte diese Videos gesehen und wusste nun was mit den Tieren schreckliches geschah, aber mein Gehirn weigerte sich hartnäckig diese Bilder mit dem Essen, das ich von Kindertagen an kannte, zu verknüpfen.
Jeder, der mich kennt, wird sich fragen, was ich dann noch zu Essen hatte. Sagen wir mal, dass nicht viel über blieb. Zum Frühstück Toast mit Frischkäse, kein Problem. Aber immer nur Kartoffeln, Nudeln oder Reis, ohne Beilage ging nicht lange gut. So stand ich einige Male kurz davor aufzugeben. Aufgeben war jedoch keine Option, also musste ich etwas tun, dass ich auch nicht mag: Probieren. Wir suchten Rezepte raus, probierten uns durch die vegetarische Abteilung in den Supermärkten und siehe da, ich hatte wieder etwas zu essen!
Ersatzprodukte
Ersatzprodukte wurden für mich zum heiligen Gral, aber sie sind teuer und vermutlich auch nicht wirklich gesund. Abgesehen davon vertraue ich auch keinen Ersatzwürstchen mehr, allesamt schmecken sie scheußlich. Dagegen fanden wir viele andere Dinge, die uns schmecken. So ist Burger mit einem Ersatzproduktpatty mein neues Lieblingsessen geworden.
Die zweite Milchfarm
Die zweite Milchfarm führte uns dann vor Augen, dass wir mit dem vegetarisch sein den armen Kühen, die dort deutlich besser behandelt wurden als auf der ersten Farm, auch nicht halfen. Nach einem qualvollen Leben voller Ausbeutung verzichteten wir letztendlich nur darauf sie zu essen. So ging es für uns nicht weiter. Also betrieben wir wieder intensive Recherche zu Milch, Milchprodukten und Eiern. So kam es, dass es wieder ans Probieren ging. Dieses Mal testete ich mich durch Milchalternativen und blieb letztlich bei Mandelmilch. Ungesüßte zum Backen und Gesüßte für meinen Kakao.
Weiterhin machten wir uns auf die Suche nach einem Eiersatz. Beim Backen war es nicht allzu schwer, dabei ersetzten wir das Ei entweder durch pflanzliche Margarine oder Öl und eine Milchalternative. Später fanden wir auch ein Pulver im Supermarkt, dass vegan war und sich übersetzt nur Eiersatz nannte. Dieses begleitete uns eine Weile, bis es irgendwann ausverkauft war. Jetzt nutzen wir Maisstärke, die deutlich günstiger ist. Wir benutzen sie in Pfannekuchen oder auch um unsere Tofuschnitzel zu panieren. Tofu ist übrigens auch eines der Produkte, die wir erst für uns entdeckt haben, seit wir vegetarisch sind.
Fazit
Dies ist unsere Art und Weise der Welt etwas zurück zu geben. Wir sind noch lange nicht perfekt, aber wir haben an einer Stelle angefangen und das ist es, was zählt. Nicht jeder wird vegan werden wollen, doch wir wollen und arbeiten daran. Die Tiere liegen uns am Herzen, vor allem nachdem wir auf unserer letzten Milchfarm so viele tolle Persönlichkeiten kennengelernt haben.
~ Jenny