Hintergrund
Seit Mitte März stellt Covid-19 das Leben aller auf den Kopf. Unsere Umrundung von Australien wurde vorläufig gestoppt. Außerdem lag das komplette gesellschaftliche Leben auf Eis. Nach schönen Monaten in der Wohnung, nicht weit weg von Mandurah, konnten wir erst einen Job auf einer Avocadofarm und schließlich einen Job für das zweite Visum auf einer Milchfarm ergattern. Nachdem alle möglichen Geschäfte und Freizeitaktivitäten dicht gemacht wurden, ging es mit der Zeit bergauf. Nun war es endlich soweit, dass vieles, unter Einschränkungen, öffnete. Folglich war dieser Kinobesuch etwas ganz besonderes.
Bedingungen
Den Kinobesuch in Busselton schenkte ich Jenny zum 21. Geburtstag. Im Internet fand ich heraus, dass dies das einzige Kino in der gesamten Region ist. Glücklicherweise durfte dieses, unter einigen hygienischen Voraussetzungen, wieder öffnen. Des Weiteren wurde die Zahl der Besucher pro Vorstellung limitiert so, dass sich jeder mit Abstand zu anderen im Kinosaal verteilen konnte. Im Internet wurde es empfohlen, Tickets vorzubestellten, da man sonst eventuell keine Karten mehr bekommen würde. Dadurch, dass das Kino auf Einnahmen angewiesen ist, kosten die Tickets momentan nur 3 Euro. Dieses Schnäppchen wollten wir auf jeden Fall für unseren Kinobesuch mitnehmen. Leider stellte sich dies als ziemlich kompliziert heraus.
Mehrere Anläufe
Wie kompliziert kann schon ein Kinobesuch sein? Wir können nur kompliziert! Ganze 3 Versuche brauchten wir, bis wir endlich bequem im Kinosaal einen Film sehen konnten.
Bei der Filmauswahl, waren wir uns relativ schnell einig. Unsere zwei Favoriten waren „Dolittle“ und „the call of the wild“. Zweiteres wollten wir sehen, aber nur ersteres lief an unserem Wochenende, also Dienstag und Mittwoch, im Kino. Dementsprechend fuhren wir nach Busselton. Dort machten wir uns einen schönen Tag, bis wir im Kino ankamen und uns mitgeteilt wurde, dass es keine Karten mehr gäbe. Eigentlich wollten wir erst vorbestellen, doch wir entschieden uns dagegen, weil wir nicht dachten, dass Dienstagmorgen jemand ins Kino gehen würde. Leider hatten wir nicht auf dem Schirm, dass in Australien die Ferien im vollen Gange waren.
Eine Woche später hatten wir sogar das Glück, dass „the call of the wild“ an unserem Wochenende laufen sollte. Da wir aus der ersten Situation gelernt hatten, buchten wir die Tickets im Voraus. Während der Buchung beschlich uns aber ein ungutes Gefühl. Dieses bewahrheitete sich, als wir am Abend vorher erfuhren, dass wir an diesem Tag arbeiten mussten.
Etwas geknickt waren wir schon, aber wir gaben nicht auf. Wissentlich, dass wir einen Tag später frei haben würden, buchten wir uns erneut Tickets. Trotz der Hindernisse ließen wir uns dieses Erlebnis nicht nehmen. Beim dritten Versuch sollte es endlich klappen.
Der Kinobesuch
Die Vorstellung lief zu unserem Pech leider abends. Folglich wussten wir, dass die Rückfahrt im Dunkeln stattfinden würde. Dennoch war die Vorfreude extrem groß. Im Kino angekommen vergingen auch die letzten Zweifel daran, dass noch etwas schieflaufen könnte.
Überraschender Weise unterschied sich der Kinobesuch im Ablauf nicht groß von denen vor Corona. Mit Ausnahme von dem Desinfektionssprays am Eingang und vorgegebener Wege zur Kasse, war eigentlich alles normal.
Im Kinosaal waren nur wenige Besucher und weil wir als erstes da waren, konnten wir uns die besten Plätze sichern. In Australien gibt es meistens eine freie Platzwahl. Nach einer, für australische Verhältnisse, kurzen Werbung ging es endlich los.
Der Film „The call of the wild“ erzählt eine sehr schöne und tiefgehende Geschichte von der Reise eines Hundes zu seiner Natur. Wir waren absolut begeistert und froh, dass wir diesen Film letztendlich doch noch sehen konnten.
Fazit
Dieser Kinobesuch war außergewöhnlich. Nicht nur wegen dem, für uns, komplizierten Weg ins Kino, sondern auch weil ein Kinobesuch lange undenkbar war. Den Film können wir nur wärmstens empfehlen.
Doch bei diesem Erlebnis gab es mehr, als nur eine schöne Erinnerung, uns wurde ein Stückchen Normalität wiedergegeben. Seitdem der Virus alles durcheinander bringt, ist nichts mehr selbstverständlich. Deswegen fühlten wir ein ganz besonderes Glücksgefühl am Ende dieser Vorstellung. Es war vielleicht einer der schönsten Kinobesuche, die wir bisher hatten. Es ist unglaublich wie schön die alltäglichen Dinge sein können, wenn sie für eine Weile nicht zugänglich waren.
~ Daniel