Hintergrund
Corona machte unsere Australienreise ziemlich kompliziert. Zwischenzeitlich waren wir uns nicht einmal sicher, ob es überhaupt weitergehen würde. Schon früh entwickelten sich große Träume für Australien, welche wir im Zweifelsfall priorisiert hätten. Einer der größten Punkte auf meiner Australien-Bucketlist war der Three Capes Track. Dies ist eine viertägige Wanderung im Südosten von Tasmanien. Nachdem wir Tasmanien, trotz dessen dass ich Corona hatte erreichten, stieg die Vorfreude. Unser Auto gab dummerweise auch den Geist auf, aber wir ließen uns nicht unterkriegen. Mit zwei zu vollen Rucksäcken und einigen Bussen ging es Richtung Tasman Peninsula. Am Ende erreichten wir den Startpunkt, obwohl es einige Strapazen gab. Dieser Traum ging in Erfüllung.
Vorbereitung
Vor dem Three Capes Track solltest du die Informationen der offiziellen Webseite lesen. Dort findest du Infos, Packlisten und Tipps für das Abenteuer. Besonders das Packen des Wanderrucksacks ist essenziell. Jedes überflüssige Kilo wird sich auf dem Weg bemerkbar machen. Kurz vor der Wanderung bekommst du ein kleines Guidebuch mit weiteren nützlichen und interessanten Informationen. Uns hat es geholfen vorher dort durch zu stöbern.
Der Three Capes Track
Worum geht es beim Three Capes Track? Kurz gesagt liegen 48 Kilometer Strecke in vier Tagen vor dir. Doch diese Wanderung ist so viel mehr. Auf dem Weg erwarten dich die drei Capes Raoul, Pillar und Hauy. Auf die letzten Beiden bewanderst du. Der Wanderweg wurde für viele Millionen Dollar gebaut und ist darauf ausgerichtet, dass du bequeme 48 Kilometer hast. Folglich ist der Weg nicht zugewachsen und an vielen Stellen gibt es Stege, die über unebenen Boden gebaut wurden. Der hervorragend ausgebaute Weg sollte jedoch nicht über die Herausforderung des Three Capes Tracks hinweg täuschen. Mit über 20.000 Stufen geht es ziemlich häufig steil bergauf oder steil bergab. Langer Atem und Durchhaltevermögen werden auf dem Weg getestet.
Der Three Capes Track kostet 495 AUD pro Person. Dies klingt zunächst teuer, doch der Preis wird durch unterschiedliche Faktoren gerechtfertigt. Im Preis steckt der freie Eintritt zur Port Arthur Historic Site für ein Jahr (von dort Startet das Abenteuer), eine Bootsfahrt vor dem Track, die drei Übernachtungen in Hütten mit Strom, Wasser und Küchen und die Rückfahrt mit dem Bus vom Endpunkt des Wanderweges, sowie die Nationalparksgebühren. Insgesamt bekamen wir mehr von dem Erlebnis, als wir rein steckten, aber dazu mehr im weiteren Text.
Tag 1
Jeden Tag verlassen zwei kleine Boote einen Steg in Port Arthur. Diese fahren dich auf die andere Seite zum Tasman Nationalpark, wo der Three Capes Track startet. Ein Boot startet vormittags und das Andere nachmittags. Wir hatten die Nachmittagsfahrt. Folglich hatten wir die erste Tageshälfte Zeit, um Port Arthur zu erkunden.
Port Arthur Historic Site
Port Arthur ist ein sehr besonderer Ort. Bedingt durch die geographische Lage wurde dort ein Gefängnis gebaut. Port Arthur liegt auf einer Halbinsel und es gibt nur einen Kontakt zum Festland. Dementsprechend war die Flucht für Häftlinge unmöglich.
Unseren Vormittag verbrachten wir damit das Gefängnis und alles drumherum zu erkunden. Unsere vollgepackten Rucksäcke ließen wir im Gebäude der Historic Site. Dort sortierten wir zuvor Gegenstände aus, welche während der Wanderung in einem Schließfach bleiben sollten. Jede Gewichtsreduktion ist wertvoll. Nach unseren Erkundungen, aßen wir noch einmal Pommes und dann machten wir uns auf den Weg zum Steg.
Die Bootsfahrt
Am Steg warteten wir eine Weile. In dieser Zeit trudelten immer mehr Menschen mit ziemlich vollen Wanderrucksäcken ein. Irgendwann kam ein kleines gelbes Boot vorgefahren. Mit diesem sollte es zur Wanderung gehen. Die Bootsfahrt diente nicht nur dem Transport, sondern auch als erstes kleines Highlight. Es sollte uns entlang der Küste mitnehmen und erste Eindrücke vom Three Capes Track vermitteln. Mit dem Boot fuhren wir raus an den Küstenzipfel, Cape Raoul. Die ersten Aussichten waren schon sehr beeindruckend.
Solltest du jemals mit diesem Boot zum Three Capes Track fahren, dann halte dich an die Anweisungen der Crew. Kurz nach der Einweisung, wo erwähnt wurde, dass man nicht feste Kopfbedeckung abnehmen sollte, flog schon die erste Kappe durch die Luft. Da es der Crew wohl nicht zum ersten Mal passierte, fanden sie die Kappe im Ozean wieder und fischten sie raus.
Das absolute Highlight der Bootsfahrt waren Delfine, die in Massen aus dem Wasser sprangen. Zu einem Zeitpunkt waren wir rechts und links von Delfinen umschlossen und sie kamen ziemlich nah ans Boot heran. Uns machte es sehr viel Spaß die Delfine zu beobachten. In Summe waren die Delfine und die Aussicht ganz nett, aber Jenny wurde übel von der Fahrt. Zum Glück ging es nach der Fahrt endlich los.
Von Denmans Cove zur Survveyors Hütte
Vom Strand aus startete die Wanderung. Zuvor musste die Gruppe die Wanderschuhe ausziehen, da es an der Denmans Cove keinen Steg gibt. Der Skipper versuchte so weit wie möglich auf den Sand zu fahren, doch es reichte nicht ganz bis zum Trockenen. Nachdem wir durchs Wasser gelaufen waren, trockneten wir unsere Füße am Strand ab und machten uns fertig für die Wanderung. Wer Lust hat kann an diesem Strand schwimmen, aber uns war es zu kalt und wir wollten endlich starten.
Dann ging es endlich los. Wir hievten die schweren Rucksäcke auf den Rücken und verließen den Strand. Zunächst ging es ins tiefe Grün. An unserer Seite konnten wir immer wieder Blicke an die Küste erhaschen. Ein Ausblick schöner als der Andere und dies in regelmäßigen Abständen. Die Strecke am ersten Tag ist vier Kilometer lang und du benötigst ungefähr zwei Stunden dafür.
Schon am ersten Tag begegneten wir vielen wilden Tieren. Während wir liefen, Jenny vorne und ich hinten, schlängelte sich eine White Lipped Snake (Schlange) zwischen uns. Kurz erschraken wir , aber das Interesse an der Schlange war größer als die Furcht. Wir bekamen vor der Wanderung einen Guide für den Weg und dort wurden auch die Schlangen des Ortes vorgestellt. Insgesamt gibt es im Tasman National Park drei Schlangenarten, welche natürlich alle giftig sind. Für diese Wanderung gilt, im Gegensatz zu den meisten anderen Orten in Australien, dass es egal ist welche Schlange dich beißt, da das Gegengift für alle drei Arten wirksam ist. Die erste Schlange, die wir sahen, ist besonders auffällig, da sie hell und mit maximal 40 Zentimetern ziemlich kurz ist. Später sahen wir noch ein Echnidas (australischer Ameisenigel). Darüber freuten wir uns sehr, weil wir schon Ewigkeiten keinen mehr gesehen hatten. Trotz der wenigen Kilometer fühlte sich die Wanderung lang an und die Schmerzen in den Schultern und dem Rücken machten sich schnell bemerkbar. Es würde definitiv noch eine Weile dauern bis wir uns an die Last des Rucksacks gewöhnt hatten. Irgendwann traten Holzhütten in Erscheinung und wir wussten, dass wir den ersten Tag geschafft hatten.
Die Hütten
Wenn du den Three Capes Track absolvierst, dann stellt der Anbieter Hütten als Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung. Du kannst es dir wie ein ein kleines Dorf aus Holzhütten und einem Boden aus Holzstegen vorstellen. Im Vergleich zu einer Wanderung mit Zeltplätzen, sind die Hütten schon luxuriös, doch im Endeffekt haben sie auch nur relative schlichte, aber praktische Sachen.
Drei Bereiche sind von Relevanz für die Wanderer. Als wir an der ersten Hütte ankamen wurden wir von einer Rangerin einem Zimmer zugeteilt. Das Zimmer und die Leute darin blieben für die drei Nächte gleich. In den Zimmern gibt es acht Etagenbetten, eine lange Sitzbank, wo die meisten ihre Wanderrucksäcke drauf stellten und Haken für Klamotten. Die Betten bestehen aus einer Matratze, das ist alles, den Rest bringst du selber mit. Sobald du am nächsten Tag weiter ziehst putzt du die Matratze mit einem Feuchttuch ab, die Ranger putzen später ein weiteres Mal mit Desinfektionsmittel drüber. Im Außenbereich vor den Schlafzimmern gibt es ebenfalls Bänke und Haken, sowie Wäscheleinen. Diese Sachen wurden hauptsächlich genutzt um verschwitzte Klamotten zu trocknen und um die Wanderschuhe zu lüften.
Neben dem Schlafbereich gab es auch eine oder zwei Küchen, je nach Unterkunft, wo sehr viele Gasherdplatten mit Teekesseln waren. Zusätzlich gab es sehr viele Sitzgelegenheiten und eine große Abteilung für Unterhaltung. Dort fanden wir Bücher und sehr viele Brett- und Kartenspiele. Ein netter Bonus in der Küche waren USB-Anschlüsse, so wurden massenhaft Handys und Geräte geladen.
Der letzte wichtige Bereich waren natürlich die Klos. Vier Plumpsklos und zwei Waschbecken standen für über 30 Personen zur Verfügung.
Neben den offensichtlichen Bereichen gab es immer viele schöne Plätzchen auf dem Deck. Je nach Hütte gab es eine Aussicht aufs Meer oder einen Cape und manchmal ging es auch einfach nur um die wilden Tiere.
Der erste Abend
Überraschend geschafft waren wir nach den ersten vier Kilometern. Als wir an den Hütten ankamen und uns in unserem Zimmer eingerichtet hatten, machten wir einfach eine Weile Pause. Zum ersten Mal trafen wir die Menschen, welche das selbe Abenteuer die nächsten Tage mit uns teilten. Schon am ersten Abend zeichnete sich eine Art von Routine ab, welche über die Tage bleiben sollte. Jeder, der ankam, zog erst einmal seine Wanderschuhe aus. Die meisten liefen in Badeschlappen oder barfuß für den restlichen Abend herum.
Am ersten Abend spielten wir eine Runde Karten, kochten uns einige Male Tee und hingen ein wenig in der Gegend herum. Einen festen Termin gab es. Die Rangerin gab zu einer bestimmten Uhrzeit ein Briefing. Dabei ging es um Organisatorisches, den Wanderweg für den nächsten Tag und die Regeln in den Hütten. Vor dem Treffen kochten wir uns Abendessen und aßen parallel dazu. Danach ging es für mich auf Erkundungsmission und Jenny entspannte weiter. Auf den ersten Metern des Weges für den nächsten Tag kannst du, wenn du Glück hast, Wombats sehen. Dieses Glück hatte ich leider nicht, aber ich sah ein Pademelon (Unterart vom Känguru). Außerdem fand ich einen schönen Spot, um später den Sonnenuntergang am Ozean zu sehen. Später liefen wir zu genau diesem Spot und sahen uns, wie einige Andere auch, den wunderschönen Sonnenuntergang an. Danach ging nicht mehr viel. So wurde noch ein wenig gelesen, bevor es dann in die erste Nacht ging.
Tag 2: Der erste Morgen
Bedingt durch die Erschöpfung schlief ich relativ gut, Jenny war ein wenig kalt, da wir relativ dünne Schlafsäcke hatten. Morgens standen wir sehr früh auf, versuchten relativ schnell in die Gänge zu kommen, um früh in den Wandertag zu starten. Es war ein schönes Erlebnis schon morgens von der Natur umgeben zu sein. Nach dem Frühstück machten wir uns fertig und wir starteten unter den ersten Wanderern den Weg.
An diesem Tag erwarteten uns 11 Kilometer bis zur Munro Hütte. Morgens war es noch relativ frisch, doch mit den Stunden kam auch die Wärme in den Tag. Wir liefen und an diesem Tag war es schon leichter einfach zu laufen. Zwischendurch machten wir Pausen, dann überholten uns einige Menschen und danach überholten wir sie wieder und so verlief die Wanderung.
Von den Surveyors Hütten zu den Munro Hütten
Tag 2 war in Summe der entspannteste Wandertag des Three Capes Tracks. Die Steigungen waren moderat und wie überall war der Weg hervorragend ausgebaut. Während des Weges beobachteten wir, wie die Landschaft sich änderte und blieben bei den kleinen Sitzstopps stehen, um sie zu betrachten. Diese Sitzstopps sind sowohl für Pausen, als auch als Kunst gedacht. Jede Möglichkeit für eine Pause wurde anders gestaltet und erzählt eine eigene Geschichte, die du im Three Capes Büchlein (bekommt jeder Teilnehmer) nachlesen kannst. Einer der ersten Sitzgelegenheiten hieß „Who was here?“ (Wer war hier?). Zum Sitzen stehen an der Seite des Weges kleine Würfel. Dies bezieht sich auf Wombats, weil sie die einzige Tierart sind, welche Kot in Würfelform hinterlässt.
Ein Highlight des Weges war der Arthurs Peak. Von dort aus konnten wir einige Buchten und ein wenig von Cape Raoul bestaunen. Die Wanderung heißt Three Capes Track, jedoch werden nur Cape Pillar und Cape Hauy auf dieser Wanderung bewandert, den dritten Cape konnten wir nur sehen. Im Verlauf unserer Tasmanienreise würden wir Cape Raoul noch bewandern.
Schließlich wanderten wir durch Wälder und auch einige offene Stellen. Schneller, als wir es kommen sahen, erreichten wir Munro. Eigentlich dachten wir, dass unsere Ankunft im Nachmittagsbereich liegen würde, doch wir waren schon vor 12 Uhr dort.
Munro Hütten
Bei der Ankunft checkten wir uns ein und schauten uns um. Die Zimmer blieben für uns die gleichen und sonst war es dort nicht viel anders als in der ersten Hütte. Doch einen entscheidenden Unterschied gab es doch. Munro hat, als einzige Station, warme Duschen. Das es eine Eimerdusche war, störte uns überhaupt nicht. Die Dusche wurde mit einem Eimer warmen Wasser und einem Eimer kalten Wasser aufgefüllt. Mehr als das sollte niemand nehmen und es reichte vollkommen, um sich ab zu duschen. Solch einfache Sachen können manchmal echt gut tun.
Ein weiteres Highlight von Munro war ein Aussichtsdeck. Die Holzplattform, die den ganzen Bereich mit einander verband, führte noch ein Stück raus, wo man einen atemberaubenden Ausblick auf Cape Hauy hatte.
Der restliche Tag
Nun waren wir sehr früh am Tagesziel. Dementsprechend nutzten wir die Zeit, um uns zu erholen, mit Menschen zu reden und Spiele zu spielen. An diesem Tag entdeckte ich das Schachspiel erneut. Dehydriertes Zeug gab es, wenn wir hungrig waren. Wir unterhielten uns mit Menschen oder lauschten dem zweiten Briefing von der zweiten Rangerin. Abends fielen wir, nach einer Leserunde, erschöpft in den Schlaf.
In Summe war es ein sehr positiver Tag für uns, weil wir sahen, dass wir dem Gewicht auf unserem Rücken standhalten konnten. Das Wandern machte so viel Freude, dass wir nicht bemerkten wie schnell die Wanderung wieder endete an diesem Tag. Obwohl wir erschöpft waren, brodelte etwas in uns, wir waren heiß auf den nächsten Tag.
Das Essen
So sehr das Wandern Euphorie in uns auslöste, so konnte uns die Freude nicht von einer Schattenseite ablenken, dem Essen. Dies könnte ich in einem Satz beschreiben: Das Essen war scheiße! Je länger der Three Capes Track andauerte, desto stärker wurde die Verstimmung in meinem Magen. Dehydriertes Essen ist praktisch beim Wandern, doch die meisten Sachen, die wir probierten, schmeckten nicht und/oder hatten eine komische Konsistenz. Mein Magen brauchte noch einige Tage nach dem Three Capes Track, um sich wieder zu beruhigen.
Teil 2 folgt.
~ Daniel