Die Great Ocean Road
Nach einer Woche Kangaroo Island war unser nächstes Ziel Melbourne. Dafür nahmen wir uns vor der berühmte Great Ocean Road zu folgen. Der Startpunkt liegt bei Allansford und der Endpunkt bei Torquay, bei der Fahrt legt man 664 Kilometer zurück, soviel zu den Fakten. Wir planten uns ungefähr eine Woche dafür ein, um einige Abstecher, unter anderem eine Kanutour mit Schnabeltieren, machen zu können.
Als wir die Great Ocean Road befuhren staunten wir nicht schlecht. Der Weg entlang des Ozeans war gezeichnet von beträchtlichen Klippen, die aus dem Wasser ragten. Es war ein Kino für die Augen, auf der einen Seite der Ausblick auf den Ozean mit mächtigen Wellen, auf der anderen Seite ausgedehnte grüne Weiden. Es war geradezu unmöglich aus dem Staunen wieder herauszukommen. Die Schöpfung der Natur ist unvergleichlich. Es fühlte sich so an, als würde man in einer Naturdokumentation sein oder als würde man vor einer Ausstellung in einer Galerie stehen.
Mich haben auch die großen Weiden mit den grasenden Kühen sehr fasziniert, die sahen aus wie die Weiden bei einer Werbung für Milch oder Käse von glücklichen Kühen. Hinter jeder Kurve lag eine neue wunderschöne Seite dieser Straße vor uns. Das Ganze wurde begleitet von unserer eigenen Musik, die eine harmonische Fahrt ermöglichte. Diese Fahrt ließ uns unsere Freiheit erkennen, wir konnten tun uns lassen was wir wollten. Es lief unsere Musik auf unserer Route und wir würden unsere Entscheidungen treffen, wo wir wie lange bleiben und was wir uns anschauen. Es war ein befreiendes Gefühl zu fahren und zu wissen, dass der Tag einem selbst gehört. Pflicht war das, war wir dazu erklärt hatten.
Attraktionen entlang der Great Oceans Road
Entlang der Great Ocean Road gab es immer wieder spannende Aussichtspunkte, wo man einen noch tieferen Einblick in die Felsformationen haben konnte. Wir bekamen gewaltige Wellen zu sehen, die gegen Felsen aufschlugen, die mitten aus dem Wasser ragten. Einfache Felsen aus dem Wasser hinterließen bei mir einen faszinierten Eindruck, denn die Natur als Ganzes wirkt so harmonisch, alles passt. Alles hat seinen Platz und der Felsen, den ich sah stand trotz stärkster Wellen unbeeindruckt im Wasser. Solche Erlebnisse wecken in mir Begeisterung. Ich möchte mehr von der vollkommenen Natur sehen. Sie verstehen lernen, ob es das Verhalten von Tieren ist oder einfach die Rolle und Entstehung eines Felsens im Ozean.
Die schlimmste Fahrt in ganz Australien
Der Verlauf der Strecke war für mich als Fahrer abenteuerlich und für Jenny übelkeiterregend. Die verrücktesten Kurven kamen auf uns zu: Rechts und links, rauf und runter und drüber und drunter, es war keine leichte Fahrt. Manchmal habe ich mich gefragt ob der Streckenverlauf im Kindergarten designt wurde. Trotz dieser anstrengenden Fahrt war die Begeisterung überwiegend größer. Die einzige Strecke, die wirklich ein kleiner Schock für uns war, war diejenige welche von Apollo Bay nach Forrest ging. Es war eine Strecke, die keine Geraden kannte. Kurve für Kurve wurde es immer höher und extremer, zwischendurch gab es sogar Kurven, die einer Wendung ähnelten und man maximal mit 25 km/h durchfahren durfte. Wir beide waren mehr als glücklich nachdem wir diese Fahrt überstanden hatten.
Campingplatz
Wie bereits erwähnt machten wir den einen oder anderen Abstecher. In der Nähe von dem Great Otway National Park buchten wir uns einen Campingplatz. Die zwei Tage sollten uns dazu dienen Wäsche zu waschen, zu duschen und die Gegend zu erkunden. An einem der beiden Tage fuhren wir zu der Twelve Apostels Felsformation. Diese wurde uns bei Gesprächen auf dem Campingplatz wärmstens empfohlen.
Fotos und Touristen
Wie viele der Aussichtspunkte, war dies ein besonderes Naturschauspiel. Dieses Mal wurde unsere Begeisterung leider von den großen Massen an Menschen getrübt. Es gab viele Reisegruppen, die sich ziemlich unhöflich zu jedem freien Fleck der Aussichtspunkte hinschoben und einen dabei ziemlich anrempelten, um irgendwelche Fotos zu schießen.
Natürlich gehören Fotos zur perfekten Reise dazu, doch die Menschenmassen drängten sich für Fotos so auf, dass wir nicht einmal eine Minute die Aussicht in Ruhe genießen konnten, dazu liefen viele Leute zwischen den Aussichtspunkten quasi mit dem Gesicht ins Handy gefesselt, so dass wir oftmals ausweichen mussten. Für mich unvorstellbar, dass man einen solch schönen Ort nur aufsucht, um paar Fotos zu machen, ohne ein Erlebnis davon mitzunehmen. Wir distanzierten uns schließlich von den Massen und wanderten einen kleinen Teil des Great Ocean Walks, um wieder mehr die Natur zu genießen und schöne Aussichten ohne drängelnde Menschen zu haben. Dieses Erlebnis lehrte mich, dass die Menschen ihre Reisen unterschiedlich ausleben und dass das Leben manchmal echt von Medien wie Handys überladen ist, die Zeit in der Natur ist ein schöner Kontrast, der für mich eine tatsächliche Erholung bietet.
Apollo Bay
Im Verlauf der Reise machten wir Halt an der Apollo Bay. Dort machten wir einen schönen Strandspaziergang und einen kleinen Bummel entlang der Straße.
Neue Bekannte im Great Otway Nationalpark
Auf einem anderen Zwischenstopp im Great Otway Nationalpark lernten wir zwei andere Reisende aus Israel kennen. Wir begegneten den Beiden auf einem Parkplatz. Wir sahen, dass sie im Auto lebten, wie wir. Also packte uns die Neugier und wir sprachen sie an, um uns anzuschauen, wie sie ihr Auto gestaltet haben. Das Besondere dabei ist, dass wir uns das früher nie getraut hätten. In Australien herrscht eine lockere Atmosphäre und jeder kann hier jeden ansprechen.
Aus einer Unterhaltung entstand der Plan den Abend zusammen an einer Übernachtungsmöglichkeit zu verbringen. Mit einer Taschenlampe setzten wir uns an einen Tisch im Dunkeln und tauschten unsere Reiseerlebnisse aus. Es war eine spannende Erfahrung und ein sehr unterhaltsamer Abend. Am nächsten Tag trennten sich die Wege wieder und wir fuhren zu den Erskine Falls, unser zweiter Versuch Wasserfälle zu beobachten. Dieser war sehr erfolgreich und es entstand eine abenteuerliche Wanderung, welche in einem zukünftigen Artikel näher beschrieben wird.
Nach dem Zwischenstopp im Great Otway Nationalpark fuhren wir die Great Ocean Road zu Ende. Es blieb eine lange Reihe an unvergesslichen Erinnerungen. Jeder, der Australien besucht, sollte diese Strecke mal gefahren sein. Es war die schönste und spannendste Fahrstrecke, die wir bisher zurückgelegt haben.
~ Daniel