Hintergrund
Wir beide machen schon seit mehr als 10 Jahren Judo. Es ist ein Teil von uns, der einfach nicht von uns zu trennen ist. Mit der Reise nach Australien, wurde uns auch bewusst, dass es eine große Herausforderung sein wird unsere Leidenschaft weniger auszuleben. Folglich beschossen wir für uns, dass wir so oft wie möglich Judo in Australien machen würden. So verließen wir Deutschland und nahmen Judo in Form von unseren Anzügen mit. Jetzt sind wir schon seit über einem Jahr in Australien und tatsächlich konnten wir einige Male an unterschiedlichen Trainings teilnehmen. Dabei konnten wir die unterschiedlichsten Erfahrungen sammeln.
Judo in Melbourne
Das erste Mal Judo in Australien gab es in Melbourne. Diesen Judoverein habe ich mir bereits in Deutschland ausgeguckt. Damals suchte ich nach australischen Kämpfern, die eine Platzierung bei Olympia erreicht hatten. Über die Bronzesiegerin Maria Pekli fand ich das Kampf- und Fitnessstudio Resilience Training Center. Seit jeher wollte ich unbedingt dort einmal trainieren. Dieser Wunsch verstärkte sich, nachdem wir einige Kämpfer von diesem Verein bei einem internationalen Judoturnier in Deutschland gesehen haben.
Tatsächlich klappte in Melbourne alles reibungslos. So durften wir, nach einigen Monaten ohne Training, direkt auf höchstem Niveau starten. Das Training wurde kostenlos als Probetraining angerechnet. Da wir auch ein Interesse als Trainer hatten, konnten wir beim Kindertraining zuschauen.
Bei den Kindern staunten wir bereits nicht schlecht. Obwohl auch einige unaufmerksame Kinder dabei waren, so schien das Training dennoch disziplinierter zu laufen. Außerdem stellten wir zum ersten Mal fest, dass die Trainingszeit in Australien deutlich effektiver genutzt wird, als in unserem Heimatverein. So lernten die Kinder in weniger Zeit mehr Inhalte.
Nach der Kindergruppe konnten wir das erste Mal Judo in Australien machen. Es war einfach brutal und bombastisch zu gleich. Nach mehreren Monaten ohne Judo, ist das Gefühl von Judomatten unter den Füßen, wie nach Hause kommen. Das Niveau war überhaupt nicht mit dem zu vergleichen, was wir kannten. Bereits nach dem Aufwärmen waren wir schlapp. Am Ende des Trainings waren wir beide rot, wie Tomaten. Immerhin gab es ein Wettkampftraining mit zahlreichen Trainingskämpfen nacheinander. Insgesamt war es sehr spannend in Melbourne zu trainieren, obwohl wir noch ein ganzes Stück von deren Leistungsstand entfernt sind. Für uns war es eine schöne Erfahrung und wir konnten einige Übungen für uns mitnehmen.
Judo in Sydney
Unsere zweite Erfahrung mit Judo in Australien hatten wir in Sydney. Dort suchten wir den Blacktown City Judo Club auf. Dieser war nicht weit entfernt von unserem Housesitting. Dieser Verein entsprach schon etwas eher unserem Können. Auch dort konnten wir einige Übungen für uns abschauen.
In Sydney gab es eine neue Herausforderung, das Wetter. Der australische Sommer ist echt der Knaller. In Deutschland waren wir große Hallen gewöhnt, aber in Australien gibt es oft nur sehr kleine Gebäude, die im Sommer wie eine Sauna sind. Die Australier waren sichtlich trainierter im Umgang mit der Hitze. Dennoch gaben wir unser Bestes.
In Sydney kam uns auch erneut die australische Freundlichkeit entgegen, denn uns wurde angeboten, so oft zum Training zu gehen, wie wir wollten. Folglich konnten wir dort mehrmals kostenfrei trainieren. Zusätzlich baten sie uns an unseren Judoanzug zu waschen. Insgesamt hatten wir dort eine fantastische Zeit. Dort gefiel uns einfach der Umgang unter den Menschen im Verein.
Judo in Perth
Bevor Covid-19 in Australien alles lahm legte, konnten wir auch an einem Training in Perth teilnehmen. Ähnlich wie in Sydney konnten wir sehr gut an dem Training teilnehmen. Glücklicherweise war das Wetter nicht so hart mit uns so, dass wir ein wenig länger durchhalten konnten. Erneut wurde uns mehrfaches Training kostenlos angeboten. Darüber waren wir sehr glücklich, auch wenn es wegen Corona nicht mehr dazu kam. Dies war schon unsere dritte Station mit Judo in Australien. Von jeder einzelnen Halle konnten wir einige Übungen oder Feinheiten mitnehmen. In Perth und Melbourne gab es ein hervorragendes Randoritraining (Kampftraining). Bei dem Verein in Perth konnte ich sogar den einen oder anderen Kampf gewinnen.
Judo in Port Hedland
Unsere aktuellste Gelegenheit für Judo in Australien ist bei unserem Aupairjob in Port Hedland. Wie in Sydney und Perth zuvor, wurden wir hier mit offenen Armen empfangen. Hier dürfen wir sogar bei dem Kindertraining helfen. Port Hedland ist in Australien eine der wärmeren Gegenden. Folglich hat die Halle einige Klimaanlangen, die die Hitze etwas erträglicher machen. Auch hier fielen uns einige Unterschiede auf. Die Effektivität ist auch in Port Hedland einfach traumhaft. Außerdem wird der Fokus mehr auf die Quantität gelegt, viele Feinheiten aus Deutschland werden hier einfach nicht beachtet. Unsere persönliche Herausforderung hier besteht darin Judo auf Englisch zu vermitteln. Wir versuchen uns möglichst gut beim Training einzubinden, jedoch ist die Sprache eine große Barriere.
Judo in Australien Fazit
Bis jetzt sind uns viele Unterschiede, aber auch einige Gemeinsamkeiten aufgefallen. Die Einheiten waren, egal wo wir waren, sehr effizient. In unserem Heimatverein gab es Trainings, wo wir nach einer halben Stunde noch nicht beim Judo waren. Viele Kinder scheinen disziplinierter zu sein, jedoch gibt es auch hier die typischen Persönlichkeiten, vor allem die Zuspätkommer. Zusätzlich haben wir festgestellt, dass Judo hier eine viel geringere Kapazität hat als in Deutschland. In unserer Heimatstadt Lünen (circa 90.000 Einwohner) gibt es zwei Judovereine und in der Millionenstadt Sydney gibt es nur einen Verein mehr. Viele Städte, außerhalb von den Großstädten, haben keine Vereine. Außerdem sind die Strecken und Turniere für Vereine in kleinen Städten eine ordentliche Größe. Das erste Turnier für den Verein aus Port Hedland fängt in Perth an. Die Distanz beträgt ungefähr 1600 Kilometer. In Deutschland ist das erste Turnier eine Stadtmeisterschaft. Auch für Lehrgänge, wie den zum Trainer, muss man nach Perth fahren. Folglich kann Judo eine heftige Angelegenheit werden, wenn man nicht in den Großstädten trainiert.
Eine weitere Auffälligkeit sind die unterschiedlichen Prüfungsverordnungen. Bei dem Training in Port Hedland sahen wir, wie ein weiß Gurt in einem Training zum orange Gurt wurde. Die Würfe für die Prüfung waren sehr unterschiedlich zu denen aus Deutschland. Für Erwachsene gibt es hier keine halben/ zweifarbigen Gurte. Um die Kinder anzuspornen, gibt es die einzelnen Gürtel mit einem schwarzen Ende. Dies ist eine Methode, um Kinder mit guten Leistungen zu belohnen, wenn sie noch zu jung sind für den nächsten Gürtel oder nur einen Teil des Prüfungsprogramms für den nächsten Gürtel können.
Insgesamt waren die Trainingseinheiten sehr lehrreich für uns.
~ Daniel