Hintergrund
Jenny und ich befinden uns schon in unserem vierten Jahr Australien. Nachdem wir uns entschieden hatten auch noch in Perth zu heiraten, gab es einen guten Grund für unsere Familien nach Australien zu kommen. So kam es dazu, dass ich nach 3,5 Jahren meine Mama wieder sah. Der Plan war es ihr in drei Tagen einige schöne Ecken zu zeigen und dann Jenny und ihre Familie in Perth zu empfangen. Jeder hatte unterschiedlich viel Zeit in Australien mitgebracht und so wäre gesichert, dass alle die Magie des Landes erleben könnten.
Der Tag der Ankunft
Ich reiste einige Tage früher als Jenny von der Arbeit ab. So konnte ich mit Mama durch die Gegend fahren ohne einen Mietwagen zu bestellen (Rojo hat nur Platz für zwei Personen). So flog ich morgens von der Arbeit und in der folgenden Nacht sollte ich dann für die Ankunft meiner Mutter zum Flughafen zurückkommen. Der Tag war in Summe einfach furchtbar. Normalerweise hinterlassen wir in Perth alles so, dass wenn wir von der Arbeit kommen alles bereit ist. Jedoch hatten wir zuvor einige stürmische Wochen, denn es wurde in unser Auto eingebrochen. Folglich flogen wir spontan später zur Arbeit und hatten nichts erledigt, weil wir nach dem Einbruch sehr viel um die Ohren hatten.
Dementsprechend kam ich wieder und verbrachte meinen Tag damit, alles wieder her zu stellen, was für mich eine Herausforderung ist, weil ich in der Arbeitsteilung mit Jenny fürs Kochen zuständig bin und fürs Chaos machen, aber nicht für Ordnung. Zumindest erfuhr ich später, dass meine Ordnung für Mama gereicht hat. Zusätzlich zu allen Vorbereitungen, musste ich immer noch Sachen erledigen, die mit dem Einbruch zu tun hatten.
Nachmittags war alles erledigt und ich machte mir eine schöne Zeit am Strand. Schwimmen, Sport im Park und ein fantastisches Abendessen zum Sonnenuntergang, nur Jenny fehlte. Von Aufregung gab es auch nichts, irgendwie konnte mein Kopf nicht ganz realisieren, was alles passieren würde. Neben dem Chaos in Perth kam irgendwann auch noch das Chaos in Singapur dazu. Ich erfuhr, dass der Flug von meiner Mama sich um Stunden verspäten würde. So musste ich abends noch einige Male mit dem Airbnb-Host telefonieren. Schließlich suchte ich mir einen Schlafspot und schlief bis zur Ankunft. Immerhin stand sehr viel an.
Wiedersehen
Ich hatte eine Spanne von einer Stunde am Flughafen. So lange konnte ich dort kostenlos parken. Deswegen versuchte ich die ungefähre Ankunft zu erahnen und rechnete auch eine gewisse Zeit mit allen Kontrollen ein. Als ich ankam, hatte ich schon Nachrichten auf dem Handy, dass sie schon fertig war und auf mich warten würde. Empfang am Flughafen, etwas schief gegangen, aber es ist wie es ist.
Als ich dann in den Flughafen ging, freute ich mich unglaublich. Nach einer ungeplanten langen Zeit konnte ich meine Mama wieder in den Arm nehmen. Das war einfach surreal und unglaublich. Ein Stück Zuhause war in Australien, meinem neuen Zuhause. Schließlich brachte ich sie zur Unterkunft und fuhr zum Strand, um noch paar Stunden Schlaf zu kriegen.
Der erste Tag
Morgens stand ich gewohnt früh auf und ging eine Runde joggen. Danach wollte ich für einen kurzen Dip ins Wasser und schon da bekam ich eine Nachricht von Mama, dass sie schon wach sei. Mit etwas weniger Zeit, wollte ich schnell ins Wasser, doch meine Nase dachte sich, schnell, aber nicht heute. Als aus dem Wasser lief fing meine Nase an zu bluten. Nach einer Stunde, statt 25 Minuten, war ich dann zum Frühstück da.
Das Frühstück war sehr entspannt und es fing für mich sehr gut an, weil Mama sich meinem Essensstil anpasste. So wurde der vegane Essensstil einfach angenommen. Danach machten wir uns auf den Weg nach Margaret River. Der weiteste Punkt von Perth zuerst, so dass wir danach Stadt für Stadt wieder zurück fahren konnten. Für sich keine schlechte Idee, aber mit wenig Schlaf sehr anstrengend. Während der Fahrt unterhielten wir uns, aber auch der Jetlag haute sie irgendwann um.
Unser erster Halt waren die Canal Rocks. Dort gibt einen Boardwalk und wundervolle Aussichten auf den Ozean. Bei unserem Aufenthalt hat das Wasser gestrahlt und Mama war begeistert. Vom ersten Tag an machte es mir Freude zu sehen, wie sie mit großer Faszination die „normalen“ Dinge Australiens bewunderte. Danach ging es zu einem benachbarten Strand. Eine große Fläche mit weißem Sand und keine anderen Menschen vor Ort, was für ein Traum. Ich schätze die schönen Strände der Westküste haben es ihr sehr angetan.
Schließlich fuhren wir zum Airbnb für die Nacht. Zu unserem Glück wurde es nur von uns belegt, so konnte jeder ein eigenes Zimmer haben. Der Stil war außergewöhnlich, aber wir konnten uns schon sehr heimisch fühlen. Außerdem gab es ein Frühstück als Bonus. Nach einem schnellen Abendessen fuhren wir, der Faulheit entgegen, zum Strand, um den Sonnenuntergang zu sehen. Dies stellte sich als sehr gute Entscheidung heraus. Der Sonnenuntergang fand zwar hinter den Wolken statt, doch auch die Farben des Himmels versprühten eine gewisse Magie. So ging ein sehr erfolgreicher erster Tag zu Ende.
Regen ist keine Ausrede
Am nächsten Morgen gab es ein nahezu veganes Frühstück, eine absolute Seltenheit, dass es jemanden gibt, der so etwas ohne Anfrage macht. Wir beide erfreuten uns an einem sehr fantastischen Frühstück und dann zogen wir auch schon wieder los. An diesem Tag war mein Energielevel deutlich höher.
Die erste Station war Hamelin Bay, eine Bucht mit der Garantie Stachelrochen zu sehen. Gerade angekommen, schon fing es auch an zu regnen. Blöd gelaufen, aber egal. Spätestens als meine Mama die Rochen am Strand entdeckt hatte, war es komplett egal wie das Wetter war. Natürlich wurden Millionen Bilder gemacht, aber dies ist ja auch verständlich. Immerhin kannst du in Deutschland nicht mal eben an den Strand fahren, um Rochen zu beobachten.
Wir verbrachten einige Zeit dort und erneut konnte ich mich über diese Begeisterung nur freuen. Es war schön zu sehen, dass es immer verständlicher wurde, warum Jenny und ich Australien lieben. Außerdem erinnerte ich mich, wie es war all diese wunderbaren Orte zum ersten Mal zu sehen. Durch den Regen war auch die gesamte Kulisse atemberaubend. Die dunklen Farben am Himmel im Kontrast zu den strahlenden Farben des Ozeans waren eine echte Darbietung. Am Ende spazierten wir noch ein Stück vom Boardwalk entlang.
Nach Hamelin Bay fuhren wir spontan zum Yallingup Beach. Dort gab sie mir einen Kaffee aus und wir gingen schwimmen. Mich überraschte, dass es dort ein Riff gab und so verbrachte ich ein wenig länger im Wasser mit meinem Schnorchelequipment. Dies war kein Problem, weil Mama dann den Strand entlang spazierte in der Zeit. Schließlich ging es Richtung Cape Naturaliste. Dort machten wir eine kleine Buschwanderung, die wir jedoch abkürzten, weil sich ein Gewitter in der Ferne zusammenbraute.
In Busselton sah die Welt dann auch anders aus, der Himmel war zwar grau, aber Regen gab es nicht. So machten wir noch einen Spaziergang auf dem berühmten Busselton Jetty, dabei unterhielten wir uns sehr gut.
Abends ging es dann zum nächsten Airbnb in Bunbury. Bei der Buchung war ich wohl etwas unaufmerksam gewesen, weil es ein Raum ohne jegliche Küchennutzung war. Mit dem Gaskocher war dies kein Problem und es gab dann trotzdem ein Abendessen. Diesmal blieb ich im Auto zum Schlafen und ein Tag voller Erlebnisse ging zu Ende.
Letzter Halt, Bunbury
Schon in Margaret River startete Mama ihre Morgenspaziergänge. Morgens sind die Vögel wie Kakadus am aktivsten und schon vor sieben war sie unterwegs. Einfach unglaublich wie die lebendige Umgebung Australiens einen Antrieb und eine Motivation entfachen kann.
Wir frühstückten am Koombana Beach. Schon vor Jahren, machten Jenny und ich das Selbe, um Delfine neben dem Dolphin Discovery Centre zu sichten. Dies wollte ich Mama unbedingt ermöglichen. Das Timing hätte nicht perfekter sein können, zwei Delfine tauchten in der Bucht direkt nach dem Frühstück auf. Sobald so etwas passiert, siehst du bei jeder Person, egal wie alt, dass die Kindesfreude erwacht. Am Strand schauten wir uns die Delfine an. Die restliche Zeit liefen wir durch Bunbury und schauten uns die Stadt und die Strände an. Danach ging es, nach einem Halt im Bunbury Farmers Market, wieder Richtung Perth. Die kleine Reise mit meiner Mama endete und die Hochzeit kam näher.
Perth
Während der Zeit in Perth erwartete Jenny und mich die nächste neue Situation. Nach 3,5 Jahren zu zweit, lebten wir für über eine Woche mit sechs Leuten in einem Haus. Zunächst war es sehr schön alle wieder im Leben zu haben. Immerhin konnten wir über viele Jahre jeden nur über Skype sehen und nun waren alle an einem Ort, unserem Ort. Die Aufregung war groß jedem zu zeigen, was wir an Australien lieben und auch unsere Hochzeit war schon sehr nah. Neben den schönen Aspekten des Zusammentreffens gab es aber auch kleine Makel. Über Telefonate merkst du nicht wie stark diese Zeit einen verändert hat.
Über den Lebensstil als Reisende und Erfahrungen auf unterschiedlichsten Arbeitsstellen haben wir vieles verändert. Deswegen gab es auch Momente die schwierig waren, weil die Welten in denen jeder lebt sehr unterschiedlich sind. Am Ende des Tages überwog das große ganze, die Menschen, die wir lieben, waren für unsere Hochzeit in Australien da. Ich bin sehr dankbar, dass Mama da war und auch in der Perth Woche erfreute mich ihre Begeisterung. Besonders am Tag der Hochzeit war es für mich sehr besonders. In unseren ursprünglichen Plänen hatten wir niemanden erwartet, weil es eine sehr aufwendige Reise ist, aber mit allen, die da waren war es perfekt.
Leider verflog die Zeit in Perth sehr schnell und wir versuchten so viel wie möglich in der kurzen Zeit zu zeigen. So wurden einige Nationalparks besichtigt und auch ein Ausflug nach Rottnest Island durfte nicht fehlen. Manche Tage waren zu voll, aber die begrenzte Zeit wollten wir so gut wie möglich nutzen. Am Ende werden die guten Erinnerungen bleiben.
Abschied
Der letzte Tag von Mamas Besuch kam schneller als erwünscht. Für mich war es einer der schönsten, aber auch einer der traurigsten Tage in der ganzen Zeit. Morgens liefen wir durch Fremantle und so konnte jeder einige Souvenirs shoppen. Danach gab es noch die große Fahrt zum Yanchep Nationalpark. Australien ohne eine Koalasichtung zu verlassen wäre nicht möglich gewesen. Wir erwischten einen super Tag. Die Temperaturen waren angenehm und der Park blühte voller Lebendigkeit. Alle möglichen Vögel flogen durch die Luft, die Umgebung war angenehm grün und nachmittags zeigten sich viele Kängurus. Ein fantastisches kleines Abenteuer zum Abschluss.
Abends brachte ich Mama, nach dem Essen, zum Flughafen. Während der Fahrt redeten wir noch und mit jedem Kilometer weniger auf dem Navi wurde es ein wenig trauriger. Dies war eine Fahrt, die nicht hätte enden sollen. Am Flughafen checkten wir sie ein und fanden den Weg zu ihrem Flug. Danach brachte sie mich noch zum Bus, der mich zurück zum Parkplatz bringen sollte, und nach einer langen Umarmung war es auch schon wieder vorbei.
Gedanken
Nach dem Abschied von Mama gab es eine kleine Leere. In 3,5 Jahren hatten wir uns an das Vermissen der Familie gewöhnt. Der gesamte Besuch war besser, als ich es erwartet hatte und am Ende fühlte es sich so an, als wäre ein Stück von mir mit nach Deutschland geflogen. Es war unglaublich zu sehen, wie Mama die selbe Freude für (im Herzen) meinen Zuhause, zeigte. Selbst fast einen Monat danach fühle ich zwischendurch, dass sie mir fehlt.
In Summe war die gesamte Zeit eine große Überraschung für mich. Viele Menschen erzählten uns, dass es schwierig sei Menschen nach einer langen Reise wieder zu sehen. Natürlich freut man sich, aber häufig verändern Erfahrungen und Abenteuer einen sehr. Ich hatte befürchtet, dass es mehr Probleme geben würde, aber ich war sehr positiv überrascht. Auch bin ich sehr dankbar, weil Mama sehr offen für unseren Lebensstil war und sich auch für die Gründe vieler Entscheidungen interessiert.
Ich glaube, dass ich ihr zeigen konnte warum ich so lebe, wie ich lebe. Es war schön mein Leben zeigen zu können und wieder nach einer langen Zeit aufzuschließen. Als wir gegangen sind, war ich sehr froh, weg zu kommen und mein eigenes Ding zu machen. Die lange Dauer und viele Veränderungen in beiden Leben, haben uns wahrscheinlich wieder näher gebracht und ich bin sehr dankbar und froh über diese Zeit. Das Wiedersehen nach 3,5 Jahren wird für mich als sehr schöne Erinnerung in meinem Herzen bleiben.
~ Daniel