Hintergrund
In den letzten Jahren konnten wir einige Reisestile kennenlernen. Vor allem in Australien fanden wir unsere liebste Art und Weise zu Reisen. Dabei stellten wir fest, dass es uns sehr erfüllt, wenn wir langsam reisen. Housesittings zum Beispiel ließen uns häufig länger an Orten bleiben und so konnten wir die wahre Schönheit der Umgebung sehen. Auf Tasmanien entschieden wir uns für eine Zeitspanne von drei Monaten für die Reise, während die meisten maximal eine bis zwei Wochen bleiben. So konnten wir die weniger beliebte Westküste bereisen und tatsächlich gehört dieser Part von Tasmanien zu den Schönsten für uns. Doch nicht immer wählen wir unseren Lieblingsweg und so hatten wir auch einige Erfahrungen mit dem schnellen Reisen. Auch das schnelle Reisen hat seine Vorzüge.
Vorteile
Schnelles reisen wählen wir, wenn wir wenig Zeit haben, um viel Fläche oder viele Highlights zu sehen. Manchmal gibt es Limits, dann lohnt es sich eine große Vielfalt unterzubringen. Als wir nur 22 Stunden in Singapur hatten, wollten wir so viel wie möglich von dem Land sehen. Folglich packten wir uns den Tag voll mit Highlights und konnten so sehr viele fantastische Erinnerungen mitnehmen. Auch wenn wir auf unserer Australienreise Termine wahrnehmen mussten, wie Starts von neuen Jobs oder Housesittings, dann konnten wir immer in einer limitierten Zeit noch viele Erlebnisse mitnehmen.
Tatsächlich ist der Punkt mit der Vielfalt sehr groß, weil manche Reisen ein Startpunkt und ein Ende haben. In Island hatten wir nur eine Woche und wir entschieden uns dafür sowohl den Süden als auch den Norden zu bereisen. So hatten wir weniger Zeit an den entsprechenden Orten, konnten jedoch mehr Facetten des Landes sehen. Hätten wir eine langsamere Fortbewegung ausgewählt, dann hätten wir den Norden nicht mehr gesehen und dort hatten wir mit die besten Erlebnisse.
Im Endeffekt bietet die höhere Geschwindigkeit eine größere Menge an Orten und Erlebnissen in einer begrenzten Zeit.
Nachteile
Der offensichtlichste Nachteil ist der Zeitdruck und der daraus resultierenden Mangel an Qualität und Regenerationszeit. Wenn du von Ort zu Ort prescht, dann fehlt die Zeit, um einen Ort richtig kennen zu lernen. Viele Städte und Nationalparks brauchen Zeit, damit du die volle Schönheit sehen kannst. Wären wir bei unserem ursprünglichen Plan geblieben, Australien in einem Jahr zu bereisen, dann hätten wir dieses Land nie so kennengelernt wie in vier Jahren. Mit nur einem Jahr hätten wir überwiegend nur touristische Attraktionen gesehen, aber gerade die gefielen uns am wenigsten. Zum Beispiel entdeckten wir spontan den Mutawintji Nationalpark, wo wir eine Herde Emus in der Wildnis sahen. Dies hätten wir bei einer schnellen Reise nie erlebt.
Die Nachteile basieren hauptsächlich auf der Qualität der Reise. Ich finde viele Orte haben eine eigene Identität, etwas was den jeweiligen Ort einzigartig macht. Ziehst du weiter bevor du richtig da warst, dann siehst du das Äußere, aber nicht das Innere. Die meisten Reisen, die bei uns schnell gehen mussten hinterließen ein unbefriedigendes Gefühl. Wir waren zwar an einem Ort gewesen, aber dieser deutete an, dass es mehr geben könnte. Deswegen bleibt das Gefühl, dass ich wiederkommen muss. Folglich bevorzuge ich es, wenn ich lieber von Anfang an so lange bleibe, bis ich das Gefühl habe, dass ich entweder alles gesehen habe oder ich nicht mehr sehen muss, weil es nicht so gut zu mir passt.
Als Letztes fehlt noch der Punkt, dass dir viele Möglichkeiten entgehen, wenn du immer schnell unterwegs bist. Häufig lernten wir Menschen kennen, wenn wir länger an einem Ort waren. Diese Menschen boten viele neue Ideen und Empfehlungen, manchmal waren sie Teil dessen, was die Reise ausmachte. Auf Tasmanien verbrachten wir mehrer Nächte auf einem Parkplatz vor dem Hartz-Mountains-Nationalpark. Der Parkplatz war simpel, nur ein Klo und ein wenig Wald. In der ersten Nacht lief alles sehr gewöhnlich, wären wir danach weitergezogen, dann hätten wir einen der besten Reisemomente verpasst. In der zweiten Nacht lud ein altes Seniorenpärchen zum Lagerfeuer ein. Alle Reisende trafen sich an diesem Feuer, eine Mischung aus jung und alt, aus den unterschiedlichsten Nationen und den unterschiedlichsten Hintergründen. Die Qualität dieses Erlebnisses würde ich nicht missen wollen.
Fazit
Reisen ist im Gegensatz zum Urlaub, eine Entwicklung, eine Erweiterung des Horizonts und eine Möglichkeit andere Identitäten kennenzulernen. Deswegen bevorzuge ich das langsame Reisen. Jedoch hat das schnelle Reisen auch seine Vorteile, besonders wenn du viel Quantität in einer gewissen Zeit haben möchtest. Wie in vielen Dingen des Lebens gibt es bei den Reise-Stilen kein richtig oder falsch. Am Ende muss jeder selbst entscheiden, was sich am besten anfühlt oder was den besten Mehrwert bringt. Doch selbst wenn du einen Favoriten hast, lohnt es sich andere Methoden auszuprobieren, um eine neue Facette kennenzulernen.
~Daniel